ESG-Unternehmensranking

Experten fordern externe Prüfung von CO2-Emissionen

Eine aktuelle Untersuchung zeigt, dass immer mehr Versicherer ESG-Kriterien beachten und ihre Berichte danach ausrichten. Allerdings lassen immer noch viele Unternehmen ihre CO2-Emissionen nicht extern prüfen. Das nährt den Greenwashing-Verdacht.

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14:11 Uhr | 14. November | 2022
ESG-Unternehmensranking: Experten fordern externe Prüfung von CO2-Emissionen Bild: Andrey Popov

Auf die Versicherer kommen immer mehr ESG-Berichtspflichten zu. Eine Ranking zeichnet ein aktuelles Stimmungsbild der Branche. Bild: Andrey Popov

Ab 2025 gilt für viele große Unternehmen die CSRD-Berichterstattung, doch bereits heute müssen Firmen Angaben zur Taxonomiefähigkeit machen. Und das ist nicht nur im Sinne des ökologischen Bestrebens, sondern hat auch ökonomische Folgen. Schließlich sind Verbraucher durchaus bereit, mehr Geld für nachhaltige Versicherer und deren Produkte auszugeben. Doch nicht jedem Versicherer fällt es leicht, mit den Anforderungen Schritt zu halten. Besonders schwierig ist es für Unternehmen, die indirekten Emissionen, die durch die Kapitalanlagen entstehen, darzulegen, erklären die Experten des Analysehauses Morgen & Morgen.

Sie haben zusammen mit Zielke Research Consult ein aktuelles ESG-Unternehmensranking aufgelegt, für das sie die CSR-Berichte aus dem vergangenen Jahr von 50 Versicherern genauer unter die Lupe genommen und besagte Berichte hinsichtlich ihrer Zielsetzungen in den Bereichen Environment, Social und Governance bewertet haben.

Demnach haben sich die Ergebnisse trotz der Verschärfung der Kriterien im Bewertungsverfahren durchaus verbessert. „Es gibt schon noch Unterschiede zwischen denjenigen, die möglichst viel bewegen wollen und denen, die eher als Follower agieren. Der Großteil ist aber auf dem richtigen Weg“, glaubt Carsten Zielke, Geschäftsführer des gleichnamigen Beratungsunternehmens. Inwiefern die Versicherer allerdings auf dem 1,5 Grad-Pfad angekommen sind, sei noch nicht absehbar.

Forderung nach verifizierten CO2-Emissionen

47 Prozent der Unternehmen, die auf eine externe Verifizierung ihrer Treibhausgasemissionen, der sogenannten Scopes, verzichten, konnten ihr Ergebnis im Bereich Umwelt in diesem Jahr verbessern. Bei den verifizierten Versicherungsgesellschaften sieht das wiederum anders aus. Dort ist der CO2-Ausstoß pro Mitarbeitendem gestiegen. „Die Gesellschaften sollten in Erwägung ziehen, ihre CO2-Emissionen verifizieren zu lassen, um einen Greenwashing-Verdacht nicht erst aufkommen zu lassen“, fordert Zielke.

Im Bereich Soziales seien die Versicherer transparenter geworden, zwei erreichen hier erstmals die Höchstbewertung. Dennoch: in den Teilbereichen Kinderbetreuung, Familienbeihilfe und Gesundheitsmanagement haben manche Unternehmen laut aktuellem Ranking nachgelassen.

Das Institut für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) hat kürzlich erstmals ein Nachhaltigkeits-Kompetenz-Rating allerdings ausschließlich für Lebensversicherer veröffentlicht, demzufolge die Bestnote "Exzellent"  kein einziges der 17 untersuchten Unternehmen erreichen konnte. "Sehr Gut" wurde neun Mal vergeben (in alphabetischer Reihenfolge): Alte Leipziger, AXA, HDI, Neue Leben, Signal Iduna, Stuttgarter, Swiss Life, Targo, Zurich Deutscher Herold.

Im Sommer haben die Analysten der Ratingagentur Franke und Bornberg allgemeine Berichte und Nachhaltigkeitsberichte von 26 Versicherern aus dem Jahr 2020 überprüft. Von den 26 Teilnehmern hatten immerhin 18 einen Bericht veröffentlicht. Das damalige Fazit der Bestandsaufnahme: „Im Vergleich zum Vorjahr beobachten wir bei den Versicherern einige Fortschritte. Aber wie sonst auch gibt es ESG-Pioniere, Mitläufer und Nachzügler“, so Geschäftsführer Michael Franke.

Verbesserung trotz strengerer Kriterien

Insgesamt haben es im aktuellen Ranking zwölf Unternehmen geschafft, den Spitzenplatz zu belegen. Das sind zwar zwei Versicherer weniger als in der Vorjahreserhebung. Dafür ist die Gesamtzahl der mit „Gold“, „Silber“ oder „Bronze“ ausgezeichneten Unternehmen im Vergleich gestiegen: Während es 2021 noch 37 prämierte Unternehmen waren, sind es aktuell sogar 40.

Und das, gleichwohl die Bewertungskriterien, die in die Analyse einfließen, doch deutlich erweitert worden sind. So untersuchen die Experten nun unter anderem auch, wie hoch der Ökostromanteil ist, ob es eine Verifizierung gibt, wie es um ESG außerhalb der Sparte Leben bestellt ist und ob eine Nachhaltigkeitsstrategie verankert worden ist. Eine interessante Entwicklung zeigt sich im Bereich Unternehmensführung: So sei das Thema Nachhaltigkeit in der Führung aktuell zentral, 78 Prozent der Gesellschaften haben sie fest ins Unternehmen integriert.

Gerade weil in Zukunft immer mehr Anforderungen an die Unternehmen in Sachen ESG gestellt werden, mahnt Zielke: „Die Gesellschaften sollten schon heute ihre Weichen richtig stellen, damit sie nicht in Zukunft nochmal ran müssen.“