Besorgte Mitte: Jeder fünfte Deutsche steckt weniger in die Altersvorsorge
Inmitten des zweiten Corona-Herbstes habe noch eine verhaltene Zuversicht überwogen. Doch jetzt, zwölf Monate später, sei der Optimismus vollends verflogen. So fassen der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) und das Institut für Demoskopie Allensbach die aktuellen Ergebnisse ihrer jährlichen Befragung der „Generation Mitte“ zusammen.
Auch in diesem Jahr wollte man von den 30- bis 59-Jährigen wissen (der Befragungszeitraum lag zwischen Ende September und Anfang Oktober; 1.050 Männer und Frauen wurden befragt), wie sie auf die nächsten sechs beziehungsweise zwölf Monate blicken und was sie dabei zu Optimismus oder Pessimismus verleitet. Natürlich spielte dabei der Hintergrund von Krieg, Inflation und Energiekrise die entscheidende Rolle. Die Aussagen der „Generation Mitte“ gelten als besonders wichtige Trendindikatoren in Deutschland. Die mehr als 35 Millionen Menschen dieses Alters stehen mitten im Berufsleben, erziehen Kinder und finanzieren die sozialen Sicherungssysteme. Sie stellen 70 Prozent der Erwerbstätigen dar und erwirtschaften über 80 Prozent der steuerpflichtigen Einkünfte. Deshalb werden sie auch als „Leistungsträger“ der Gesellschaft bezeichnet.
Pessimistischer denn je
Doch diese „Leistungsträger“ blicken derzeit pessimistischer denn je in die Zukunft. Zum ersten Mal seit Beginn der Befragung im Jahr 2013 überwiegen die Menschen, deren Leben sich nach eigener Auffassung zum Schlechteren verändert hat. Nur 33 Prozent finden, dass es ihnen heute besser geht als vor fünf Jahren. Bei 38 Prozent der Befragten ist es andersherum. „Selbst in den beiden Pandemiejahren war in diesem Vergleich der Anteil der Optimisten doppelt so groß wie der Anteil der Pessimisten“, ordnet GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen ein.
Mittlerweile blicken 51 Prozent aus der „Generation Mitte“ den kommenden zwölf Monaten mit Befürchtungen entgegen. Im Vorjahr waren es nur etwa halb so viele (26 Prozent) gewesen. Dazu kommt, dass weiterhin jeder Vierte skeptisch, also leicht pessimistisch eingestellt ist (2021: 28 Prozent). Der Anteil der Hoffnungsvollen ist gegenüber dem Vorjahr (37 Prozent) auf nur noch 16 Prozent regelrecht eingebrochen.
Diese überwiegend pessimistische Einstellung rührt vor allem von konkreten finanziellen Einschränkungen her. Am härtesten von den Preissteigerungen der letzten Monate getroffen fühlen sich die Vertreter der „Generation Mitte“ beim Kauf von Lebensmitteln (82 Prozent; Mehrfachnennungen möglich). Tanken, Heizen und Strom treiben etwa drei von vier Befragten Sorgenfalten auf die Stirn.
Jeder Fünfte spart schon an der Altersvorsorge
Die Altersvorsorge nannten hier nur 14 Prozent. Allerdings wurde der Begriff auch nicht näher erläutert und zudem ist hier die Vergleichbarkeit mit Lebensmitteln und vielen anderen Produkten erschwert, da beispielsweise bei bestehenden privaten Rentenversicherungen keine direkte inflationsbedingte Preiserhöhung eintritt. Allerdings gaben bei der Frage nach den eigenen Einsparbemühungen 22 Prozent der Menschen an, bereits jetzt weniger Geld in ihre Altersvorsorge zu investieren. Bei den Befragten mit weniger Haushaltseinkommen haben sogar 29 Prozent ihre Altersvorsorgeaufwendungen reduziert.
Eine Entwicklung, die die Digitalbank N26 mit eigenen Zahlen untermauert. Sie hat im Zeitraum von Januar bis August das Kauf- und Sparverhalten von über 380.000 ihrer Kunden aus Deutschland, Spanien, Österreich, Frankreich und Italien ausgewertet. So konnte festgehalten werden, dass die durchschnittliche Sparquote der deutschen Kunden von März bis August auf 4,02 Prozent des monatlichen Durchschnittseinkommens gesunken ist. Zuvor hatte sie bei 8,42 Prozent gelegen.
Die Bank nennt auch bei den gestiegenen Ausgaben konkrete Zahlen. Zwischen März und August gaben die Deutschen im Durchschnitt 148,41 Euro mehr im Monat für Lebensmittel aus als in den Monaten Januar und Februar. Das entspricht einer Steigerung von 9,2 Prozent und deckt sich in etwa mit der allgemeinen Teuerungsrate.