Kfz-Versicherer in der Kritik

Janitos kündigt offenbar viele Kfz-Verträge

Kürzlich wurde bekannt, dass Wefox seine Kfz-Verträge auslaufen lässt. Nun scheint ein weiterer Versicherer seine Sparte zu sanieren und kündigt Verträge – auch ohne, dass Kunden einen Schadenfall hatten.

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16:10 Uhr | 16. Oktober | 2023
Janitos kündigt offenbar viele Kfz-Verträge

Die Auswirkungen der Inflation bekommen offenbar immer mehr Kfz-Versicherer zu spüren, nun auch Janitos, eine Tochter der Gothaer.

| Quelle: erhui1979

Die Auswirkungen der Inflation bekommen offenbar immer mehr Kfz-Versicherer zu spüren. Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass das Berliner Insurtech Wefox zahlreiche Verträge auslaufen lässt. Allerdings kündige das Unternehmen die Policen nicht, betonte ein Sprecher. Anders sieht es anscheinend bei Janitos aus. Makler berichten, dass die hundertprozentige Tochter der Gothaer aktuell Kfz-Verträge kündigt.

„Die weiterhin steigende Inflationsrate sorgt dafür, dass Ersatzteilpreise und Werkstattkosten rasant steigen. Außerdem werden die Gesellschaften mit einer deutlichen Unfallhäufigkeit konfrontiert. Alle diese Faktoren sorgen dafür, dass die Janitos Ihre Verträge im Kfz-Bestand überprüft und Sanierungsmaßnahmen durchführt“, heißt es in einem Schreiben, dass ein Makler erhalten und bei Facebook gepostet hat. Janitos erklärt darin weiter, der Makler habe bis zum 10. November Zeit, selbst die Kündigung einzureichen. Das ist wichtig, weil Kunden, denen gekündigt wird, oft Probleme bekommen, ihr Auto bei einem anderen Anbieter zu versichern.

„Zu jedem Kunden der Janitos erhalte ich dieses Schreiben, ohne Schadenfall. Erst dachte ich ein einzelner Sanierungsfall. Aber nein, jeder“, schreibt der Makler. Auch andere Versicherungsvermittler berichten davon. Die Aufregung ist groß. Gibt Janitos das Kfz-Geschäft also ganz auf?

Der Versicherer erklärt auf Nachfrage, die Sparte werde nicht aufgegeben. Es handele sich um eine „ganz normale Kfz-Sanierung. Durch die Inflation sind Anpassungen notwendig.“ Die Kündigungen betreffen demnach „nur einige sanierungsbedürftige Kfz-Verträge“. Soll heißen: Lediglich schadenbehaftete Verträge und solche, bei denen das Risiko eines Schadens besonders hoch eingeschätzt wird, weil der Kunde ein hohes Schadenaufkommen hat.

Das deckt sich allerdings nicht mit den Aussagen des Maklers, dessen Kunden ohne Schadenereignis gekündigt werden. Seitens Janitos heißt es dazu: „Das kommt vereinzelt vor, wenn der Vertrag sich nicht rechnet oder der Kunde eine schlechte Zahlungsmoral hat.“ Dem wiederum widerspricht ein anderer Makler: Seinem Kunden sei gekündigt worden, gleichwohl dieser solvent gewesen sei – sprich die Beiträge pünktlich gezahlt habe.

„Der Heidelberger Versicherer Janitos kündigt sehr viele Verträge“, beobachtet auch Fonds Finanz Geschäftsführer Norbert Porazik ebenfalls auf Facebook. Der Grund, den ein anderer Vermittler in Erfahrung gebracht habe: „Der MB hat mir unverblümt gesagt, dass die Schadenquote exorbitant hoch ist und der Vorstand sämtliche Umdeckungen untersagt hat. Es kommt zeitnah ein neuer Tarif raus mit deutlich höheren Prämien. Da scheint es ordentlich zu brennen.“ Janitos selbst bestätigt die hohe Schadenquote, die bei etwa 110 Prozent liege. Wie viele Verträge das Unternehmen im Bestand führt und wie viele Verträge insgesamt von den Kündigungen betroffen sind, hat das Unternehmen auf schriftliche Nachfrage bis Redaktionsschluss nicht bekanntgegeben.

Ein Blick in den Geschäftsbericht 2022 verrät: Der Bestand an Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherungsverträgen lag im vergangenen Jahr bei 94.873 Stück (Vorjahr 86.966 Stück). Die Voll- und Teilkasko sparte wuchs von 74.589 in 2021 auf 83.356, ein Plus von rund 12 Prozent. Die Bruttoschadenquote lag bei 113,5 Prozent (Vorjahr 96,9 Prozent).

Makler können im Fall von Janitos nun zumindest für ihre Kunden die Verträge eigenmächtig kündigen und umdecken. So bleibt ihnen und den Kunden immerhin der Ärger bei der Suche nach einem anderen Versicherer erspart. Wie viele Versicherer in naher Zukunft ihren Bestand einer Generalüberprüfung unterziehen, bleibt abzuwarten. Angesichts der wenig rosigen Aussichten – der Versichererverband GDV rechnet für das laufende Jahr mit einem Minus von drei Milliarden Euro in der Kfz-Sparte – dürfte es in den kommenden Monaten noch viel Bewegung in den Kfz-Beständen geben.