Diese Lebensversicherer legten beim Neugeschäft zu
Wie bereits 2022 war auch das vergangene Jahr kein einfaches für die deutschen Lebensversicherer. Blickt man in die Bilanzen der 62 Lebensversicherer, die im aktuellen procontra-LV-Check ausgewertet wurden, ging das Neugeschäft nach APE im Vergleich zum Vorjahr um 1,2 Prozent auf 8,421 Milliarden Euro zurück (2022: 8,524 Milliarden Euro).
Die Gründe dafür liegen laut GDV vor allem in der hohen Unsicherheit der Menschen sowie dem nach Corona-Krise und Energiekrisen schwach ausgeprägten Wirtschaftswachstum. Dennoch: Der Neugeschäfts-Rückgang fiel wesentlich moderater aus als noch im Vorjahr, als das Minus 10,5 Prozent betrug und damit so hoch lag wie noch nie in der Geschichte des LV-Checks, dessen Daten bis 2010 zurückreichen.
Einmalbeitragsgeschäft weiter rückläufig
Verantwortlich für den Rückgang war erneut das Geschäft mit Einmalbeiträgen. Durch die stark gestiegenen Zinsen ist die Konkurrenz durch die Banken groß. Sicherheitsorientierte Kunden setzten zuletzt verstärkt auf Tages- und Festgeldkonten. So heißt es von der Cosmos Direkt, deren Einmalbeitragsgeschäft im vergangenen Jahr um acht Prozent zurückging, auf Nachfrage: „Durch die sehr erfolgreichen Angebote mit kurzfristigen Zinskonditionen konnten wir zahlreiche Neukunden gewinnen. Mit den späteren, steigenden Zinsen haben diese Produkte mit kurzfristigen Anlagehorizonten an Attraktivität verloren, so dass einige Kunden bei Banken wieder bessere Konditionen gefunden haben.“ Zudem sind die Versicherer hier auch Opfer ihres eigenen Erfolgs. So hatten diese in der Nullzinsphase das Einmalbeitragsgeschäft stark ausbauen können.
Insgesamt ging das Neugeschäft nach Einmalbeiträgen gegenüber 2022 um gut 13 Prozent zurück. Bei einigen Anbietern schrumpfte es indes deutlich stärker: So sank es bei der Öffentlichen Sachsen-Anhalt um 65 Prozent gegenüber 2022, bei der Sparkassenversicherung Sachsen betrug der Rückgang gar 72 Prozent.
Wesentlich erfreulicher entwickelte sich indes der Neuzugang nach laufendem Beitrag. Marktweit wuchs das Neugeschäft hier um 4,5 Prozent auf 6,056 Milliarden Euro. Für die Versicherer ist ein starkes Neugeschäft von großer Bedeutung: Es reduziert nicht nur das Risiko stiller Lasten, es verschafft ihnen zudem die notwendige Liquidität für eine hochverzinsliche Neuanlage. „Hier haben Lebensversicherer, die im Verhältnis zu ihrem Bestand viel Neugeschäft einsammeln, einen Vorteil gegenüber Anbietern mit hohem Bestand und verhältnismäßig weniger Neugeschäft“, erklärte Max Happacher, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Aktuarvereinigung, gegenüber procontra im vergangenen Jahr.
Fondspolicen werden immer wichtiger
Treiber für das Neugeschäft ist insbesondere das Geschäft mit Fondspolicen, das für die Lebensversicherer immer wichtiger wird. 42 Prozent des Neugeschäfts entfällt mittlerweile hierauf – Tendenz aufwärts. Zum Vergleich: 2019 machten Fondspolicen 31,2 Prozent des Neugeschäfts aus. Auch das Kollektivgeschäft wird für die Versicherer zu einer immer relevanteren Säule, die mittlerweile für gut 30 Prozent des Neugeschäfts steht. Es ist wahrscheinlich, dass sich dieser Trend durch die Überarbeitung des Betriebsrentenstärkungsgesetzes fortsetzt.
Fragt man bei den einzelnen Anbietern nach, fallen die Antworten jedoch differenzierter aus. So führt die Bayerische ihr starkes Neugeschäfts-Wachstum (+ 31,2 Prozent nach laufendem Beitrag) auf ihre nachhaltige Investment-Tochter Pangaea Life sowie ihr „Park Clever Konto“ zurück. Die Gothaer (+ 22 Prozent nach laufendem Beitrag) wiederum erklärte auf procontra-Nachfrage die betriebliche Altersvorsorge sowie die im vergangenen Jahr neu gelaunchte BU-Versicherung zu den größten Gewinnern. „Ziel ist, die im Markt besonders erfolgreichen Produkte weiterhin in der Positionierung zu halten“, gibt der Versicherer die Marschrichtung für die Zukunft aus. Gerade beim Thema BU-Versicherungen könnte die Erhöhung des Höchstrechnungszinses einen positiven Effekt haben, da sich dieser positiv auf die Prämien auswirken könnte.
Welche Versicherer auch 2022 beim Neugeschäft zulegten, sehen Sie in der untenstehenden Tabelle. Obwohl auch die zum Volkswohl Bund gehörende Dortmunder Lebensversicherung ihr Neugeschäft um 20,1 Prozent steigern konnte, wird sie aufgrund des geringen Volumens (6 Millionen Euro) nicht aufgeführt. Das gleiche gilt für die Direkte Leben (Neugeschäft: + 16,3 Prozent).
Welche Versicherer beim Neugeschäft zulegten
Versicherer | Neuzugang nach APE (gerundet, in Millionen Euro) 2022 | Neuzugang nach APE (gerundet, in Millionen Euro) 2023 | Veränderungen ggü. Vorjahr in % |
die Bayerische | 60 | 80 | 31,6 |
Signal Iduna AG | 56 | 73 | 28,9 |
VRK | 11 | 13 | 20,3 |
Volkswohl Bund | 125 | 150 | 19,7 |
Mecklenburgische | 11 | 13 | 13,3 |
Swiss Life | 159 | 180 | 13,1 |
Gothaer | 82 | 93 | 13,0 |
HDI | 145 | 163 | 12,8 |
Universa | 20 | 23 | 12,6 |
Ergo Vorsorge | 147 | 163 | 11,5 |