Selbstbeteiligung in der GKV

Raffelhüschen will Eltern und Gesunde besserstellen

Nach seinem Vorschlag einer Selbstbeteiligung in Höhe von 2.000 Euro für jeden Kassenpatienten legt der Freiburger Ökonom nun nach, um die Finanzierungslücke in der GKV füllen.

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12:03 Uhr | 24. März | 2023
Bernd Raffelhüschen

Von jedem Kassenpatienten eine Selbstbeteiligung von 2.000 Euro: Diesen Vorschlag konkretisierte der Wirtschaftsforscher Bernd Raffelhüschen nun.

| Quelle: Bernd Raffelhüschen

Das Finanzierungsdefizit bei den gesetzlichen Krankenkassen wird immer größer. Die Ausgaben steigen stetig – trotz GKV-Stabilisierungsgesetz und der damit verbundenen Erhöhung der Zusatzbeiträge. „Wir können uns das System nicht mehr leisten. Patienten müssen künftig mehr aus eigener Tasche dazu bezahlen.“ Mit diesem Statement hatte der Freiburger Ökonom Bernd Raffelhüschen im Februar Schlagzeilen gemacht, seine Forderung: Gesetzlich Krankenversicherte sollten eine Selbstbeteiligung von bis zu 2.000 Euro leisten, damit die Finanzierung der GKV generationengerechter gestaltet und auf ein sicheres Fundament gestellt werden kann. Zudem solle gesundheitsschädliches Verhalten sanktioniert werden.

Beamte zum Selbstbehalt verpflichten

Erwartungsgemäß hagelte es für diesen Vorschlag von etlichen Seiten Kritik. Nun wurde Raffelhüschen in einem Interview mit dem „Focus“ konkreter und schob weitere Details für seine unpopuläre Forderung hinterher. Ein Detail: Nicht nur Kassenpatienten, auch Beamte würde er künftig zu einem Selbstbehalt verpflichten.

Dabei vertritt der Ökonom die Überzeugung, dass das System der gesetzlichen Krankenversicherung auf einem Generationenvertrag beruhe, „in dem die Jungen die Alten finanzieren“. Da sich in Zukunft die Zahl der Alten allerdings verdoppeln werde und die Jungen nur noch zwei Drittel oder drei Viertel der heutigen jungen Generation ausmachen würden, führe dies zu folgender Schlussfolgerung: „Generationengerecht wäre es, den Beitragssatz in der Krankenversicherung auf dem heutigen Niveau zu halten“, so der Wirtschaftsforscher.  

Wir können nicht für alle für alle Zeiten alles technisch Mögliche finanzieren.
Bernd Raffelhüschen, Ökonom

Um das zu erreichen, müssten allerdings die Leistungen der GKV verringert werden. Entweder der Staat rationiere die Leistungen, „denn wir können nicht für alle für alle Zeiten alles technisch Mögliche finanzieren“. Raffelhüschen nannte als Negativbeispiel das britische Gesundheitssystem, in dem eine staatliche Rationierung bereits existiert: Dort sei man mit 70 oder 75 Jahren zu alt für eine Dialysebehandlung, weil es nicht genug Maschinen gebe.   

Oder – und das ist der zweite Weg, für den Raffelhüschen vor diesem Hintergrund plädiert: Der Staat solle außen vor bleiben, stattdessen werde auf eine Selbstbeteiligung der Patienten zurückgegriffen. In diesem System würden Gesunde belohnt und erhielten einen Teil der geleisteten Selbstbeteiligung wieder zurück. Oder, so Raffelhüschen: „Sie entscheiden sich für einen günstigeren Tarif mit einem noch höheren Selbstbehalt.“ Ein solches System funktioniere in der Schweiz bereits seit Jahrzehnten und werde in Teilen auch in den Niederlanden realisiert.  

Eltern haben Beitragszahler zur Verfügung gestellt

Ein weiteres, neu geäußertes Detail aus Raffelhüschens Forderung: Eltern sollten bei den Selbstbehalten anders gestellt werden als Kinderlose. Denn: „Die, die Kinder haben, haben Beitragszahler für dieses System zur Verfügung gestellt, und das war teuer.“ Kinderlose hätten deutlich mehr verfügbares Einkommen. Deshalb könnten sie sich auch höhere Selbstbehalte leisten.

Schließt eine Selbstbeteiligung die Finanzierungslücke in der GKV?