Rating: Welche Risikolebenstarife schneiden am besten ab – welche fallen durch?

Von „hervorragend“ bis „mangelhaft“ ist alles dabei: Franke und Bornberg hat zum ersten Mal Risiko-LV-Tarife in ein Qualitätsrating übersetzt. Nur zehn der 268 Tarife erhalten die Bestnote – darunter sind weder die Maklerfavoriten noch die Anbieter mit den meisten Abschlüssen 2019.

09:12 Uhr | 14. Dezember | 2020
Franke und Bornberg hat zum ersten Mal Risiko-LV-Tarife in ein Qualitätsrating übersetzt. Bild: Adobe Stock/bruno

Franke und Bornberg hat zum ersten Mal Risiko-LV-Tarife in ein Qualitätsrating übersetzt. Bild: Adobe Stock/bruno

Die Risikolebensversicherung gilt als Urform der Lebensversicherung: Schließlich sichert sie die finanzielle Lücke ab, wenn beispielsweise der Hauptverdiener und Versorger einer Familie ausfällt. Die Teilsparte lief jedoch im vergangenen Geschäftsjahr bei vielen Anbietern eher mäßig. Nur 16 der 65 im procontra-LV-Check untersuchten Versicherer verbuchten 2019 ein Policenplus in diesem Bereich. Auch die Verbreitung ist ausbaufähig: Insgesamt gab es im vergangenen Jahr rund 7,6 Millionen Risikolebens-Verträge in Deutschland. Damit sorgt derzeit durchschnittlich nur jeder Siebte mit einer Risiko-LV vor.

„Das Potenzial der Risiko-LV ist groß, aber es wird zu wenig ausgeschöpft“, sagt Michael Franke von Franke & Bornberg. Welche Risikoleben-Tarife den Kunden die beste Qualität liefern, hat nun das Analysehaus erstmals in einem Produktrating überprüft. Statt auf den Preis – bislang oft ausschlaggebendes Argument für die Mehrheit der Kunden – nimmt das Rating Leistungsversprechen in den Bedingungswerken und Verlässlichkeit in den Blick. 

Bewertet wurden 268 Einzeltarife von 60 Versicherern nach neun Hauptkriterien mit 36 Detailanforderungen. Die Qualität rangiert auf einer Skala von Null für die schlechteste Ausprägung bis 100 für deren optimale Erfüllung. Die Gesamtqualität der Tarife bilden sich schließlich in sieben Stufen von „FFF+“ („hervorragend“) über „FFF“ (sehr gut“) bis „F-“ („ungenügend“) ab. Am häufigsten vergeben wurde die Note „FF+“, was einem „gut“ entspricht. Für rund jeden sechsten Tarif reichte es allerdings nur zu einem F („mangelhaft“).

Insgesamt haben die Analysten zehn Tarife von sieben Anbietern mit der Höchstnote FFF+ ausgezeichnet.

Die als „hervorragend" bewerteten Risikoleben-Tarife

Hinzu kommt die Delta Direkt Lebensversicherung AG München, deren RLV Tarif (1, 2, 3 und 4) jedoch nur in Verbindung mit dem Baustein Immobilienabsicherung die Höchstnote erhält.

Die drei Anbieter, die im vergangenen Jahr die meisten Risiko-Policen verkauften (siehe Bilderwstrecke unten), Credit Life, Württembergische und Mecklenburgische, sind somit nicht unter den top-bewerteten Gesellschaften vertreten. Ihre Tarife schnitten bei Franke und Bornberg teils mit FFF und FF+ ab. Die Makler-Favoriten in der Risiko-LV Allianz, Dialog und Hannoversche liegen mit vielen Tarifen eher im (teils oberen) Mittelfeld. Alle Ergebnisse finden Sie hier.

Die acht Anbieter mit dem größten Policenwachstum in der Risiko-LV

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Luft nach oben gibt es laut dem Analysehaus vor allem in der Genauigkeit der Bedingungswerke. Diese wirkten teils wie abgekupfert von denen zur Berufunfähigkeit, so die Kritik. Auch die Flexibilität der Tarife lasse vielfach zu wünschen übrig: „Nur wenige Produkte erlauben Versicherten, ihren Versicherungsschutz über das ursprünglich vereinbarte Endalter hinaus zu verlängern. Das ist vor allem bei Anschlussfinanzierungen wichtig. Doch bislang haben ältere Versicherte kaum Chancen, nach Vertragsablauf noch Versicherungsschutz zu bekommen“, kritisiert Franke.

Auch Regelungen für eine vorgezogene Todesfallleistung bei einer schweren Erkrankung fehlten oft oder setzten hohe Hürden, was die Prüfung durch Ärzte angeht. Auch bei Zahlungsschwierigkeiten macht so mancher Anbieter dem Kunden das Leben schwer: „Nur jeder sechste Tarif erlaubt Beitragsstundung – und das auch nur für maximal sechs Monate."

Besonders schlecht schnitten die folgenden Tarife im Rating ab:

Diese Tarife sind laut Franke und Bornberg „mangelhaft"

Sorgt Corona für mehr Abschlüsse?

Was den Versicherern Auftrieb geben dürfte: Mit Blick in die Zukunft könnte die Teilsparte zulegen. Denn die Corona-Pandemie verleiht dem Thema Hinterbliebenenabsicherung eine höhere Dringlichkeit und könnte das Neugeschäft in der Risiko-LV perspektivisch stärken. So planen laut einer Studie von Iptiq, dem White-Label-Versicherer der Swiss Re, sechs Prozent der 5.000 Befragen zwischen 25 und 55 Jahren innerhalb eines Jahres eine entsprechende Versicherung abzuschließen. Umgerechnet auf die deutsche Bevölkerung wären das zwei Millionen Menschen. Sieben Prozent gaben zudem an, dass Covid-19 der Hauptgrund für den Abschluss einer Risikolebensversicherung sei. Allgemein sind einschneidende persönliche Erlebnisse wie Krankheiten und Todesfälle im nahen Umfeld oder auch Geburten und der Immobilienerwerb oft Auslöser, eine Risiko-LV abzuschließen.

Die acht Anbieter mit dem größten Policenwachstum in der Risiko-LV

In der folgenden Bilderstrecke finden Sie die acht Anbieter mit einem Mindestbestand von 20.000 Risikoverträgen, die ihre Bestände in der Risiko-Teilsparte 2019 jeweils um mehr als drei Prozent ausbauen konnten. Außer Konkurrenz läuft dabei die Ergo Vorsorge Lebensversicherung AG, deren massive Zugewinne aus der Verschmelzung der Verträge der früheren Ergo Direkt Lebensversicherung AG auf die Ergo Vorsorge resultierten.

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Auf dem – geteilten – siebten Platz landet die PB Leben, deren Risikopolicenbestand sich im Geschäftsjahr 2019 um rund 10.000 Verträge auf 266.426 erhöhte. Der Risikobereich macht bei der PB Leben knapp ein Viertel des Gesamtbestands von 1.085.695 LV-Verträgen aus. Dank der gut laufenden Sparte gehört der Anbieter auch insgesamt noch zu den Policengewinnern, er verzeichnete ein kleines Plus von gut 5.000 Verträgen. Logo: PB Leben