Tierversicherungen: Auf diese Leistungsbausteine kommt es an

Hunde-OP-Versicherungen sind im Aufwind – schließlich haben sich während der Pandemie viele Menschen einen Vierbeiner ins Haus geholt. Nur wie sichert man den treuen Gefährten am besten ab? Versicherungsvermittler Denis Klefenz erklärt in seinem Gastbeitrag, auf welche Punkte Tierbesitzer besonders achten sollten.

07:03 Uhr | 24. März | 2022

Kommt es Ihnen auch so vor, dass es zur Zeit gefühlt viel mehr Hunde und mehr Werbung für Hundeversicherungen gibt? Insbesondere in den sozialen Netzwerken haben die Versicherer Ihre Werbeaktivitäten rund um das Thema Hund verstärkt. Der Grund hierfür ist schnell gefunden: Während der Corona-Krise haben sich viele Menschen einen Hund angeschafft und die Nachfrage nach hochwertiger Absicherung, wie z.B einer Hunde-OP Versicherung, ist spürbar angestiegen. Die Kolleg:innen unter uns, die sich frühzeitig auf das Thema Hunde-OP spezialisiert haben, profitieren nun vom Hundeboom. Worauf sollten Vermittler achten, wenn Sie Tarife für Ihre Kunden vergleichen?  

1. GOT - Gebührenordnung der Tierärzte

Vergleichbar mit der Zahn- oder Humanmedizin gibt es auch bei Tierärzten ein Gebührenverzeichnis an die sich Tierätze halten müssen. Seit Februar 2020 wurde die GOT um die Abrechnung von Notdienstzeiten erweitert und seitdem kann ein Tierarzt bis zum 4-fachen Satz abrechnen. Die Tarife der Versicherer handhaben die Erstattung der GOT-Sätze unterschiedlich. Von der Erstattung vom 1-fachen bis 4-fachen Satz ist alles möglich. Ich empfehle einen Tarif auszuwählen, der mindestens den 3-facher Satz der GOT erstattet.  

2. Versicherungssummen und Selbstbehalte

Auch hier ist die Tarifwelt der Versicherer sehr heterogen. Um einen preislich attraktiven Tarif am Markt positionieren zu können, werden gerne Entschädigungssummen begrenzt oder Selbstbehalte vereinbart. Tarife mit unbegrenzten Höchstentschädigungen oder mindestens 3.000 Euro pro Operation sind hier die bessere Wahl und meist mit einem guten Preis/Leistungsverhältnis zu haben.  

3. Altersbedingte Beitragsanpassungen

Wir kennen es Alle: egal wie detailliert und wie oft man den Kunden über einen Tarif aufklärt: Nach der ersten Beitragsanpassung ruft dieser Kunde an und beschwert sich über die Beitragsanpassung. Aus diesem Grund empfehle ich Tarife mit altersbedingten Beitragsanpassung zu vermeiden, auch wenn diese bei jungen Hunden attraktiv wirken. Ihre Mitarbeiter und Ihre Nerven werden dankbar sein.  

4. Kündigungsverzicht des Versicherers

Fast alle Versicherer behalten sich das Recht vor, nach einem Versicherungsfall zu kündigen, deshalb ist es schwierig dieses Merkmal zu werten. Die Helvetia und die Adcuri beispielsweise, verzichten eingeschränkt auf Ihr Kündigungsrecht, allerdings findet man im Kleingedruckten erhebliche Einschränkungen in Form von besonderen Wartezeiten oder Ausschlüssen von rassetypischen Erkrankungen. Grundsätzlich halte ich es für legitim, dass sich ein Versicherer zum Schutze des Kollektivs das Recht vorbehält, sich von “schlechten Risiken” trennen zu können.  

5. Rassetypische Erkrankungen

Wie bereits oben erwähnt, werden in einigen Tarifen rassetypische Erkrankungen wie Ellbogengelenksdyplasie (ED), Hüftgelenksdyplasie (HD) oder das brachycephale Syndrom (Gaumensegel) ausgeschlossen. Dies ist aus meiner Sicht insbesondere bei beliebten Rassen wie z.B. Labradore oder Golden Retrievern höchstproblematisch und bringt in der Praxis ein hohes Konfliktpotenzial mit dem Kunden mit sich. Aus diesem Grund empfehle ich auf den Einschluss von rassetypischen Erkrankungen zu achten.

6. Wartezeiten bei der Hunde-OP-Versicherung

Fast jeder Hunde-OP Tarif am Markt enthält eine Wartezeit. Eine Wartezeit von maximal einem Monat ist aus meiner Sicht vertretbar zumal bei Unfällen viele Versicherer auf die Wartezeiten verzichten.  

7. OP-Voruntersuchungen, Nachsorge und Unterbringung in der Tierklinik

Neben den reinen Operationskosten erstatten viele Versicherer auch die zusätzlich anfallenden Kosten wie Diagnostik vor der Operation (MRT, Röntgen etc.), Unterbringung in der Tierklinik nach der OP, Nachsorge und Medikamente oder die Physiotheraphie. Bei der Tarifwahl sollte darauf geachtet werden, dass die Unterbringung in der Tierklinik und Nachsorge für mindestens 3 Wochen mitversichert sind. Über die Notwendigkeit des Einschlusses der Physiotheraphiekosten kann dagegen ergebnisoffen diskutiert werden. Die beste Absicherung – für den besten Freund des Menschen

Fazit: Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass mittlerweile eine Vielzahl an Tarifvarianten mit verschiedenen Erstattungshöhen, Selbstbehalthöhen und Abrechnungssätzen am Markt zu finden sind. Zudem lohnt ein Blick ins Kleingedruckte bei den großen Preisspannen der Anbieter um für den Kunden das beste Angebot aus Preis und Leistung zu finden.

Über den Autor: Denis Klefenz ist Geschäftsstellenleiter der HanseMerkur mit besonderem Fokus auf alle Themen Rund um Freizeit, Sport und Tiere.