Was taugt die neue Kleintierversicherung von Cleos Welt?
Kaninchen, Meerschweinchen, Frettchen oder Chinchillas – Kleintiere sind für viele Menschen weit mehr als Käfigbewohner. Sie sind Familienmitglieder, Seelentröster und treue Gefährten. Doch wenn das geliebte Tier plötzlich erkrankt oder einen Unfall hat, können die Tierarztkosten schnell zur finanziellen Belastung werden.
Die Kleintier-Versicherung von Cleos Welt verspricht genau hier Abhilfe – mit einem umfassenden Rundumschutz, der Tierhaltern Sorgen nehmen und schnelle Hilfe ermöglichen soll. Doch wie gut ist der Tarif wirklich? Welche Leistungen sind enthalten, wo liegen die Grenzen? In unserem Produktcheck nehmen wir den Tarif genau unter die Lupe – praxisnah und transparent.
Was leistet die Versicherung?
Im Krankheits- oder Verletzungsfall übernimmt Cleos Welt die Kosten für medizinisch notwendige Behandlungen des Tieres – und das bis zum 4-fachen Satz der Gebührenordnung für Tierärztinnen und Tierärzte (GOT), inklusive Notdienstzuschlägen. Ein wichtiges Argument für die Macher der Kleintierversicherung: “Die Preise sind alle auf Basis der 2-fachen GOT. Bei komplexen Fällen kann er nach dem 3-fachen Satz abrechnen, wobei „Komplexität“ ex post schwer durch den Versicherer zu beurteilen ist und in Notfällen kann der Tierarzt in Höhe der 4-fachen GOT abrechnen (zzgl. 50 Euro Notfallgebühr). Hinzukommt, dass die GOT-Erhöhung Ende 2023 auch viele Kleintierbesitzer schmerzhaft getroffen hat.”
Der Versicherungsschutz umfasst unter anderem:
● Operationen, einschließlich vorbereitender Diagnostik und Voruntersuchungen
● Heilbehandlungen, sowohl ambulant als auch stationär
● Nachbehandlungen, sofern sie im direkten Zusammenhang mit einer versicherten Operation stehen.
Ferner werden auch folgende Leistungen übernommen, sofern sie in Verbindung mit einer abgesicherten Maßnahme stehen:
● Arzneimittelkosten (ausgenommen Mittel gegen Endo- und Ektoparasiten)
● Unterbringung und Verpflegung bei stationären Aufenthalten in einer Tierklinik
Ohne zusätzlichen Beitrag sind auch häufig auftretende oder besonders kostenintensive Erkrankungen versichert – inklusive aller notwendigen diagnostischen Maßnahmen sowie der Vor- und Nachsorge:
● Legenot bei weiblichen Vögeln und Reptilien, wenn ein Ei operativ entfernt werden muss
● Otitis (Ohrenentzündung) – umfasst Entzündungen des Innenohrs, Mittelohrs und Gehörgangs
● Malokklusion (Fehlstellungen der Zähne) – eine häufige Problematik bei Nagetieren und Kaninchen.
Osteopathie und Heilpraktikerbehandlungen
Auch die Osteopathie und Heilpraktikerbehandlungen sind mitversichert, wenn sie bis zu 12 Wochen nach einer versicherten Operation oder Behandlung anfallen. Und die anfallenden Kosten sind nicht ganz ohne, wie die Zahlen von Cleos Welt belegen: “Tierhalter von Kaninchen müssen insbesondere mit drei häufigen Krankheitsbildern rechnen, die teils erhebliche Kosten verursachen können. Frakturen, also Knochenbrüche, treten bei etwa 5 bis 10 Prozent der Tiere auf und erfordern im Ernstfall eine Operation, die mit 300 bis 2.000 Euro zu Buche schlagen kann. Besonders häufig – in 40 bis 50 Prozent der Fälle – sind Magen-Darm-Erkrankungen. Diese verursachen ohne Operation bereits Behandlungskosten zwischen 60 und 1.000 Euro. Sollte ein chirurgischer Eingriff notwendig sein, muss mit weiteren 800 bis 1.500 Euro gerechnet werden.” Auch bei Meerschweinchen gäbe es typische Erkrankungen mit hohem Kosteneinsatz: Ovarialzysten treten bei etwa 20 bis 40 Prozent der Tiere auf und können, je nach Verlauf und Behandlung, zwischen 100 und 1.000 Euro kosten. Muss operiert werden, fallen in der Regel 150 bis 800 Euro an. Die teils große Bandbreite der Kosten soll sich nach Cleos Welt aus der unterschiedlichen Dauer und Komplexität der Behandlung sowie aus regionalen Preisunterschieden ergeben. Tierkliniken in Großstädten oder spezialisierte Klinikketten rechnen in der Regel deutlich höher ab als Landtierärzte.
Was sind die Stärken?
Im hier untersuchten Premium-Tarif wird der ohnehin umfassende Versicherungsschutz um weitere wertvolle Leistungsbausteine ergänzt. Dazu zählen unter anderem prophylaktische Maßnahmen wie Impfungen und die Parasitenprophylaxe, die einen wichtigen Beitrag zur Gesunderhaltung des Tieres leisten. Ebenfalls eingeschlossen sind vorsorgliche Blutuntersuchungen, die helfen können, Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu behandeln.
