Die Unfallversicherer mit den höchsten Beschwerdequoten
Die private Unfallversicherung (PUV) bleibt offenbar eine Lieblingssparte der deutschen Versicherer. Zwar ging der Gesamtbestand an Verträgen, laut GDV, in den Jahren 2019 bis einschließlich 2021 konstant zurück, von 25,8 auf 25,2 Millionen. Somit sind die Unternehmen sowie die Vermittler gefordert, die Ansprache bei den Kunden zu verändern und gegebenenfalls auch ihre Leistungen zu verbessern. Aber die Verträge, die noch da sind – und das sind ja weiterhin sehr viele – werfen Jahr für Jahr hohe Gewinne für die Versicherer ab.
Im Geschäftsjahr 2021 erzielten sie die niedrigste Combined Ratio seit 1995, als der GDV begann, diese Kennzahl öffentlich auszuweisen. Sie lag bei 73,7 Prozent. Das bedeutet, dass sich die Unfallversicherer von den Beitragseinnahmen in Höhe von 6,73 Milliarden Euro stolze 1,77 Milliarden Euro an Gewinn gutschreiben konnten.
Nun könnte man meinen, diese Entwicklung ist auf die Corona-Pandemie zurückzuführen, da zum Beispiel mehr im Homeoffice gearbeitet wurde und es somit weniger Unfälle am Arbeitsplatz oder auf dem Weg dorthin gab. Aber das trifft nicht zu, denn tatsächlich sind Leistungen und Schadenquote in der PUV im Vergleich zum Geschäftsjahr 2020 sogar gestiegen. Auf dem Rücken der Kunden basiert der Profit der Anbieter also nicht, zumindest nicht mehr als vorher.
Verhältnismäßig hohe Zufriedenheit
Das lässt auf eine grundlegende Zufriedenheit der Kunden mit ihren Unfallversicherern schließen und wird untermauert von der besonders niedrigen BaFin-Beschwerdequote in dieser Sparte. Gerade einmal 119 Fälle hatte die Finanzaufsicht im Jahr 2022 abschließend zu bearbeiten. Das sind 28 weniger als im Vorjahr. Betroffen waren 45 Unternehmen, das ist eines weniger als 2021.
In der BaFin-Beschwerdestatistik werden die abschließend bearbeiteten Fälle dem Vorjahres-Vertragsbestand der betroffenen Versicherer gegenübergestellt. Bezogen auf die 57,6 Millionen Verträge dieser 45 Anbieter (die BaFin nutzt hier eine andere Zählweise und bezieht unter anderem Gruppenunfallverträge von Sportvereinen, Schulen und Unternehmen mit ein) liegt die durchschnittliche Beschwerdequote pro 100.000 Verträge bei 0,21. Die meisten Fälle (16) betrafen die Allianz. Aufgrund ihrer Größe (4,3 Millionen Verträge) kam sie aber nur auf eine geringfügig schlechtere Quote als der Branchendurchschnitt.
Die höchsten Beschwerdequoten
Mehr als eine Beschwerde pro 100.000 Policen gab es bei 13 Unternehmen. Dazu zählen auch die Rheinland Versicherung, die Nürnberger Beamtenversicherung, die Inter Allgemeine, die Alte Leipziger und die Mannheimer Versicherung. Da deren Quoten aber jeweils nur auf einer einzigen Beschwerde fußen, haben wir sie in unserer Tabelle nicht berücksichtigt. Dort finden sich nun die acht PUV-Anbieter mit den höchsten Beschwerdequoten bei mindestens zwei Fällen.