Fondsanalyst kritisiert

Themen-ETFs sind „Performance-Fallen“

Sie regen die Fantasie und Gier der Anleger an. Doch erneut zeigt eine Analyse: Monothematische Passivfonds sind für die meisten Anleger nicht geeignet.

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16:01 Uhr | 15. Januar | 2024
Themen-ETFs sind „Performance-Fallen“

Sie regen die Fantasie und Gier der Anleger an. Doch erneut zeigt eine Analyse: Monothematische Passivfonds sind für die meisten Anleger nicht geeignet.

| Quelle: z_wei

Erneut machen Themen-ETFs von sich reden: So schaffte der VanEck Crypto & Blockchain Innovation ETF im vergangenen Jahr ein Plus von 263 Prozent. Damit liegt der börsengehandelte Indexfonds (ETF) auf Platz 1 einer Rangliste der ETFs mit der besten Performance. Es folgen vier weitere ETFs zum Thema Blockchain mit Renditen zwischen 255 und 112 Prozent. Trotz dieser hohen Gewinne warnt Ali Masarwah, Fondsanalyst und Geschäftsführer von Envetor, vor Themen-ETFs.

„Schmerzensgeld für erlittene Verluste“

Die beeindruckende Performance sei „oft nur ein Schmerzensgeld für erlittene Verluste“. Eine Übersicht der Fonds-Research-Agentur Morningstar zeige die Kehrseite der Themen-ETF-Medaille. Masarwah erklärt: Wer Anfang 2023 nicht auf Blockchain-Aktien setzte, sondern, zum Beispiel auf E-Auto-Infrastruktur oder Wasserstoff-Technologie, landete bei Verlusten von rund 40 Prozent. Der größte Themen-ETF am Markt, der iShares Global Clean Energy ETF, immerhin knapp 3,5 Milliarden Euro schwer, brach 2023 um gut 23 Prozent ein. Siehe Tabelle:

Themen-ETFs sind „Performance-Fallen“

Gebühren (p.a.) und Performance in Prozent, alle Rendite-Angaben in Euro, Daten per 11.1.2024; Quelle: Envestor auf Basis von Morningstar-Daten

| Quelle: Quelle: Envestor auf Basis von Morningstar-Daten

Die von Morningstar erfassten 148 Themen-ETFs am europäischen Markt erwirtschafteten, laut Masarwah, im Schnitt ein Plus von 18,2 Prozent im vergangenen Jahr. Das sei weniger als Anleger mit deutlich geringerem Risiko mit ETFs auf den MSCI World hätten erwirtschaften können. Der Welt-Index habe um 19,5 Prozent zugelegt.

Zum Einstandskurs fehlen fast 400 Prozent

Auch der oben genannte Sieger-Krypto-ETF habe eine Kehrseite. Den Ausführungen des Fondsexperten zufolge ist der VanEck Crypto & Blockchain Innovation ETF im Jahr 2022 um 85 Prozent eingebrochen. „Das Plus von sensationellen 263 Prozent 2023 war also längst nicht genug, um Anleger für das Jahr 2022 zu kompensieren. Um die Verluste von 2022 auszugleichen, hätte der ETF 2023 eine Rendite von knapp 650 Prozent hinlegen müssen“, betont Masarwah

Seiner Meinung nach sind Themen-Fonds „Performance-Fallen“. Typischerweise stiegen unerfahrene Anleger ein, wenn die Performance bereits spektakulär war. Daher nähmen sie dann den oft nachfolgenden Abschwung „mit“, der bei solchen Vehikeln mehr die Regel als die Ausnahme sei. Und wörtlich: „Anleger begeben sich bei Themen-ETFs auf eine unsichere Reise. Einmal müssen sie auf das richtige Thema setzen, dann müssen sie wegen der Volatilität ziemlich viel Mut und Können aufbringen, um den richtigen Einstiegszeitpunkt zu erwischen.“

Gleiches Thema, unterschiedliche ETFs

Zudem müssten sie sicher sein, dass der ETF das gewählte Thema in der optimalen Form abbildet. Denn jeder ETF-Anbieter koche sein eigenes Süppchen. Die ETFs für KI-Aktien, Robotics oder Clean Energy unterschieden sich mitunter deutlich voneinander. Reichmacher, so Masarwah, abschließend, „sind Themen-ETFs nur für die wenigen Anleger, die in der Lage sind, die Tragfähigkeit des Themas zu erfassen, den Stand des Zyklus zu ermitteln, mutig genug sind, antizyklisch vorzugehen und die Ausdauer haben, Abwärtsphasen durchzustehen.“

Bereits im Herbst 2023 hatten die Analysten von Scope in der Studie „Monothematischen Aktienfonds“ die relative Performance von insbesondere Themen-ETFs als „enttäuschend“ bezeichnet. Mehrheitlich würden sie dem breiten Markt hinterher hinken. Anders als aktiv verwaltete Investmentfonds, wo das Fondsmanagement die Liquiditätsquote erhöhen kann, wenn es an der Börse rumpelt, nehmen ETFs jede Kursbewegungen des zugrundeliegenden Index in der Regel voll mit.