Fondspolicen: Garantierter Rentenfaktor bei Auswahl noch wichtig?

Wegen der Niedrigzinsen haben einige Lebensversicherer ihre Rentenfaktoren gesenkt. Warum der formale Abbau der ohnehin geringen Garantien kein Nachteil sein muss und wie auch relativ sicherheitsbewusste Kunden gut bedient werden können.

07:04 Uhr | 26. April | 2021
Die Sicherstellung eines hohen garantierten Rentenfaktors ist für die Gesellschaften relativ teuer, weiß Reinhard Klages, Chefredakteur des Map-Reports. Bild: Franke und Bornberg

Die Sicherstellung eines hohen garantierten Rentenfaktors ist für die Gesellschaften relativ teuer, da für diese Garantie Kapital zurückzustellen ist, weiß Reinhard Klages, Chefredakteur des Map-Reports. Bild: Franke und Bornberg

Nahezu jeder fünfte deutsche Lebensversicherer steht aktuell unter intensivierter Aufsicht der BaFin. Die Niedrigzinsen bringen immer mehr Gesellschaften in Gefahr, mit klassischen Policen zu wenig Kapitalerträge zu erwirtschaften und damit die meist noch hohen Garantien dauerhaft nicht mehr bedienen zu können. Ausweg auf der Produktseite: weniger Garantien durch vermehrtes Angebot neuer Klassik und insbesondere von Fondspolicen.

Aus Kundensicht sind Fondspolicen das einzige Lebensversicherungs-Sparprodukt, das in der Niedrigzinsphase Chancen auf eine nennenswerte Realrendite bietet. Um dem Sicherheitsbedürfnis zahlreicher Kunden entgegenzukommen, sind viele Fondspolicen traditionell mit einem kleinen Sicherheitsnetz konstruiert, dem garantierten Rentenfaktor. Er zeigt an, wie viel Rente pro 10.000 Euro Vertragsguthaben der Versicherte zu Rentenbeginn garantiert bekommt. Bis zum Rentenbeginn kann der Rentenfaktor aber auch gesenkt werden, wie es kürzlich der Marktführer tat.

Rentenfaktor kostet Geld

„Die Sicherstellung eines hohen garantierten Rentenfaktors ist für die Gesellschaften relativ teuer, da für diese Garantie Kapital zurückzustellen ist“, weiß Reinhard Klages, Chefredakteur des Marktbeobachters Map-Report. Bei anhaltendem Niedrigzins könnten sich die Gesellschaften durch die Reduzierung der garantierten Rentenfaktoren vor einer drohenden Nachreservierung bei Fondspolicen schützen, so der Analyst. Daher ist die scheinbare sichere Garantiehöhe nicht in Stein gemeißelt.

Außerdem schränkt ein garantierter Rentenfaktor die Anlagefreiheit deutlich ein. Fondspolicen ohne Garantie sind da freier in der Anlage und damit renditeträchtiger. Das Anlagerisiko trägt jedoch der Kunde. Daher ist es für Makler so wichtig, erfolgreiche Anleger unter den Versicherern herauszufiltern. Die Beratung ist das A und O, auch zur Unterscheidung von Fondspolicen mit und ohne Garantie. „Bei reinen Fondspolicen gibt es keine Garantie auf eine Mindestauszahlung, aber die Chance auf hohe Renditen, wenn alles gut läuft“, meint Michael Franke, Geschäftsführer bei Franke und Bornberg.

Leistungsstarke junge Tarifgenerationen

Neuere Untersuchungen des Analysehauses zeigen, dass sich überproportional viele leistungsstarke Produkte unter den Konzepten „Beitragsorientierter Hybrid“, „Garantieorientierter Hybrid“ sowie „Fonds“ befinden. Franke führt den Qualitätsschub darauf zurück, dass diese Konzepte und damit die Gestaltung der Vertragsbedingungen vergleichsweise neu sind. „Je jünger eine Tarifgeneration, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Versicherer sich um eine qualitativ wettbewerbsfähige Produktgestaltung bemühen“, so Franke weiter.

Seite 1: Warum der Rentenfaktor Rendite kostetSeite 2: Wie Makler sicherheitsbewusste Kunden bedienen können

Trotz Niedrigzins vermittelt noch immer nahezu jeder zweite Makler regelmäßig fondsgebundene Produkte mit Garantien und damit diese Produktart in der Altersvorsorge fast genauso häufig wie Fondspolicen ohne Garantien. Letztere laufen den Abschlüssen mit Garantien jedoch zunehmend den Rang ab – auch weil immer mehr Berater und Kunden erkennen, dass Garantien rentierliche Altersvorsorge behindern.

Finanztest findet keine Spitzenangebote...

Makler schätzen neben der Produktqualität insbesondere die Verständlichkeit des Bedingungswerkes, die Beständigkeit des Tarifwerkes und noch immer auch die Verbindlichkeit von Garantiezusagen. Bei Finanztest ging Ende letzten Jahres in eine Untersuchung der garantierte Rentenfaktor zusammen mit dem Fondangebot des Versicherers noch zu 40 Prozent ins Gesamturteil ein (Kosten zu 40 Prozent, Flexibilität und Transparenz zu 20 Prozent). Sehr gute Angebote fanden die Warentester jedoch nicht.

Immerhin: Die Stiftung Warentest hat eine Datenbank „Fondspolicen-Optimierer“ aufgebaut. Damit soll der beste Fonds aus der aktuellen Fondsliste des Versicherers für den gewünschten Tarif ermittelt werden, indem die Warentester dies mit ihrer generellen Fondsbewertung abgleichen.

... das IVFP schon 

Auch das Institut für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) bewertet regelmäßig Privatrenten. Neben Klassikrenten (bei denen die Überschüsse durchaus auch in Fonds angelegt sein können) werden hybride bzw. fondsgebundene Rentenversicherungen bewertet (da wird zumindest während der Ansparphase teilweise in Fonds investiert und nach Angeboten mit und ohne Beitragserhalt). Das aktuelle Rating gibt es hier.

„In der aktuellen Situation am Kapitalmarkt sind Garantien besonders teuer, denn die Sparer müssen dafür auf eine vergleichsweise hohe Renditedifferenz verzichten“, warnt Jochen Ruß. Im Gegenzug steigen die Chancen aktuell besonders stark, wenn der Kunde eine geringere Garantie wählt, so der Geschäftsführer des Instituts für Finanz- und Aktuarwissenschaften.

Der garantierte Rentenfaktor dürfte bei Fondspolicen künftig immer mehr in den Hintergrund der Produktauswahl treten, zumal große Anbieter das Produkt aussortieren. Gute Angebote mit Rentenfaktor sollten Makler aber weiter vorrätig halten, um extrem sicherheitsbewusste Kunden bei der Stange zu halten.

Seite 1: Warum der Rentenfaktor Rendite kostetSeite 2: Wie Makler sicherheitsbewusste Kunden bedienen können