Tierversicherungen

Versicherer kündigen Altverträge und fahren Versicherungsschutz zurück

Der Markt für Tierversicherungen boomt, gleichwohl die Versicherer ihre Beiträge erhöhen und alte Verträge aufkündigen. Die Anbieter haben jahrelang versäumt, die gestiegenen Kosten einzukalkulieren, kritisiert Spezialmaklerin Christine Schramm.

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12:08 Uhr | 18. August | 2023
Versicherungsmaklerin Christine Schramm

Die Versicherungsmaklerin Christine Schramm kritisiert, dass Tier-Versicherer immer öfter Alt-Verträge kündigen und ihre Kunden zu deutlichen schlechteren Konditionen neu versichern möchten.

| Quelle: Yvi Tschischka

procontra:

Nicht erst seit der Anhebung der Gebührenordnung für Tierärzte schrauben die Versicherer die Beiträge für Tierpolicen nach oben. Die Inflation hat die Kosten noch einmal ordentlich in die Höhe getrieben. Viele Versicherer verschicken bereits Änderungskündigungen an ihre Kunden. Können Sie das bestätigen?

Christine Schramm:

Leider ja. Gerade bei der Pferde-OP-Versicherung kündigt eine Gesellschaft gerade alle Altverträge zum Ablauf oder nach einem Leistungsfall. Aber auch bei den Hunden fällt mir ein Krankenversicherer auf, der systematisch die Altverträge kündigt und zu deutlichen schlechteren Konditionen neu versichern möchte.

procontra:

Können Sie Ihre Kunden angesichts dessen überhaupt noch halten oder haben Sie dadurch bereits an Bestand eingebüßt? Nehmen die Kunden die schlechteren Bedingungen an?

Schramm:

Die meisten Kunden haben keine andere Wahl. Gerade nach einem Leistungsfall können wir die Tiere nicht so einfach woanders versichern. Ein bisschen kann man den Unternehmen auch eine gewisse Strategie vorwerfen. Es wurde jahrelang versäumt, den Bestand an die aktuellen Kosten anzupassen.

procontra:

Hat die Nachfrage nach Tierpolicen seit der Anhebung der Tierarztgebühren überhaupt signifikant zugenommen?

Schramm:

Die Anfrage ist schon deutlich gestiegen.

procontra:

Welche Tarife sichern jetzt noch vollumfänglich und günstig ab?

Schramm:

Gut und günstig schließt sich bei Tierversicherungen einfach aus. Das wird es nicht mehr geben. Versicherer werden auch die Tarife, die jetzt noch günstig gehalten werden, anpassen müssen, um das Wechselgeschäft mitzunehmen. Vollumfänglich sichern Allianz, Uelzener und Barmenia ab. Mit diesen Unternehmen habe ich die besten Erfahrungen gemacht.

procontra:

Wie gelingt es Ihnen trotz Änderungskündigungen und dem weitverbreiteten Sparwunsch Ihre Kunden zu halten?

Schramm:

Die meisten Kunden können auf eine Versicherung nicht verzichten. Die Krankheitskosten für Tiere sind heute so präsent und hoch, dass meine Kunden nur selten auf einen Versicherungsschutz verzichten möchten – außer Katzenbesitzer. Nur hier nehme ich einen deutlichen Rückgang wahr.

procontra:

Welche Auswirkungen hat die Gemengelage auf Ihre Beratung?

Schramm:

Meine Gespräche haben sich kaum geändert. Da es aus meiner Sicht für jedem Bereich nur zwei Top-Anbieter gibt und eine Alternativlösung für Tiere, die wir dort wegen Alter oder Gesundheit nicht absichern können, bin ich auf diese Tarife sehr fokussiert.

procontra:

In mehreren beim Bundestag eingereichten Petitionen wurde eine verpflichtende Tierkrankenversicherung gefordert. Wenngleich der Petitionsausschuss den Vorstoß ablehnt: Wie schätzen Sie eine solche Pflicht ein?

Schramm:

Tatsächlich finde ich diese Idee gut. Ein gewisser Basis-Schutz, den dann auch alle Tiere bekommen können/würden, wäre eine sinnvolle Idee, um ein größeres Kollektiv zu schaffen.