Wie wäre es mit einer nachhaltigen Fondspolice?

Das Thema Nachhaltigkeit entwickelt sich aktuell sehr dynamisch. Finanzaufsichten und Standardsetzer erweitern laufend ihre Anforderungen, die Rating-Anbieter anschließend integrieren müssen. Was bedeutet das für Ihre Kunden?

12:11 Uhr | 08. November | 2022
Nachhaltige Fondspolice? Bild: RelaxFoto.de

Das Angebot an nachhaltigen Fonds ist gut – zu diesem Ergebnis kam kürzlich das IVFP. Dabei erhielten 27 Anbieter von insgesamt 40 das Urteil „Exzellent“. Bild: RelaxFoto.de

Das Thema Nachhaltigkeit ist ein Dauerbrenner und nicht nur in diesen Tage wegen der Klimakonferenz COP27 in Ägypten aktuell. Nach Auffassung von Beobachtern treiben Regulatoren und Medien den Bereich so stark, dass auch in der Versicherungsbranche die Anbieter einfach nachziehen müssen. Bekanntlich setzt die EU-Kommission bei ihrem Konzept zur Erreichung der Klimaneutralität der EU stark auf die Finanzbranche. Das von Banken und Versicherern bei Kunden eingesammelte Geld soll in Zukunft in nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten gelenkt werden. Was einige Ökonomen als Planwirtschaft geißeln, ist für andere der entscheidende Baustein zur Transformation der Wirtschaft und Gesellschaft in Richtung Nachhaltigkeit.

Das Fondsangebot muss passen

Innerhalb der Versicherungsbranche spielen vor allem Fondspolicen eine zunehmend wichtige Rolle bei der Lenkung von Kapital in nachhaltige Verwendungen. Aber erfüllt das Fondsangebot eines Produktes die Anforderungen eines Kunden, der auf Nachhaltigkeit Wert legt? Diese Frage versucht das Institut für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) zu beantworten. In diesem Jahr ist das zweite Fondspolicen-Nachhaltigkeits-Rating des Instituts erschienen. Andere Analysehäuser wie zum Beispiel Frank und Bornberg ziehen eigenen Angaben zufolge in Kürze nach. „Wir wollten auch nicht zu früh am Markt sein“, hieß es.

Das IVFP muss jedoch inzwischen immer wieder neue regulatorische Anforderungen berücksichtigen. Seit dem ersten Rating habe es auf Ebene der Regulatoren etliche Anpassungen in Punkte Nachhaltigkeit gegeben, berichtete das Institut anlässlich der Veröffentlichung des zweiten Ratings. „Unser runderneuertes Fondspolicen-Nachhaltigkeits-Rating hat sich mit nunmehr 52 Kriterien im Umfang zu 2021 fast verdreifacht“, sagte Andreas Kick, Prokurist und Partner beim IVFP. Durch die Hinzunahme weiterer Fondsratings sowie der Einordnung nach EU-Offenlegungsverordnung (Artikel 8-/Artikel 9-Fonds) als Klassifizierungsansätze für nachhaltige Fonds haben man nicht nur den Umfang gesteigert, sondern die Qualität des Ratings erhöht.

Potenzial für Verbesserungen

Das Ergebnis sei „durchaus erfreulich“. Kick kommentierte es so: „Das Angebot ist bereits sehr gut, jedoch ist auch noch ausreichend Potenzial für weitere Verbesserungen gegeben.“ Grundlage des Ratings seien private, fondsgebundene Rentenversicherungen und deren Fondssortiment. Diese reine Fondsabfrage soll eine Orientierung bieten, welche Fondspolicen ein qualitativ hochwertiges nachhaltiges Fondsangebot besitzen und gleichzeitig Gestaltungsspielräume lässt, um die Kapitalanlage anhand der Präferenzen des Kunden passgenau ausgestalten zu können. Wie tief und wie weit das Thema Nachhaltigkeit in den einzelnen Unternehmen verankert ist, sei Gegenstand des kommenden Nachhaltigkeits-Kompetenz-Ratings.

Exzellente Tarife

Für das Fondspolicen-Nachhaltigkeits-Rating habe IVFP 65 Tarife von 40 Anbietern untersucht. Tarife mit der Gesamtnote „Exzellent“ sind zum Beispiel: PrivatRente InvestFlex Green von Allianz, Invest Vario von Basler, CleverInvest Privatrente von HDI, Aktivplan von Neue Leben, Maxxellence Invest von Standard Life und Vorsorgeinvest Spezial von Zurich. Die vollständige Liste finden Interessierte hier.

Noch viel Unsicherheit im Markt

Nur erwähnt werden soll an dieser Stelle, dass seit gut einem Jahr immer wieder der Vorwurf der „Grünfärberei“ (Greenwashing) die Runde macht. Vor allem Fondsgesellschaften stehen in der Kritik. Erst Mitte Oktober monierten Greenpeace, Urgewalt und Reclaim Finance in einer gemeinsamen Pressemitteilung, dass Allianz Global Investors, Deka Investments, Union Investment und DWS weiterhin massiv in „expandierende fossile Energieunternehmen investieren“. Auch das zeigt, wie viel Unsicherheit noch im Markt besteht. Sowohl Produktanbieter als auch Kunden sind auf der Suche, was genau Nachhaltigkeit bedeutet. Vom Gesetzgeber und den Standardsetzern erwarten die Marktteilnehmer klar Definitionen. Daran hapert es aber immer noch, wie zum Beispiel Anfang des Jahres die Debatte um die Nachhaltigkeit von Atomkraft und Erdgas gezeigt hat.