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Was taugt die Sterbegeldversicherung der Nürnberger?

Die Nürnberger bietet eine Sterbegeldversicherung an, die vor allem durch die Assistance-Leistungen attraktiv wird. Versicherungsmakler Oliver Mest hat das Produkt einem kritischen Blick unterzogen.

15:11 Uhr | 27. November | 2023
procontra-Produktcheck: Was taugt die Nürnberger Sterbegeldversicherung?

Es ist schwer, bei der Sterbegeldversicherung der Nürnberger ein Haar in der Suppe und im Bedingungswerk zu finden, meint Versicherungsmakler Oliver Mest.

| Quelle: procontra

Was leistet der Tarif?

Natürlich leistet die Nürnberger Bestattungsvorsorge die vereinbarte Versicherungssumme im Todesfall. Bei einem Unfalltod ist dabei keine Wartezeit vorgesehen, ansonsten ist die Leistung in den ersten Jahren gestaffelt. Bei einem Tod in den ersten sechs Monaten nach Vertragsschluss erstattet die Nürnberger die gezahlten Beiträge, bis zum zwölften Monat werden 25 Prozent der Versicherungssumme ausgezahlt, bis zum 15. Monat 50 Prozent, bis zum 18. Monat 75 Prozent, danach leistet die Nürnberger die volle Versicherungssumme.

Das Risiko liegt hier also nicht wie bei vielen Wettbewerbern komplett beim Kunden, sondern geht Stück für Stück auf die Nürnberger über. Eine Gesundheitsprüfung erfolgt darüber hinaus nicht, die Beitragszahlungsdauer ist auf 25 Jahre begrenzt, maximal erhebt die Nürnberger Beiträge zum Endalter 85. Ein 55-Jähriger zahlt bei 6.000 Euro Versicherungssumme 30,66 Euro im Monat, bei 9.000 Euro sind es 44,12 Euro. Die Ablaufleistungen können durch Überschüsse steigen.

Was sind die Vorteile?

Die Nürnberger hat den Tarif sehr flexibel gehalten – das gilt auch für das maximale Einstiegsalter, das bei 80 Jahren liegt. Der Schutz gilt weltweit und beinhaltet eine Kostenübernahme bei Auslandsrückholung. Die Nürnberger hat die Bestattungsvorsorge zusammen mit der Kuratorium Deutsche Bestattungskultur GmbH entwickelt, zu deren Gunsten ein unwiderrufliches Bezugsrecht vereinbart wird. Damit ist eine Verwertung der Versicherungssumme etwa bei einer Privatinsolvenz nicht möglich.

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In der Sterbegeldversicherung sind weitere Assistance-Leistungen inbegriffen – wie das Ausstellen einer Vorsorge-Card, damit im Ernstfall klar ist, dass und wo eine Vorsorge besteht. Angehörige haben bei einem Todesfall auch die Möglichkeit, über eine Notfallnummer Antworten auf ihre drängendsten Fragen zu bekommen.  Der digitale Vertragsmanager kann ebenfalls für die Hinterbliebenen eine Erleichterung sein: Dort finden sie Informationen zu Vertragsbeziehungen des Verstorbenen, z. B. zu laufenden Verträgen, Mitgliedschaften oder Nutzerkonten. Im Leistungsfall werden die genannten Vertragspartner schriftlich über den Todesfall informiert.

Was ist bei dem Produkt kritisch zu sehen?

Es ist schwer, bei der Sterbegeldversicherung der Nürnberger ein Haar in der Suppe und im Bedingungswerk zu finden. Natürlich lassen sich die Assistance-Leistungen immer noch optimieren – etwa um einen erbrechtlichen Service, wie ihn manche Anbieter im Programm haben. Und auch die Kinder-Mitversicherung wird den einen oder anderen Kunden interessieren und eher zu einem Wettbewerber führen. Aber das sind bei dem umfangreichen Leistungspaket nur Randnotizen.

Wer gehört zur Zielgruppe? 

Die Sterbegeldversicherung ist auf die Kunden ausgerichtet, die eine Bestattung selbstbestimmt frühzeitig planen wollen. In der Regel erreicht man hier Kunden, die Sorge haben, dass sie anderen im Alter mit den Kosten für die Bestattung zur Last fallen und die entsprechenden finanziellen Mittel bereitstellen möchten. 

Tipps für den Vermittler und die Vermittlung

Eine Sterbegeldversicherung kann für Vermittler viel mehr sein als nur ein Produkt, das für die Bestattungsvorsorge verkauft wird. Wer als Vermittler das Thema in die Generationenberatung einbindet, kann sich als Notfallplaner eine Vertrauensstellung bei seinen Kunden schaffen, die mit dem Verkauf von Versicherungen realistisch nie zu erreichen ist.

Eine Beratung zur Sterbegeldversicherung sollte deshalb immer in ein Gesamtkonzept zur Generationenberatung eingebunden sein.

Fazit

Selbsternannte Verbraucherschützer werden nicht müde zu betonen, dass eine Sterbegeldversicherung wie auch die der Nürnberger ein schlechtes Geschäft für den Kunden ist. Immerhin – so der gängige Tenor – würde man ja als Kunde viel weniger Geld herausbekommen, als man einzahlt.

Die Argumentation läuft allerdings komplett ins Leere, denn natürlich können Versicherungen nicht in Summe mehr Geld auszahlen, als sie einnehmen: Das würde den Gedanken einer kollektiven Risikoabsicherung ad absurdum führen.

Und gerade die Sterbegeldversicherung der Nürnberger zeigt ja, dass die Bestattungsvorsorge eben viel mehr ist als “nur” eine Rücklage für die Kosten der Beerdigung: Sie ist die Sicherheit, dass auf dem letzten Weg alle Wünsche erfüllt werden und die Angehörigen sich in diesen schweren Stunden auf einen verlässlichen Partner stützen können.