EU-Finanzbarometer

Deutsche unterschätzen ihr Finanzwissen

Um die Finanzkompetenz der Europäer ist es laut einer EU-Erhebung schlecht bestellt. Die Deutschen schätzen ihr Wissen als besonders gering ein, liefern bei der tatsächlichen Wissensabfrage aber ganz andere Ergebnisse.

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14:07 Uhr | 19. Juli | 2023
Bunte Sparschweine

Die Deutschen schätzen ihre Finanzbildung im europäischen Vergleich gering ein, zeigt eine von der EU in Auftrag gegebene Befragung.

| Quelle: Ivan Bajic

In puncto Finanzbildung schätzen die Deutschen ihr Wissen im europaweiten Vergleich äußerst gering ein. Zu diesem Ergebnis kommt die im Auftrag der EU-Kommission veröffentlichte Eurobarometer-Umfrage. Nur 27 Prozent der Bundesbürger bewerten darin ihr Wissen in Bezug auf Finanzthemen als „ziemlich hoch“ oder „sehr hoch“. In vielen anderen EU-Staaten fiel die Selbsteinschätzung der Bürger positiver aus. So gab beispielsweise mehr als die Hälfte der in Rumänien Befragten an, über ein „hohes“ oder „sehr hohes“ Finanzwissen zu verfügen. In Frankreich waren es 42, in Polen 40 und in Finnland 39 Prozent.

Finanzbildung EU-weit gering ausgeprägt

Eine hohe Bildung im Finanzbereich verfügen jedoch laut Europäischer Kommission nur 18 Prozent der EU-Bürger. 64 Prozent der Europäer haben ein mittleres Bildungsniveau vorzuweisen, bei acht Prozent liegt das Niveau auf einem niedrigen Level. Lediglich in den Niederlanden, Schweden, Dänemark und Slowenien besitzen mehr als ein Viertel der Befragten hohe Finanzkompetenz. In Deutschland sind es 24 Prozent.

Damit schätzen die Bundesbürger ihr Wissen offensichtlich schlechter ein, als es in der Realität tatsächlich ausfällt. So wurden in der Umfrage auch fünf Wissensfragen, unter anderem zu den Themen Inflation oder Zinseszins, gestellt. Deutschland landete dabei unter den EU-Ländern auf Platz acht und damit vor Ländern wie Polen und Frankreich, deren Selbsteinschätzung höher als die hiesige war. Rumänien belegte in diesem Punkt den letzten Platz: Nur 13 Prozent der Befragten beantworteten vier oder fünf Fragen richtig. In Deutschland waren es 32 Prozent.   

Die EU-Erhebung ist ein Weckruf für uns und die Mitgliedstaaten.
Mairead McGuiness, EU-Finanzkommissarin

EU-Finanzkommissarin Mairead McGuinness zog aus den Ergebnissen folgenden Schluss: Diese erste EU-Erhebung zur Finanzkompetenz ist ein Weckruf für uns und die Mitgliedstaaten: Gemeinsam müssen wir mehr tun, um das Niveau der Finanzkompetenz in der EU zu verbessern“, sagte sie. Es sei im Interesse aller, den Menschen „das Vertrauen und die Fähigkeiten zu vermitteln, um fundierte Entscheidungen über ihr Geld treffen zu können“. Die Eurobarometer-Umfrage werde dabei helfen, die Anstrengungen auf die Bereiche auszurichten, „in denen sie am dringendsten benötigt werden.“

In einem Gastbeitrag für die „Welt“ verwies McGuiness in dem Zusammenhang zudem auf die im Mai veröffentlichte EU-Kleinanlegerstrategie, die den Verbraucherschutz verbessern soll. Mit der Richtlinie sollen Kleinanleger in die Lage versetzt werden, Anlageentscheidungen zu treffen, die „ihren Bedürfnissen und Präferenzen entsprechen“, heißt es in der Beschreibung der Europäischen Kommission.