Das sind die beliebtesten ETFs der Deutschen
Was ist mit dem konservativen deutschen Sparer los? Das Bild des per se risikoscheuen Anlegers entspricht mittlerweile nicht mehr der Realität und muss – zumindest in Teilen – neu gemalt werden. Denn: ETFs, sprich börsennotierte Indexfonds, gehen unter deutschen Anlegern derzeit weg wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln beim Bäcker – das bestätigte in dieser Woche eine weitere Studie.
Die Direktbank ING-Diba ermittelte dabei zusammen mit dem Analyse- und Beratungsdienst Barkow, dass sich das in ETF angelegte Vermögen der Deutschen im vergangenen Jahr um 50 Milliarden Euro erhöhte. Damit haben deutsche Anleger derzeit rund 150 Milliarden Euro in ETFs investiert – überwiegend in Aktien-ETFs. „ETF werden immer mehr zum Liebling der deutschen Privatanleger“, zeigt sich Thomas Dwornitzak, Leiter Sparen & Anlegen bei der ING Deutschland, angesichts dieser Ergebnisse überzeugt.
Rekordzuflüsse
Auch im restlichen Europa ist die Nachfrage weiterhin hoch – bis Oktober 2021 flossen bereits 167 Milliarden Euro von institutionellen sowie privaten Anlegern in die Indexfonds – ein Rekord. Treiber dieser Entwicklung war laut ING-Diba die Corona-Krise: „COVID-19 hat wie ein Turbo für den deutschen ETF-Markt gewirkt. Mit dem ersten Lockdown im März 2020 sind die Suchanfragen sofort sprunghaft angestiegen. Ihren vorläufigen Höhepunkt haben sie während des zweiten Lockdowns Anfang 2021 gefunden“, sagt Dwornitzak. ETFs finden dabei längst nicht mehr nur im Rahmen von Sparplänen Beachtung – auch in Fondspolicen werden den Anlegern neben aktiv gemanagten Fonds immer häufiger auch ETFs zur Auswahl geboten.
Doch welche ETFs sind denn bei den Deutschen besonders beliebt? Das verrät ein Blick in die Statistik von Xetra, Deutschlands größter Handelsplattform. An der Spitze befinden sich gleich sechs Produkte des zu Blackrock gehörenden Anbieters iShares – mit einem Handelsvolumen von 8,823 Milliarden Euro ist mit dem iShares Core DAX ein ETF dabei, der auf den deutschen DAX Bezug nimmt.
Der sich auf den MSCI beziehende iShares Core MSCI World – unter Anlegern ein echter Klassiker – landet mit einem Handelsvolumen von 6,128 Milliarden Euro nur auf dem zweiten Platz. Eine mögliche Erklärung hierfür: Es gibt wesentlich mehr ETF, die sich auf den MSCI als auf den DAX als Leitindex beziehen – entsprechend stärker verteilt sich hier das Geld der Anleger.
Nachhaltigkeit wird immer größeres Thema
Auf Platz drei landete bereits mit dem iShares Global Clean Energy ein erster Themen-ETF, der zudem dem Wunsch vieler Anleger nach einer nachhaltigen Geldanlage Rechnung trägt. Der Global Clean Energy hat sich dem Thema Energiewende verschrieben, machte in den vergangenen Monaten seine Anleger jedoch aufgrund hoher Verluste nicht glücklich. Auf 5-Jahres-Sicht entwickelte sich der Energiewende-ETF für Anleger jedoch besser als ein Investment in den MSCI World.
Insgesamt verzeichnete Xetra im vergangenen Jahr in Hinblick auf nachhaltig orientierte ETFs eine klare Entwicklung: Mit einem Handelsumsatz von 2,8 Milliarden Euro stiegen die monatlichen Umsätze für ESG-ETFs im Vergleich zum Vorjahr um 176 Prozent. Mittlerweile machen nachhaltig orientierte ETFs 16 Prozent des gesamten ETF-Umsatzes bei Xetra aus.
Eine Entwicklung, der die Anbieter mit immer neuen Produkten nachkommen – wird ein neuer ETF aufgelegt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass dieser nachhaltig ist.
Welche ETFs das größte Volumen aufweisen
Interessant ist auch ein Blick aufs Fondsvolumen: Hier überwiegen ETFs, die sich am Standard & Poors 500, sprich am amerikanischen Markt, orientieren: Gleich vier der sechs größten ETFs, gemessen am Fondsvolumen, bilden den S&P 500 nach. Alle sechs bauten von Dezember 2020 bis Dezember 2021 ihr Fondsvolumen deutlich aus – der iShares Core MSCI World gleich um über 17 Milliarden Euro.
Ob sich diese Entwicklung auch 2022 fortsetzt, bleibt abzuwarten. Bei der ING-Diba scheint man davon überzeugt. „ETFs sind durch ihre unkomplizierte Handhabung und ihre Transparenz bestens geeignet, um mit überschaubarem Aufwand am Finanzmarkt teilzunehmen und ein diversifiziertes Wertpapierportfolio zusammenzustellen. Ihre Bedeutung dürfte deshalb auch in Zukunft weiter zunehmen“, ist Dwornitzak überzeugt.
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