bKV: Wachstumsmarkt mit kurzer Stornohaftzeit

Im PKV-Markt zählt die betriebliche Krankenversicherung zu den Wachstumstreibern, ohne ihr Potenzial schon auszuschöpfen. Warum Budget-Tarife im Kommen sind und wie Makler die bKV für ihr Tagesgeschäft besser erschließen können.

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07:08 Uhr | 31. August | 2021

Die private Krankenversicherung (PKV) ist 2020 weiter gewachsen, aber zumeist nur bei den gesetzlich Zusatzversicherten auf 27,3 Millionen Verträge (+ 2,4 Prozent) und den betrieblich Krankenversicherten (bKV) auf 1,04 Millionen Beschäftigte (+ 18 Prozent), berichtete der PKV-Verband. Ende 2020 boten 13.500 Unternehmen ihren Mitarbeitern eine komplett vom Arbeitgeber gezahlte bKV an (+ 29 Prozent).

Nahezu alle Makler wünschen sich, dass die PKV-Gesellschaften Beitragsstabilität als wichtigstes Ziel verfolgen (91,2 Prozent), ergab die Studie „Private Kranken- und Pflegeversicherung 2021“ der BBG Betriebsberatung. Im Bereich der privaten Krankenvollversicherung sind die Makler-Favoriten die Hallesche, gefolgt von Barmenia und Hansemerkur. Jeder Fünfte vermittelt bereits bKV-Zusätze. Die BBG-Studie kostet 2.677 Euro inklusive Mehrwertsteuer und kann hier bestellt werden.

Budget-Tarife im Kommen

Die Rating-Agentur Assekurata erwartet für 2021 besonderes Wachstumspotenzial bei den sogenannten Budget-Tarifen der bKV. Beim Budget-Tarif wählt das Unternehmen für seine Belegschaft ein „Gesundheitspaket“ in Kombination mit einer bestimmten Budgethöhe, die dem Mitarbeiter pro Jahr zur Verfügung steht. Je nach Belieben können die Angestellten medizinische Leistungen aus verschiedenen Bereichen in Anspruch nehmen. Laut der aktuellen Umfrage des VersicherungJournal-Extrablatts bieten nun acht von 17 Versicherern für den Extra-Gesundheitsschutz Budgets an: Allianz, Axa, Barmenia, Generali, Gothaer, Hallesche, Hanse-Merkur und Süddeutsche.

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Neu auf dem Markt ist der Budget-Tarif „FlexMed easy“ der Axa Krankenversicherung. Zur Wahl stehen für Arbeitgeber fünf Budgetstufen von 300 Euro bis 1.500 Euro pro Jahr. Erstattet werden zum Beispiel Behandlungen durch Heilpraktiker, Naturheilverfahren durch Ärzte, Zahnersatz und -aufhellung sowie operative Sehschärfenkorrekturen oder auch – einzigartig am Markt – die Therapie mit transparenten Zahnschienen.

Steuer- und sozialabgabenfrei…

Viele Versicherer fahren aber weiterhin zweigleisig, darunter die Allianz. Das heißt: Es gibt ein Budget-Modell und zusätzlich die klassischen Bausteintarife – zumindest für bestimmte Leistungen wie „Privatpatient im Krankenhaus“, heißt es in der Extrablatt-Untersuchung, die kostenlos hier zu bekommen ist.

Seit 2020 sind Zuwendungen der Arbeitgeber für eine bKV wieder steuer- und sozialabgabenfrei. Durch das Jahressteuergesetz 2019 wurde klargestellt, dass zweckgebundene Geldleistungen, nachträgliche Kostenerstattungen, Geldsurrogate und andere Vorteile, die auf einen Geldbetrag lauten, grundsätzlich keine Sachbezüge, sondern Geldleistungen darstellen.

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… aber nur geringe Freigrenze

Zur steuerlichen Behandlung der bKV hat der Bundesfinanzhof in zwei Urteilen vom Sommer 2018 präzisiert, wie zwischen Geldleistung und Sachbezug abzugrenzen ist (Az.: VI R 13/16 und Az.: VI R 16/17): Der Arbeitgeber kann Mitarbeitern eine bKV im Rahmen der 44-Euro-Freigrenze für Sachbezüge steuer- und sozialabgabenfrei gewähren. Voraussetzung: Die Zuwendung wird ausschließlich als Versicherungsschutz gewährt und nicht als Geldleistung. Wenn die Firma dagegen einen Geldzuschuss für eine Versicherung zahlt, die der Arbeitnehmer eigenständig abschließt, ist es weiterhin zu versteuernder Barlohn.

Die 44-Euro-Grenze bezieht sich allerdings auf die Summe aller Zuwendungen. So fallen zum Beispiel auch Tankgutscheine oder ein Firmenticket für den Öffentlichen Nahverkehr darunter. Die Steuerbefreiung ist also möglicherweise schon zu einem großen Teil ausgeschöpft. Immerhin: Ab 1. Januar 2022 wird die Freigrenze auf 50 Euro angehoben. Doch das reicht perspektivisch nicht.

Zunehmend bKV-Pflegetarife

Brandaktuell ist die Ausweitung des Angebots betrieblicher Pflegeversicherungen. Nachdem die Chemie-Pflegerente („Careflex Chemie“) von R+V und Barmenia ausgerollt wurde, ziehen auch andere Gesellschaften wie Hallesche und Süddeutsche nach. Letztere bietet seit 1. Juli mit dem ursprünglich von der Halleschen entwickelten Budgetansatz nun neben Absicherungen für die Bereiche Zahn und Ambulant auch ein Angebot für betriebliche Pflegeversicherung. Dabei wird die obligatorische Leistung im Pflegefall durch zusätzlichen Service ergänzt, etwa mit Unterstützung bei der Einstufung des Pflegegrades oder bei der Pflegeplatz-Suche.

Für die Vermittler selbst hat der bKV-Vertrieb mehrere Vorteile. An erster Stelle steht hier das große Vertriebspotenzial aufgrund der geringen Marktdurchdringung. Auch kleinere Betriebe können angesprochen werden, da manche Versicherer bereits bKV-Tarife für Firmen ab fünf Mitarbeitern anbieten.

Mehrere Vergütungsmodelle, geringe Stornohaftung

Für die Vergütung bieten Versicherer verschiedene Modelle an. Das Spektrum reicht von klassischen Abschlusscourtagen wie bei Zusatztarifen über ausschließlich gezahlte laufende Courtage bis hin zu Mischmodellen, die eine kleinere Abschlusscourtage sowie eine dauerhaft laufende und höhere Bestandscourtage beinhalten. Interessant ist auch die vergleichsweise kurze Stornohaftung, die laut Extrablatt bei den meisten Anbietern nur ein Jahr beträgt – in der PKV sonst jedoch je nach Vergütungsmodell fünf Jahre oder mehr.

Praxisbeispiele und Hintergrundinformationen zur bKV bietet der PKV-Verband im Internet.

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