Ein besonderes Augenmerk liegt zudem auf der Zahnversorgung: Im Rahmen des erweiterten Schutzes übernimmt Cleos Welt auch Kosten für Zahnbehandlungen – darunter Zahnextraktionen, Füllungen, Zahnersatz und Zahnkorrekturen. Weiterhin sind auch Maßnahmen wie die Zahnsteinentfernung, die Politur sowie das Kürzen von Zähnen oder Schnäbeln mitversichert, sofern sie medizinisch notwendig sind. Damit bietet der Premium-Tarif ein rundum durchdachtes Leistungspaket – auch für die oft unterschätzten, aber gesundheitlich relevanten Bereiche der Prophylaxe und Zahnheilkunde.
Was gibt es an dem Schutz zu bemängeln?
Im ersten Moment denkt man beim Lesen des Leistungsumfangs: Wow, das ist mal eine Liste. Dann schaut man auf den Beitrag und stellt fest: Für die Leistungen gewiss angemessen, eventuell sogar auf Dauer unterkalkuliert, wenn man einen Blick auf Preis-Entwicklung bei Tierärzten und die Gebührenordnung für Tierärzte wirft.
Andererseits: Nehmen wir mal den Monatsbeitrag für einen Wellensittich, der bei 29,90 Euro liegt. Und dann werfen wir mal einen Blick auf die Kosten der Anschaffung eines Wellensittichs, die bei 30 bis 50 Euro liegen. Natürlich regt eine solche Rechnung das Gemüt des einen oder anderen Tierfreundes, aber aus Versicherungssicht bleibt festzustellen: Die Prämien im Jahr liegen beim wahrscheinlich fünf- bis zehnfachen Wert des zu versichernden Tieres und sind damit reichlich überdimensioniert. Die Bilanz mag bei dem einen oder anderen Kleintier etwas anders ausfallen, aber Versicherungsbedarf sehe ich hier aus Sicht eines Versicherungsmaklers nicht wirklich. Aus einer rein ökonomischen Sicht wäre es rationaler, einen Notfallbetrag zur Seite zu legen oder im Ernstfall den Tierarzt selbst zu bezahlen. Natürlich fragt Cleos Welt hier nicht zu Unrecht: “Ein Hund aus dem Tierheim kostet mit Schutzgebühr ca. 250 bis 400 Euro. Eine etwas komplexere Behandlung und ich habe auch da einen wirtschaftlichen Totalschaden, ohne dass eine OP notwendig ist. Ist das ein Einschläferungsgrund?“
Zu der Frage nach dem Sinn kommen aus fachlicher Sicht lange Wartezeiten, die bis zu sechs Monate betragen können. Und natürlich sind bekannte Erkrankungen vom Versicherungsschutz ausgeschlossen. Der Versicherer kann zudem zum Vertragsablauf kündigen, es gibt keinen Verzicht auf das Kündigungsrecht, sondern nur Anspruch auf eine nachfolgende OP-Versicherung. Sollte der erwähnte Wellensittich also die durchschnittliche Lebenserwartung von fünf bis acht Jahren erfüllen, kann es sein, dass er im Alter seinen Vollschutz verliert.
Wie sieht die Zielgruppe aus?
Das Produkt richtet sich ganz klar an alle Kunden, für die ein Wellensittich kein „30-Euro-Tier“ ist, sondern ein geliebtes Familienmitglied. Das gilt natürlich auch für alle anderen Kleintiere. und diesen Kunden gibt die Versicherung Sicherheit: Sie senkt die Hemmschwelle für eine hochwertige tierärztliche Versorgung und verhindert die belastende Entscheidung „Behandlung oder Einschläfern?“. Cleos Welt drückt es anders aus, bringt es aber aus einer anderen Richtung gut auf den Punkt: “Wer es sich leisten kann, 2.000 – 4.000 Euro im Jahr für Tierarztkosten auszugeben, ohne finanzielle Einschränkungen in Kauf nehmen zu müssen, wird diese Versicherung eher nicht benötigen. Damit dürften aber einige Tierhalter bereits überfordert sein, insbesondere bei chronischen Erkrankungen. Diesen bieten wir eine Alternative.”
Was gibt es zu beachten?
Wichtig ist, den Kunden ehrlich über Leistungen, Ausschlüsse, Wartezeiten und mögliche Kosten-Nutzen-Verhältnisse aufzuklären. Die emotionale Bindung zum Tier steht meist im Vordergrund, sollte aber nicht zu einer Überversicherung führen. Eine dokumentierte Beratung inklusive Vergleich alternativer Anbieter schützt vor Haftungsrisiken. Wer empathisch berät und fair argumentiert, kann nicht nur Vertrauen aufbauen, sondern auch Potenzial für Cross-Selling erkennen – etwa bei weiteren Tieren oder im Bereich Vorsorge und Haftpflicht.
Das Fazit
Die Versicherung ist inhaltlich gewiss gut konzipiert, ich halte sie jedoch für vollkommen überflüssig, weil hier kein existenzielles Risiko versichert wird – und ich bin im Übrigen selbst Hundehalter. Was mich primär stört: Bei solchen Policen werden die Kunden schnell in eine “Da-muss-ich-aber-auch- etwas-rausholen“-Einstellung wie bei einer Handy-Versicherung übergehen – und ob die daraus resultierende Überversorgung wirklich dem Wellensittich hilft oder doch eher dem Praxis-Betreiber, das mag dahingestellt bleiben.
Bewertung: 5 von 10 Sternen
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