DVAG, Swiss Life, OVB & Co.

Wie sich die Beraterzahlen bei den großen Finanzvertrieben entwickeln

Arbeitskräfte sind zu einem raren Gut geworden. Das bekommen mittlerweile auch die großen Finanz-Strukturvertriebe zu spüren. Die Auswirkungen sind jedoch von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich. Ein Überblick.

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12:04 Uhr | 12. April | 2024
Fachkräftemangel

Für Unternehmen wird es schwieriger Personal zu finden. Das bekommen mittlerweile auch die großen Strukturvertriebe zu spüren.

| Quelle: BrianAJackson

Alle reden vom Fachkräfte-, bzw. mittlerweile schon vom Personalmangel. Doch trifft das auch auf die Strukturvertriebe zu? Diese konnten vor allem während der Corona-Zeit ihre Mannstärke deutlich ausbauen und zahlreiche neue Berater an sich binden. 2022 ebbte der Berater-Zustrom dann ab. Und im vergangenen Jahr?

Dieser Frage wollten wir nachgehen und haben uns die maßgeblichen Unternehmen – DVAG, Telis, Swiss Life, OVB und Bonnfinanz – einmal genauer angesehen.

Weniger Berater bei DVAG?

Die DVAG – Deutschlands größter Finanzvertrieb – schreibt in ihrem aktuellen Unternehmensbericht, dass sich im vergangenen Jahr über 1.700 Menschen für die Aufnahme einer Tätigkeit als selbstständige Vermögensberater entschieden haben.  Das sind mehr als noch 2022: Damals gab die DVAG auf procontra-Nachfrage an, 1.500 Berater neu hinzugewonnen zu haben.

Allerdings scheint es trotz zahlreicher neuer Kollegen dem Finanzvertrieb nicht zu gelingen, die Zahl seiner Berater konstant zu halten, geschweige denn zu steigern. So wird die Gesamtzahl der für das Unternehmen tätigen Finanzberater im aktuellen Geschäftsbericht mit „rund 18.000“ beziffert. Im vergangenen Jahr war hier noch von „über 18.000“ Beratern die Rede gewesen, im Jahr davor waren es gar noch 18.500. Ein leichter Abrieb bei den Beraterzahlen scheint also feststellbar, zumindest aber eine Stagnation.

OVB wächst, aber langsamer

Zulegen konnte im vergangenen Jahr indes die OVB. Das Kölner Unternehmen, das 1970 als „Organisation zur Vermittlung von Bausparverträgen“ gestartet war, nennt auf seiner Homepage die Zahl von 5.892 Finanzberatern. Gegenüber dem Vorjahr ist das ein Zuwachs um 120 Finanzberater oder rund zwei Prozent. Zwar wächst OVB, das nach eigenen Angaben 4,5 Millionen Menschen in 16 Ländern betreut, bei der Beraterzahl weiter, jedoch nicht so stark wie noch in den Vorjahren. So waren die Kölner 2022 noch um 169 Berater gewachsen, 2021 sogar um 355.

Bonnfinanz: Trendwende geschafft?

Wie die Situation wenige Kilometer weiter südlich bei Bonnfinanz ausschaut, bleibt erstmal unklar. Auf seiner Homepage schreibt das Unternehmen von 450 deutschlandweit tätigen Finanzberatern in seinen Diensten. Dies wäre eine Trendumkehr: In den vergangenen Jahren hatte sich die Zahl der Finanzberater rückläufig entwickelt, von 432 Beratern Ende 2020 auf 370 Ende 2022. Im vergangenen Jahr erklärte ein Sprecher gegenüber procontra von positiven Signalen und Erfolgen im Recruiting-Prozess. Ob sich diese Signale auch bewahrheitet haben, hätten wir gerne in Erfahrung gebracht. Anfragen beim Unternehmen blieben allerdings bis jetzt unbeantwortet. Sollte die einstige Zurich-Tochter noch aktuelle Zahlen nachliefern, werden wir den Artikel an dieser Stelle ergänzen.

Telis schweigt

Mit Schweigen glänzt auch Telis. Dabei formuliert das Regensburger Unternehmen in seinem internen Strategieprogramm „VISION 2025“ ambitionierte Ziele. Auf bis zu 3.000 angeschlossene Vermittler will man bis Ende des Jahres 2025 kommen. Doch wie weit man bei der Erfüllung dieses Ziels ist, will Telis nicht beantworten. Auf der Homepage wird weiterhin die Zahl von  2.000 angeschlossenen Vermittlern genannt. Allerdings wurde diese Zahl seit mindestens Ende 2021 auf der Homepage nicht mehr aktualisiert.

Swiss Life: Kampf um Talente erfolgreich

Auskunftsfreudiger gibt sich hingegen die Swiss Life, die gleich mit vier Gesellschaften am deutschen Markt vertreten ist: Swiss Life Select, Tecis, Horbach und Proventus. Rechnet man die Beraterzahlen dieser vier Gesellschaften zusammen, kam man Ende 2023 auf eine Gesamtzahl von 5.985 Beratern – gegenüber dem Vorjahr sind das 75 Berater mehr. In den Vorjahren konnte Swiss Life deren Zahl indes merklich stärker ausbauen.

„Die gegenwärtige Personalmarktsituation ist zweifellos anspruchsvoll und stellt auch für unsere Branche eine Herausforderung dar“, erklärte Matthias Wald, Leiter des Vertriebs bei Swiss Life Deutschland. Trotzdem sei man zufrieden, die Zahl der angeschlossenen Berater entgegen dem Branchentrend ausbauen zu können. „Wir wollen kontinuierlich wachsen“, so Wald. 

Im Kampf um junge Talente fühlt sich das Unternehmen gut aufgestellt. Wald verweist in diesem Zusammenhang auf den Altersschnitt im Unternehmen: „Das Durchschnittsalter unserer Beraterinnen und Berater liegt bei 35 Jahren. Damit sind unsere Fachkräfte im Schnitt fast zwei Jahrzehnte jünger als der aktuelle Marktdurchschnitt von 53,7 Jahren.“