Übernahme durch Maklerpool

Blau Direkt steigt bei Software-Anbieter ein

Das Lübecker Maklerhaus übernimmt die Zeitsprung GmbH. Das ist ganz im Sinne der ambitionierten Wachstumspläne von Blau Direkt. Manche Branchenkenner warnen vor einem Monopol.

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15:06 Uhr | 20. Juni | 2023
Blau-Direkt-Chef Lars Drückhammer

Blau Direkt (Bild: CEO Lars Drückhammer) übernimmt den Software-Anbieter Zeitsprung. Damit manifestiert der Lübecker Maklerpool seine technologische Wirkmacht.

| Quelle: Blau Direkt

Die Blau Direkt Gruppe kooperiert mit der Zeitsprung GmbH. Das gibt der Software-Anbieter für die Versicherungsbranche in einer entsprechenden Pressemeldung bekannt. Demnach sind beide Unternehmen „eine strategische Partnerschaft“ eingegangen. Zeitsprung mit Sitz in Pforzheim soll als eigenständige Gesellschaft und Marke erhalten bleiben. Marcel Hanselmann scheidet als Geschäftsführer und Gesellschafter aus, Sasha Justmann bleibt weiterhin Geschäftsführer.

„Blau Direkt und Zeitsprung eint das Ziel, Dienstleister für die gesamte Branche zu sein und eine standardisierte Infrastruktur als Fundament für die Geschäftsprozesse des Versicherungsmarktes voranzutreiben“, erklärt Lars Drückhammer, Geschäftsführer von Blau Direkt.

Mit diesem Schritt erhöhen die Lübecker ihre technologische Wirkmacht, glaubt Henning Plagemann, Experte für digitale Vertriebsprozesse. „Die Makler dürften davon kurz-/mittelfristig nichts merken“, vermutet er. Dennoch gebe es Stimmen in der Branche, die die verstärkte Machtkonzentration kritisch sehen und vor einer Monopolbildung warnen.

Dass Blau Direkt weiterwachsen will und im Zuge dessen auch internationale Märkte stärker in den Blick nimmt, hat sich in der Vergangenheit bereits gezeigt. Am Unternehmen hatte sich vor einem Jahr Teil der amerikanische Private-Equity-Investor Warburg Pincus beteiligt, wodurch die Kriegskasse für Übernahmen im umkämpften Poolmarkt gefüllt sein dürfte.

Widersprüchliche Aussagen zu Wachstumszielen

Dennoch schloss der damalige Geschäftsführer Oliver Pradetto zu diesem Zeitpunkt weitere Übernahmen aus. „Wir werden nicht durch den Markt rennen und versuchen händeringend alles zusammen zu kaufen, was einen goldenen Handschlag kauft. Ein hohes zweistelliges Wachstum haben wir bisher allein hinbekommen und das werden wir auch weiterhin tun“, so Pradetto gegenüber procontra.

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Mit der aktuellen Übernahme zeigt sich aber, dass die Lübecker im Technologie-Bereich Zukäufe durchaus in Betracht ziehen. Zumal im April dieses Jahres der Lübecker Maklerpool bereits das insolvente Start-up Ruucky aufgekauft hat. Dabei sei wohl weniger das Geschäftsmodell der Neobank für Blau Direkt interessant. Offenbar hat es das Maklerhaus eher auf das Wissen der Mitarbeiter abgesehen, schließlich wurde sämtliche 19 Mitarbeitende übernommen. Tatsächlich bezeichnet sich Blau Direkt selbst schon gar nicht mehr als Pool, sondern als „Infrastrukturdienstleister, der Technologie, effiziente Prozesse und Outsourcing-Services für Vertriebe, Makler, Banken und auch andere Maklerpools bereitstellt“.

Daneben hat Blau Direkt bereits auf dem österreichischen Markt Fuß gefasst. Weitere Länder sollen dazukommen. „Am Ende wird ein internationales Unternehmen stehen, das sich langfristig auch gegen die Konkurrenz digitaler Marktriesen wie Ping An oder Amazon erwehren kann“, erläuterte Pradetto das ambitionierte Ziel. Im April dieses Jahres kürte die Financial Times den Pool zu den 1.000 wachstumsstärksten Unternehmen 2023 in Europa. Mit der Finanzkraft durch die Beteiligung von Warburg Pincus und die Technologie durch Softwareunternehmen wie Zeitsprung setzen die Lübecker ihre Expansionspläne weiter vor und bauen ihre Stellung am Markt weiter aus.