RLV-Rating

Nur 15 Lebensversicherer haben Top-Tarif im Angebot

Qualitativ sind viele Risikolebensversicherungen noch nicht auf dem höchsten Level, urteilt das Hannoveraner Analysehaus Franke und Bornberg in einem neuen Rating. Allerdings fallen nur wenige Tarife komplett durch.

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15:03 Uhr | 17. März | 2023
Risikolebensversicherungen

Die Nachfrage nach Risikolebensversicherungen ging zuletzt zurück – auch, weil immer weniger Menschen Immobilien bauen bzw. erwerben können.

| Quelle: Madeleine_Steinbach

Der Traum vom Eigenheim rückt für immer mehr Menschen in Deutschland in weite Ferne – zu hoch sind die Baukosten, zu hoch die Bauzinsen. Am Freitag teilte das Statistische Bundesamt mit, dass die Zahl der Baugenehmigungen im Januar dieses Jahres um 26 Prozent gegenüber dem Vormonat gesunken ist. Immer mehr Bauherren – ob Großinvestoren oder die kleine Familie – schieben den Wunsch nach den eigenen vier Wänden erst einmal auf die lange Bank.

Das wirkt sich auch auf das Geschäft mit Risikolebensversicherungen aus, bemerkt Michael Franke, Geschäftsführer des Hannoveraner Analysehauses Franke und Bornberg. Denn häufig wird eine Risikolebensversicherung im Zusammenhang mit einer Immobilienfinanzierung abgeschlossen  – dieser Impulsgeber wird jedoch immer schwächer.

„Angesichts hoher Kaufpreise, gestiegener Kreditzinsen und viel Unsicherheit im Markt halten sich potenzielle Käufer spürbar zurück. Eine kurzfristige Aufhellung der Stimmung ist nicht in Sicht. Bis vom Immobilienmarkt wieder Wachstumsimpulse für den Todesfallschutz ausgehen, dürfte noch einige Zeit vergehen“, zieht Franke eine düstere Prognose.

Tarife überarbeiten

Aus Sicht von Franke sollten die Versicherer die Flaute nutzen, ihre Tarife noch einmal zu überarbeiten. Denn laut einem aktuellen Rating von Franke und Bornberg besteht hier noch deutlich Luft nach oben. 

Insgesamt 120 Tarife von 59 Versicherer untersuchten die Hannoveraner. Gegenüber den Vorjahren wurde dabei die Rating-Systematik leicht angepasst. Unter anderem haben die Analysten neue Kriterien ins Rating aufgenommen, darunter:

Leistung bei Tod im Ausland: Stirbt ein Versicherter im Ausland, werden Angehörige neben der emotionalen Belastung oft mit hohen Zusatzkosten für die Überführung konfrontiert. Diese schmälern die angestrebte Absicherung der Hinterbliebenen bzw. Begünstigten und waren bei der Bemessung des Kapitals meist nicht eingeplant. Eine Zusatzleistung bei Tod im Ausland schließt diese Lücke.

Leistung bei Unfalltod: Plötzlich und unerwartet – ein Unfall ändert alles, und das oft innerhalb von Sekunden. Erhöhte Leistungen bei Tod als Folge eines Unfalls helfen, ungeplante Zusatzkosten abzudecken.

Sofortleistung: Eine sorgfältige Leistungsprüfung braucht Zeit. Tarife mit Sofortleistung zahlen Berechtigten innerhalb weniger Tage einen Teilbetrag von z. B. zehn Prozent, wenn der Vertrag bereits seit drei Jahren besteht – für eine würdige Bestattung oder andere dringende Anliegen.

Zudem wird aufgrund der steigenden Zinsen Flexibilität bei den Verlängerungsoptionen stärker gewichtet, andere Kriterien stattdessen geringer.

Jeder fünfte Tarif überzeugt

Insgesamt hinterlässt die Untersuchung ein zufriedenstellendes Ergebnis. Jeder fünfte Tarif (19,3 Prozent) wurde von Franke und Bornberg mit der Bestnote (FFF+) bewertet. Beim ersten RLV-Rating hatten nur 3,7 Prozent aller Tarife vollends überzeugt. Weitere 15 Prozent erhielten diesmal die zweitbeste Note (FFF), der Großteil der untersuchten Tarife (48,33 Prozent) wurde mit FF+ bewertet.

Die schlechteste Note (F-) wurde kein einziges Mal vergeben, die zweit (F)- und drittschlechteste (F+) Note erhielten jeweils 4 Tarife. 

Mindestens einen Top-Tarif hatten jedoch nur 15 der Produktgeber im Angebot:

Noch haben einige Versicherer auf Produktseite viel tun, findet Franke. „Der Mittelbau prägt noch immer das Qualitätsniveau der RLV. Hier ist mehr Ehrgeiz der Produktentwickler gefragt. Von einem Wettbewerb um Spitzenplatzierungen wie bei anderen biometrischen Risiken ist die RLV noch meilenweit entfernt.“