LV-Wiederanlagemanagement

„Sofortrente birgt ein großes Risiko“

Was tun, wenn die Lebensversicherung ausbezahlt wird? Fondspolicen oder Direktanlage? Welche Risiken birgt die Sofortrente? Über diese und andere Fragen sprach Sandro Fetscher, Geschäftsführer des FinTechs Professor Money, mit procontra.

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11:07 Uhr | 26. Juli | 2023
Sandro Fetscher

Sandro Fetscher ist Geschäftsführer des FinTechs „Professor Money".

| Quelle: Privat

procontra:

Ihr Haus hat auf der Webseite „professor-money.de" eine umfassende Info zusammengestellt, was Kunden tun sollten, wenn ihre Lebensversicherung ausbezahlt wird. Melden sich da fremde Kunden bei Ihnen?

Sandro Fetscher:

Ja. Wir haben auch über stillgelegte Rentenversicherungen und Rückkauf geschrieben. Die Kunden haben dann ganz spezielle Fragen und so kommen wir ins Gespräch.

procontra:

Wie und wann sprechen Sie Ihre Bestandskunden an?

Fetscher:

Es gibt keinen richtigen Zeitpunkt. Wir bieten eine Vermögensverwaltung an und wenn Kunden zu uns kommen, wollen sie in Sachen Versicherung und Vermögen meist ganz umfänglich beraten werden und wollen wissen, ob es sich lohnt, die Verträge weiterzuführen oder ob sie verrenten sollen. Wir haben daher intensiven Kontakt zu unseren Bestandskunden und beraten sie schon frühzeitig, welche Möglichkeiten sie für die Wiederanlage ihrer auslaufenden Lebensversicherung haben. Diesen engen Kontakt sollte jeder Versicherungsmakler mit seinen Bestandskunden aufbauen und pflegen.

procontra:

Was schlagen die Versicherer ihren Kunden mit baldigem Geldsegen ihrer Erfahrung nach in der Regel vor?

Fetscher:

Die Versicherer wollen das Kapital im Haus halten und es verrenten. Nur so verdienen sie weiter Geld. Doch die Sofortrente hat nach unserer Auffassung ein großes Risiko. Stirbt der Kunde frühzeitig, dann ist das Restguthaben für seine Erben verloren. Da hilft auch eine Rentengarantiezeit von fünf oder zehn Jahren wenig. Zudem kostet sie Rendite. Ich würde Kapitalaufbau immer von Versicherung trennen. Man braucht ein gut gemanagtes Depot und keinen Versicherungsmantel für seine Fonds. Mit einem robusten Depot kann man dann seinen Auszahlplan flexibel und sicher gestalten.

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procontra:

Fondspolicen haben gegenüber der Direktanlage aber einen Steuervorteil.

Fetscher:

Das stimmt. Doch es wird ja trotzdem nicht das ganze Depot besteuert, sondern nur die anteiligen Gewinne der Auszahlung. Das ist sehr überschaubar. Zudem ist die Fondsauswahl bei den Versicherungspolicen meist klein.

procontra:

Mittlerweile haben die Versicherer hier die Auswahl stark ausgebaut. Viele bieten zudem ETFs und nachhaltige Fonds an…

Fetscher:

Das sagt noch nichts über die Qualität aus. Märkte verändern sich und die Gewichtung sollte gemäß Anlegerprofil angepasst werden. Den Aufwand betreiben die meisten Berater nicht, da es dafür keine Provision gibt. Das ist für sie nur Aufwand.

procontra:

Die Langlebigkeit kann aber über Auszahlungspläne nicht abgesichert werden. Nachher reicht das Geld nicht…

Fetscher:

Die historische Normalität bei einem gut aufgestellten Qualitätsdepot liegt bei rund 5 Prozent pro Jahr mit mäßigen Schwankungen. Wenn der Kunde 4 Prozent davon entnimmt, dann hat er eine ewige Rente. Gepaart mit einem Tagesgeldkonto als Puffer ist das eine sehr gute Lösung.

procontra:

Worauf kommt es bei einem Gespräch über die Wiederanlage besonders an?

Fetscher:

Das Nadelöhr ist, dass die Menschen schon beim Wort Börse Angst bekommen. Sie glauben, dass dann spekuliert wird und sie ein Risiko eingehen und ihr ganzes Kapital verlieren. Dabei sprechen die Fakten der letzten 200 Jahre dagegen. Wir versuchen den Kunden zu vermitteln, dass es sinnvoller ist über Fonds indirekt in Sachwerte zu investieren als in festverzinsliche Anleihen. Denn rund 80 Prozent des Sparbeitrages der Versicherungskunden fließen in diese. Wir haben nicht nur die Zulassung als Versicherungsmakler, sondern auch als Finanzvermittler, etwa für offene Investmentfonds. Gleichzeitig kooperieren wir mit einem Vermögensverwalter.