Risikolebensversicherung

Versicherer locken mit Rückdatierung

Wer aktuell eine Risikoleben-Police abschließen will, kann den Vertragsbeginn ins Jahr 2023 zurückdatieren und damit Geld sparen. Wie das funktioniert und welche Versicherungen dafür noch in Frage kommen.

Author_image
16:01 Uhr | 08. Januar | 2024
Versicherer locken mit Rückdatierung

Durch die Rückdatierung bei Abschluss der Risikolebensversicherung kann man über die gesamte Vertragslaufzeit hinweg Geld sparen.

| Quelle: Shendart

Das Vertriebsargument der Rückdatierung kam zuletzt seltener zum Einsatz. Doch im ohnehin wettbewerbsintensiven Markt für Risikolebensversicherungen gehen derzeit wieder manche Versicherer damit in die Offensive. Die Europa beispielsweise wendet sich an „clevere Vermittler“. Im ersten Quartal 2024 könnten sie ihren Kunden beim Abschluss einen besonders günstigen Beitrag sichern – eben dank Rückdatierung.

Kleiner Zeitsprung

Wer bis zum 31. März 2024 abschließt, kann den Versicherungs­beginn auf den 1. Dezember 2023 zurück­datieren, heißt es in der Mitteilung. Durch diesen kleinen Zeit­sprung zahle der Kunde günstigere Beiträge für seine Risiko­lebens­versicherung als bei einem Start im aktuellen Jahr. Der Grund: Für die Berechnung der Beitrags­höhe sei unter anderem das Alter eines Versicherten bei Vertrags­abschluss maßgeblich. Das steige bei der Europa rechnerisch mit dem Jahres­wechsel und nicht mit dem exakten Geburtstag des Kunden. Durch die Rück­datierung werde er also für die Europa ein Jahr jünger. Der Beitrag falle niedriger aus.

Mehrere Hundert Euro Ersparnis sind dem Lebensversicherer zufolge über die gesamte Laufzeit drin. Auf der Website für Vertriebspartner finden Vermittler ein Rechenbeispiel für einen 40-jährigen Bankangestellten, der seit mindestens zehn Jahren nicht raucht. Bei einer Laufzeit von 20 Jahren könne der Kunde im Tarif „E-RL“ der Europa mit einer Rückdatierung des Versicherungsbeginns bis zu 320 Euro sparen.

Neuabschlüsse im Fokus

Wie Justus Lücke, Geschäftsführer der Versicherungsforen Leipzig, gegenüber procontra erklärt, sind Rückdatierungen in der Branche „nichts Ungewöhnliches“. Im Prinzip seien das Werbeaktionen, um Neuabschlüsse zu generieren. Rückdatierungen sind laut Gesetz zulässig. Viele Anbieter berechnen das Kundenalter anhand des Geburtsjahres, nicht des Geburtstags. Und das Eintrittsalter ist bei vielen Versicherungsarten ein wichtiger Faktor für die Berechnung der Prämie über die gesamte Laufzeit.

Anzeige

Laut Branchenkennern sind Rückdatierungen auch bei Berufsunfähigkeitspolicen möglich. Auch Kfz-Policen können rückdatiert werden. Hier freilich geht es um die Schadensfreiheitsklasse. Als Rückdatierungen vor rund drei Jahren ein größeres Thema waren, hat das Vergleichsportal Check24 überprüft, was das für Risikolebensversicherungen bedeutet. Demnach war damals eine durchschnittliche Ersparnis von 575 Euro über die gesamte Laufzeit möglich.

Ob sich eine Rückdatierung tatsächlich für einen Kunden lohnt und ob die rückdatierbare Police überhaupt zum Kundenbedarf passt, müssten Berater natürlich prüfen. So weißt Karin Van de Put, Projektmanagerin bei den Versicherungsforen Leipzig darauf hin, dass „Rückdatierung auch immer Nachzahlung der Beiträge bedeutet“. Außerdem zahle der Versicherungsnehmer einen Beitrag, obwohl der Versicherer für diese Zeit kein Risiko getragen habe.