Rating zur Managerhaftpflicht

9 servicestarke D&O-Versicherer im Vergleich

Angebote auf dem Markt der D&O-Policen sind per se schwer vergleichbar. Ein Versicherungsmakler hat sich nun dieser Aufgabe angenommen und ein – nach eigenen Angaben – erstes D&O-Rating veröffentlicht.

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12:08 Uhr | 21. August | 2023
Der Chefsessel im Spotlight

Wie sind die D&O-Versicherer hierzulande in puncto Service, Schadenbearbeitung und Tarifbestandteile aufgestellt? Ein Rating gibt Aufschluss.

| Quelle: marchmeena29

Der Prozess von Ex-Wirecard-Chef Markus Braun gegen seinen D&O-Versicherer Swiss Re hat die Absicherung von Haftungsrisiken für Geschäftsführer ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. Nach Angaben des Branchenverbandes GDV sind die Fallzahlen in der D&O-Versicherung insgesamt aber rückläufig, parallel werden die Schäden teurer: So hätten die Versicherer 2017 rund 5.900 Schäden reguliert und dafür durchschnittlich 30.000 Euro gezahlt. 2021 waren es 2.300 Schäden, die jeweils mit fast 81.000 Euro im Schnitt zu Buche schlugen.

Das Besondere an der Managerhaftpflicht: Die abzusichernden unternehmensspezifischen Risiken lassen sich selten über einen Kamm scheren, ein Standardprodukt ist die Police daher nicht. Der Versicherungsmakler „Transparent beraten“ hat nun den schwer zu analysierenden Markt unter die Lupe genommen und einen nach eigenen Angaben ersten Testbericht zur D&O-Versicherung veröffentlicht.

Neun Anbieter wurden verglichen

Neun Anbieter von Managerhaftpflichtversicherungen wurden für das Rating miteinander verglichen. Dabei beschränkten sich die Analysten auf jene Anbieter, die mit Maklern zusammenarbeiten und infolgedessen auch durch diese vermittelbar sind.

Folgende Kriterien beurteilten sie: Service (telefonische Erreichbarkeit, Antwort- und Policierungszeit), Schadenbearbeitung (Bereitschaft zur Schadenbearbeitung und Bearbeitungszeit) sowie die Allgemeinen Versicherungsbedingungen der Anbieter. Diese wurde dabei auf diese Details geprüft: die Möglichkeit der zweifachen Maximierung sowie des Wiederauffüllens der Versicherungssumme nach einem Versicherungsfall, die Höchstversicherungssumme ohne Anfragepflicht sowie der versicherbare Höchst-Jahresumsatz. In die Bewertung floss außerdem mit ein, ob die Anbieter einen Strafrechtsschutz gewähren und wie ausgeprägt deren Bereitschaft zur Versicherung von Start-ups ist.  

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Vor allem in Bezug auf die Versicherbarkeit von Start-ups traten teils eklatante Unterschiede zutage. So setzen einige Anbieter, wie Hiscox oder Markel, spezielle Deckungssummen fest. Andere fordern individuelle Anfragen (darunter Allianz und Ergo), während Anbieter wie Gothaer und AIG gar keinen Schutz für Start-ups in ihrem Portfolio haben.  

Für die Kriterien „Service“ und „Schadenbearbeitung“ vergaben die Analysten Schulnoten zwischen 1 und 6, die übrigen Testkriterien fragten sie ohne Notenbewertung ab.  

Das Fazit des Ratings: Die Mehrheit der Anbieter überzeugte in Sachen Service mit einem gut“, lediglich die Gothaer wurde hier mit einem „ausreichend“ bewertet. Im Bereich Schadenbearbeitung punkteten alle neun Anbieter mit einem „gut“, gravierende Unterschiede gab es hier nicht.

Testergebnisse: Allgemeine Merkmale

Versicherer

Tarif

Service

Schaden-bearb.

Start-ups vers.bar?

Strafrechts-schutz enthalten?

AIG

Vema-Deckungs

konzept Business Guard Premier

2

2

nein

nein

Allianz

Allianz D&O

2

2

ja (Individual-anfrage)

ja

Ergo

ERGO D&O

2

2

ja (Individual-anfrage)

ja

Gothaer

Vema-Deckungs-konzept

4

2

nein

ja

Hiscox

D&O by Hiscox

2

2

ja (bis max.

2 Mio. € VS)

ja

Markel

Markel Pro D&O Vema-Deckungs-onzept

3

2

ja (bis max.

1 Mio. € VS)

ja

R+V

R+V D&O-Versicherung

3

2

ja (bis max.

1 Mio. € VS)

ja

VOV

Vema-Deckungs-konzept D & O

2

2

ja (Individual-anfrage)

ja

Zurich

D&O Entscheider­haftpflicht Vema-Deckungs-konzept

2

2

ja (Individual-anfrage)

ja

Quelle: AVB der jeweiligen Tarife; Anfragen bei den Versicherern, eigene Bewertungen nach Schulnotensystem des transparent-beraten-Teams

Bei der Hälfte der überprüften Versicherer ist zudem die Möglichkeit einer zweifachen Maximierung gegeben, fast alle offerieren das Wiederauffüllen der Versicherungssumme nach einem Schadensfall. Die VOV bietet bei der maximal versicherbaren Deckungssumme (7,5 Millionen Euro) sowie dem maximal versicherbaren Jahresumsatz (250 Millionen Euro) derzeit die höchsten Summen an.

Testergebnisse: Spezifische Tarifmerkmale

Versicherer

2-fache Maximierung möglich?

Wiederauf-füllung der VS möglich?

Max. VS ohne Anfragepflicht

Versicher-barer Höchst-Jahresumsatz

Weitere Nachlässe möglich?

AIG

nein

ja

5 Mio. €

250 Mio. €

keine

Allianz

nein

nein

2 Mio. €

50 Mio. €

Dauernachlass, Gesellschaftsform,Kombirabatt, Nachlass für 100%igen Anteilseigner

Ergo

ja

ja, einmalig 20 % der VS, max. 1 Mio. €

5 Mio. €

100 Mio. €

Dauernachlass, Nachlass für 100%igen Anteilseigner

Gothaer

ja

ja, wenn VS 1-fach

5 Mio. €

50 Mio. €

keine

Hiscox

ja (Abwahl auf 1-fache Maximierung möglich)

ja

5 Mio. €

100 Mio. €

Kombirabatt, Dauernachlass

Markel

ja

ja

5 Mio. €

50 Mio. €

Dauernachlass, Papierlosnachlass

R+V

nein

ja

5 Mio. €

150 Mio. €

Dauernachlass, ggf. Sondernachlass möglich

VOV

nein

ja

7,5 Mio. €

250 Mio. €

keine

Zurich

ja

ja

5 Mio. €

50 Mio. €

keine

Quelle: AVB der jeweiligen Tarife; Anfragen bei den Versicherern, eigene Bewertungen nach Schulnotensystem des transparent-beraten-Teams

Das Küren eines Testsiegers sparte das Rating bewusst aus. Auch die sonst übliche Platzierung von 1 bis 10 fehlt. Dies begründet „transparent-beraten“ mit der sehr spezifischen und individuellen Ausgestaltung von D&O-Policen. Auf das Versicherungsprodukt sei ein standardisiertes Bewertungssystem nicht anwendbar. Das Versicherungsportal empfiehlt daher, bei mehreren Versicherern nach Deckung zu fragen. Denn: Anbieterabhängige spezifische Faktoren würden über Versicherbarkeit, Leistungsausschlüsse und Kosten entscheiden.