Tarifstreit

Inakzeptables Angebot: Verdi erhöht nochmal den Druck auf Versicherer

Mit einem bundesweiten Streik am 26. Juni will die Gewerkschaft ihren Forderungen Nachdruck verleihen. Auf Arbeitgeberseite reagiert man gelassen.

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12:06 Uhr | 16. Juni | 2025
Fahne der Gewerkschaft Verdi

Die Gewerkschaft Verdi ruft im Tarifstreit mit dem Arbeitgeberverband der Versicherungswirtschaft zum Streik am 26. Juni auf.

| Quelle: ollo

Im Tarifstreit um die 180.000 Innendienstmitarbeiter der privaten Versicherer ruft die Gewerkschaft Verdi zu bundesweiten Streiks auf: Für den Donnerstag, 26. Juni, ruft Verdi die Mitarbeiter der Versicherer zur Arbeitsniederlegung auf. Veranstaltungen sollen an diesem Tag unter anderem in Kiel, Hamburg, Berlin, Hannover, Köln, Düsseldorf, Frankfurt, Stuttgart und München stattfinden.

 „Wir werden den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen, weil sich ansonsten nichts bewegt“, erklärte Verdi-Verhandlungsführerin Martina Grundler am Freitag. Ende Mai war die dritte Verhandlungsrunde zwischen der Gewerkschaft und dem Arbeitgeberverband der Versicherer ohne Ergebnis beendet worden.

Die Arbeitgeber hatten zuletzt angeboten, die Gehälter (sowie Zulagen) in zwei Schritten erhöhen zu wollen: einmal um 4,8 Prozent zum August dieses Jahres, einmal um 3,3 Prozent zum September des kommenden Jahres. Zudem soll der Ende März ausgelaufene Tarifvertrag bis zum Jahr 2027 verlängert worden.

Angebot ist „inakzeptabel“

Aus Sicht von Verdi ist dieses Angebot „inakzeptabel“.  Sie fordert, dass die Versicherer zumindest die Reallohnverluste der vergangenen Jahre ausgleichen müssen. Insgesamt ist es aus Sicht der Gewerkschaft erforderlich, die Löhne um mindestens 12 Prozent erhöhen, um den Kaufkraftverlust der vergangenen Jahre auszugleichen. Das aktuelle Angebot der Versicherer würde jedoch dazu führen, dass die Beschäftigten selbst im Jahr 2027 immer noch vier Prozent unter dem Einkommensniveau von 2020 liegen, rechnet Verdi vor. „Das lassen wir nicht mit uns machen. Die Beschäftigten haben deutlich mehr verdient als dauerhafte Reallohnverluste“, lässt Verdi-Verhandlungsführerin Monika Grundler in einer aktuellen Mitteilung wissen.

Die Versicherer haben aus Sicht der Gewerkschaft auch das Geld, um entsprechende Lohnerhöhungen finanzieren zu können. So boome die Branche entgegen dem Trend der übrigen Wirtschaft und feiere sich öffentlich für die erzielten hohen Margen, so der Vorwurf.

Neben einer Lohnerhöhung fordert Verdi auch eine Erhöhung der Ausbildungsvergütung um 250 Euro im Monat – hier bieten die Versicherer derzeit 220 Euro. Darüber hinaus will die Gewerkschaft mit dem Arbeitgeberverband über einen neuen Tarifvertrag Transformation verhandeln. Dieser soll sicherstellen, dass die Interessen der Beschäftigten angesichts der rasanten Veränderungen in der Branche durch Digitalisierung und Künstliche Intelligenz gewahrt werden.

Kein Einfluss auf Verhandlungslinie

Auf Arbeitgeberseite zeigte man sich angesichts des Streikaufrufs demonstrativ gelassen. Man rechne bis zu einem Verhandlungsergebnis mit weiteren gewerkschaftlichen Aktionen, erklärte Sebastian Hopfner, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands gegenüber dem „Handelsblatt“. Dies werde allerdings keinen Einfluss auf die eigenen Verhandlungslinie haben.

Bereits im April hatte Andreas Eurich, Verhandlungsführer auf Arbeitgeberseite, erklärt, dass man die Reallohnverluste der vergangenen Jahre nicht in einem Tarifabschluss nachholen könne. Zudem hinterfragte er die Berechnungen von Verdi.

Ein neuer Verhandlungstermin könnte laut Handelsblatt Anfang Juli stattfinden.