Investments in Schwellenländer

Neue Chancen auf dem Währungsmarkt

Strengere Finanzierungsbedingungen in den USA haben im Vorjahr viele Schwellenländer unter Druck gesetzt. Gleichzeitig profitieren Exportländer von steigenden Rohstoffpreisen. Was das für den Währungsmarkt bedeutet und wie sich Berater positionieren können.

13:02 Uhr | 22. Februar | 2023
Fahnen der Schwellenländer

Der Schwellenländer-Markt bietet Investoren aktuell viele Chancen. Berater sollten risikobereiten Kunden die komplexen Entwicklungen erläutern.

| Quelle: Gil-Design

Anlagen in Währungen gelten als riskant. Das gilt umso mehr für Währungen aus Schwellenländern. Wer sich allerdings nicht von Kursschwankungen und schlechten Bonitätsnoten abschrecken lässt, für den können Währungsgeschäfte und Rentenpapiere in Lokalwährungen rentable Portfoliobausteine darstellen. Für Berater ist das die Chance, risikobereiten Kunden die komplexen Entwicklungen am Währungsmarkt eingehend zu erläutern und sich so in einer Nische zu positionieren.

Die Entwicklung von Schwellenländer-Währungen ist unter anderem von zwei Faktoren abhängig: der Stärke des US-Dollars und den Finanzierungsbedingungen in den USA. Zwar bestehen durchaus strukturelle Unterschiede zwischen den einzelnen Staaten. Die Türkei und Brasilien gelten beispielsweise als besonders anfällig für Währungskrisen, da sie sich tendenziell kurzfristig am Kapitalmarkt finanzieren. Und natürlich spielen auch das Wirtschaftswachstum im Vergleich zu Industrieländern und die damit einhergehende Investitionstätigkeit eine bedeutende Rolle. Doch im Kern geht es oftmals um den Greenback.

Teure Verschuldung in Dollar

Viele Schwellenländer, allen voran in Lateinamerika, sind überwiegend in US-Dollar verschuldet. Steigt der Dollar-Kurs, wie es 2022 der Fall war, wachsen auch die Staatsschulden und in Folge die Zinssätze bei der Aufnahme neuer Kredite. Denn höhere Schulden bedeuten schlechtere Konditionen. Noch dazu haben sich die Finanzierungsbedingungen in den USA selbst verschärft. Die US-Notenbank Fed hat ihre Leitzinsen drastisch nach oben geschraubt und so die Zinslast auf frische Dollar-Schulden erhöht.

Gleichzeitig kann ein starker US-Dollar auch in die entgegengesetzte Richtung wirken. So galt vielen Währungsanlegern der brasilianische Real lange Zeit als unattraktiv. Im Vorjahr allerdings war der Real zwischenzeitlich sogar die stärkste Schwellenländer-Währung. Denn das Exportland Brasilien hat massiv von den steigenden – auf US-Dollar lautenden – Rohstoffpreisen profitiert. Zudem hat Brasiliens Zentralbank bereits Anfang 2021 als eine der ersten Notenbanken weltweit ihre Leitzinsen erhöht. Das hat die Währung gestützt und attraktiver gemacht. Ähnliches gilt für den südafrikanischen Rand.

Was bedeutet das mit Blick auf das neue Jahr? „2023 werden wir einen allgemein schwächeren US-Dollar sehen“, sagt Nick Eisinger, Co-Head Emerging Markets Active Fixed Income bei Vanguard. Als wichtigsten Grund dafür nennt Eisinger das bevorstehende Ende des Zinserhöhungszyklus durch die US-Notenbank Fed. „Und weil viele Schwellenländer die Zinsen parallel zur Fed erhöht haben, sind die Zinssätze in Schwellenländern jetzt ebenfalls hoch, sodass wir den sogenannten Carry-Trade für uns nutzen können“, erklärt der Profi. Bei einem solchen Carry-Trade leihen sich Anleger Geld von einem Land mit niedrigen Zinsen und investieren dieses in Rentenpapiere von Ländern mit relativ hohen Zinsen – oder kaufen Währungen, von denen die Investoren erwarten, dass sie künftig aufwerten.

Asiatische Währungen mit Rückenwind

Eisinger geht davon aus, dass die Mittelzuflüsse in Schwellenländer nach einem schwachen Jahr 2022 wieder anziehen dürften. Das wird den lokalen Währungen Auftrieb verleihen. Dabei haben bei Vanguard jene Schwellenländer-Währungen oberste Priorität, deren Entwicklung mit der Wiedereröffnung Chinas verknüpft ist. Das sind etwa die indonesische Rupiah, der thailändische Baht und der koreanische Won. „Die chinesische Währung Yuan selbst ist unserer Meinung nach mit Vorsicht zu genießen, da wir trotz der erwarteten Wachstumserholung weiterhin mit Kapitalabflüssen aus China rechnen“, warnt Eisinger. Eine tiefgreifende Analyse ist für Währungsgeschäfte in den Emerging Markets also unabdingbar. Unter dieser Voraussetzung bieten sie Anlegern aber die Möglichkeit, in reine Wachstumsfaktoren eines bestimmten Landes zu investieren, die Berater ihnen aufzeigen können. „Zwar sind die Risikoprämien in den Schwellenländern höher als in Industrieländern, aber die realen Risiken bleiben recht überschaubar“, zeigt sich Eisinger optimistisch.