Kfz-Geschäft: Womit Makler in diesem Jahr punkten können

Die Kfz-Versicherung – „Türöffner“ oder „Türschließer“? Der Trend hin zu mehr Telematiktarifen bietet eine Chance für Vermittler – trotz der zunehmenden Konkurrenz durch Preisportale wie Check24 & Co.

Author_image
07:10 Uhr | 13. Oktober | 2020
Kunden könnten in diesem Jahr verstärkt Telematiktarife favorisieren.

Kunden könnten in diesem Jahr verstärkt Telematiktarife favorisieren. Bild: Adobe Stock/Uli-B

Traditionell zum Jahresende läuft das Kfz-Geschäft wieder auf Hochtouren. Telematiktarife sind dabei aus der Autoversicherung nicht mehr wegzudenken. Pünktlich zur Wechselsaison drückt der Direktversicherer Huk24 ab Herbst wieder gehörig „auf die Hupe“. Das kündigte Thomas Körzdörfer auf einer Fachtagung an. Er leitet bei der Huk-Coburg Datenservice und Dienstleistungen GmbH die Abteilung Telematik Analytics. „Telematik-Plus-Nutzer erhalten künftig Wochen-, Monats- und Jahresfahrwerte“, erläuterte der Experte. Das umfangreiche Feedback soll Kunden noch stärker binden.

ADAC sorgt für Telematikwerbung

Seit Juli 2020 ist der Autoklub ADAC mit dem Telematikbaustein „Fahr + Spar“ ebenfalls im Rennen um „gute“ Kunden unterwegs. Aufgrund der großen Öffentlichkeitswirkung, die der ADAC herstellt, dürfte sein Einstieg in den Telematikmarkt einen Quantensprung darstellen. Gleichzeitig setzen längst Hersteller wie Mercedes in Kooperation mit dem HDI oder Toyota in Eigenregie auf Telematik. Neue Telematik­angebote starten noch in diesem Jahr die Versicherungskammer Bayern und die Kölner DEVK. Sie werden, wie die Angebote der Huk-Coburg, der Allianz, der VHV und der Dialog, im Maklervergleichsrechner Nafi des Dienstleisters Acturis rechenbar sein. „Wir bilden im Vergleichsrechner den Telematiktarif der Allianz in verschiedenen Kombinationen ab und in Kürze auch den der VHV in allen Varianten“, erklärt Alina Leverenz, Managerin Car Insurance bei blau direkt. Weitere Gesellschaften seien derzeit nicht geplant. Grund: „Die Nachfrage nach Telematik ist bisher noch überschaubar“, so Leverenz.

Überschaubares Angebot: Telematiktarife

Wer seinen Fahrstil automatisch kontrollieren lässt, fährt bald besser und spart.

Quelle: Daten der Anbieter, e+s Rückversicherung; eigene Recherche

Hürden bei der Beratung

Praktiker zeigen, welche Hürden bei der Telematikberatung zu meistern sind. „Wenn wir es ansprechen, lehnen es sofort rund 90 Prozent der Kunden mit der Äußerung ‚Wir möchten nicht, dass die Versicherung weiß, wo wir gerade hinfahren‘ ab“, sagt Versicherungsmaklerin Simone Fückel. Zwar sei das natürlich in Wirklichkeit nicht so, weil der Versicherer ja nur den Punktwert vom externen Telematik-Dienstleister erhält. Doch an dieser Stelle wäre die Beratung für die Autoversicherung viel zu aufwendig. Immerhin: „Unsere Kunden, die einen Telematiktarif haben, sind sehr zufrieden und haben alle einen Spareffekt erzielt. Sie fahren also wohl deutlich umsichtiger“, so Fückel.

Derzeit gebe es viele Anfragen zur Autoversicherung. Die Fahrzeuge würden gewechselt oder geleast. Viele – vor allem die, die noch im Homeoffice arbeiten – hätten wohl Zeit, sich mit der Autoversicherung zu beschäftigen. Damit wächst das Risiko, dass Vergleiche im Netz, vor allem bei Check24, gerechnet werden und die Kunden sich neu aufstellen wollen. Als „Türschließer“ besteht dann die Gefahr, dass Autokunden, die ihre Kfz-Versicherung wechseln, auch weitere Policen umdecken.

Seite 1: Telematik auf der Überholspur?Seite 2: Sparen per Selbstvergleich

Sparen per Selbstvergleich 

Um den Bearbeitungsaufwand gering zu halten, arbeitet Nafi in seiner Web-Version derzeit zusammen mit dem Maklerprogrammanbieter Assfinet an einer Lösung, die den Vermittlern eine automatisierte Neuberechnung der Kfz-Anträge ermöglichen soll. Eine Realisierung noch 2020 wird es aber kaum geben. Nafi-Web-Kunden haben aber die Möglichkeit, den Endkunden selbst rechnen zu lassen. „Das funktioniert über ein sicheres Log-in“, erläutert Nafi-Geschäftsführer Frank Wellmann. Die Idee: Der Kunde kann seine Anträge, die von ihm oder einem Vermittler über eine Onlineversion von Nafi abgeschlossen wurden, selbst aufrufen, neu berechnen und direkt abschließen. Dazu erhält er eine E-Mail mit einem individuellen Link, über den er direkt auf seine früheren Berechnungen zugreifen kann. Über Filter ist es dann möglich, individuelle Leistungsanforderungen einzugeben – etwa nur Telematikangebote. Der Antrag wird elektronisch zum Versicherer übermittelt und der Vermittler kann die Daten des Kunden vollständig in seinem Nafi-Zugang einsehen.

Die Ansprache der Kunden könnte in diesem Jahr verstärkt Telematiktarife favorisieren. Eine Chance für Vermittler gegenüber den Preisportalen um Check24 & Co.? Ja, denn das Thema ist noch relativ unbekannt, der Erklärungsbedarf entsprechend hoch. Hier können Vermittler punkten und ihren Kfz-Bestand sichern.

Seite 1: Telematik auf der Überholspur?Seite 2: Sparen per Selbstvergleich