Arztpraxen in Deutschland haben 2023 nur noch 67 Prozent ihrer Einnahmen von den Krankenkassen bekommen. Das geht aus neuen Zahlen hervor, die das Statistische Bundesamt an diesem Donnerstag veröffentlichte.
Diesen zufolge lag der Einnahmenanteil aus Kassenabrechnung so gering wie noch nie seit Erhebung der Daten im Jahr 2020. Gegenüber dem Vorjahr ging der Anteil zudem noch einmal deutlich zurück: Entfielen 2022 noch 71,1 Prozent der Praxis-Einnahmen auf die Krankenkassen, waren es ein Jahr später nur noch 67 Prozent.
Einnahmen aus Privatabrechnung steigen
Entsprechend stieg die Bedeutung anderer Einnahmequellen. So stammten 2023 insgesamt 28 Prozent der Einnahmen aus Privatabrechnung – deutlich mehr als noch 2022 (24,3 Prozent). Die übrigen Einnahmen (5 Prozent) entstammen aus sonstigen Tätigkeiten, wie beispielsweise der Erstellung von Gutachten.
Das sich die Einnahmensituation der Ärzte über die vergangenen Jahre stark verändert hat, hat mehrere Gründe. Ein Grund dürfte hierfür sein, dass die Zahl der reinen Arztpraxen in Deutschland steigt. Lag der Anteil der Praxen, die überhaupt keine Kasseneinnahmen erzielten, 2021 noch bei 3,8 Prozent sind es zwei Jahre später bereits 6,5 Prozent.
Doch auch in Praxen, die noch Kassenpatienten aufnehmen, werden immer häufiger sogenannte Selbstzahler-Termine angeboten, wie Medienberichte aus diesem Jahr zeigen. Wenn Patienten einen schnelleren Termin möchten, ist dies in vielen Fällen möglich – sofern sie sich bereit erklären, die Behandlung aus der eigenen Tasche zu bezahlen.
Die sich verändernde Einnahmensituation dürfte aber auch Ausdruck für die steigende Verbreitung privater Krankenzusatzversicherungen sein. Deren Anzahl lag laut Daten des PKV-Verbands Ende 2024 bei rund 31 Millionen Verträgen – ein Plus von gut vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Als besonders beliebt beim Kunden gelten Zahnzusatzversicherungen.
Privatabrechnung besonders häufig bei Zahnärzten
Passend hierzu ist der Anteil der Einnahmen aus Privatabrechnung bei Zahnärzten auch besonders hoch: Sie lagen 2023 bei 47,2 Prozent und damit deutlich höher als im praxisübergreifenden Durchschnitt. Auch ansonsten variiert der Einnahmeanteil aus Kassen- bzw. Privatabrechnung stark je nach dem jeweiligen ärztlichen Fachgebiet.
So erwirtschafteten Praxen des Fachgebiets Haut- und Geschlechtskrankheiten im Jahr 2023 mehr als die Hälfte (52,3 %) der Gesamteinnahmen aus Privatabrechnung. Hohe Anteilen an Privateinnahmen gab es auch in den Fachgebieten Orthopädie und Unfallchirurgie (47,2 Prozent), Chirurgie, Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie und Neurochirurgie (46,8 Prozent) und in urologischen Praxen (45,5 Prozent).
Kassenabrechnung war indes besonders häufig in psychotherapeutischen Praxen (88,7 Prozent) zu beobachten – allerdings verschob sich auch hier zuletzt der Anteil mehr in Richtung der Privateinnahmen.
Long Story short
Arztpraxen in Deutschland erzielten 2023 nur noch 67 Prozent ihrer Einnahmen über Krankenkassen – ein historischer Tiefstand –, während der Anteil der Privatabrechnungen auf 28 Prozent stieg. Die Gründe reichen von mehr Praxen ohne Kassenzulassung über zunehmende Selbstzahler-Termine bis hin zum starken Wachstum privater Zusatzversicherungen; besonders hoch ist der Privatanteil etwa bei Zahnärzten und Dermatologen.

