4 Vertriebsfloskeln

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"Strecken Sie ihre Geldanlage zeitlich"

Laut Verbraucherschützern wird auch Menschen mit einem größeren verfügbaren Geldbetrag geraten, diesen nicht auf einmal, sondern stückweise über einen längeren Zeitraum zu investieren, um den Cost Average-Effekt zu nutzen. "Das ist ein weit verbreiteter Unsinn", sagt Dirk Ulbricht vom verbraucherschutzorientierten Institut für Finanzdienstleistungen in Hamburg. "Es ist empirisch belegt, dass das zeitlich gestreute Investieren beim Vermögensaufbau keine wesentlichen Vorteile gegenüber der Einmalanlage bringt." Langfristig orientierte Anleger sollten besser gleich anlegen, sagt der Volkswirtschaftler. Wer früher einsteigt, könne auch früher von steigenden Kursen profitieren, so die Begründung (Anm. d. Red.: Fallen die Kurse nach der Einmalanlage, so sitzt man auf einer feststehenden Anzahl Fondsanteile, die es erst einmal wieder auf den Ausgangswert zurückschaffen müssen.) Bild: pathdoc
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"Das würde auch meine Oma kaufen"

Dieser Satz falle häufig in Beratungsgesprächen, um den Kunden Sicherheit vorzuleben, erklärt Annabel Oelmann von der Verbraucherzentrale Bremen. Schließlich würde man seiner Oma ja nichts verkaufen, was nicht sicher wäre. Außerdem würde der Satz Einfachheit vermitteln, da selbst eine Großmutter das Produkt verstehen könne. Aber: "Nur weil ein Produkt für den einen Kunden gut ist, heißt das nicht, dass das auch für Sie gilt", sagt Oelmann. Schließlich können die eigenen Bedürfnisse ganz andere sein, als die der Oma des Finanzberaters. Verbraucher würden deshalb nicht darum herumkommen, sich selbst mit der Geldanlage zu befassen und sich die Frage zu stellen, ob dieses Produkt das richtige für sie ist. Bild: A Lot Of People
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"Investieren statt sparen"

Der Begriff ‚Sparen‘ ist aus Sicht der Verbraucherschützer überholt und werde beim Vertrieb von Versicherungs- und Finanzprodukten zunehmend durch ‚Investieren‘ ersetzt. "Damit wird suggeriert, dass der Kunde heute aktive Entscheidungen trifft", so Oelmann. Zwar sei dies nicht grundsätzlich falsch, weil aktuell weniger Geld in klassisch verzinste Produkte wie Sparbücher fließe und hingegen mehr Geld in fondsbasierte Produkte investiert werde. Allerdings werde nicht jeder, der einen Fonds kauft, gleichzeitig auch zu einem versierten Investor. "Das muss man auch gar nicht", sagt Oelmann. Es reiche aus, wenn man sich dem Thema Geldanlage öffne und anfange, sich damit zu beschäftigen. Oelmann weiter: "Wichtig ist immer, dass Sie verstehen, was Sie kaufen und auch wissen, welche Risiken damit verbunden sind." Bild: Gts
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"Das ist eine Geldanlage, um Werte zu sichern"

Sicherheit ist vielen Anlegern wichtig. Das wissen die Versicherer und Banken und würden deshalb mitunter versuchen, die Risiken, die in fast jeder Geldanlage stecken, beim Vertrieb zu umgehen, meint Wolf Brandes von der Verbraucherzentrale Hessen. Auch Begriffe wie ‚solide‘ und ‚Sachwert‘ würden immer wieder fallen. "Dass bei manchen Geldanlagen aber auch ein Totalverlust des eingesetzten Kapitals droht, wird mit solchen Aussagen verschleiert", erklärt Brandes. Anleger sollten daher bei besonders blumigen Formulierungen eher stutzig werden. Um auf Nummer sicher zu gehen, rät der Verbraucherschützer dazu, sich eine Zweitmeinung einzuholen. Bild: kryzhov