Telemedizin bei Tieren: Service-Baustein mit Beratungspotenzial
Was Sie erfahren werden
Wie der Videochat mit dem Tierarzt funktioniert
Wo die Unterschiede dieses Services in der Tier-KV liegen
Warum er für Makler ein sehr guter Türöffner ist
Ein fressmüdes Kaninchen, ein stark aufgeplusterter Wellensittich auf der Käfigstange, eine unaufhörlich mauzende Katze oder ein Hund mit Rötung am Bauch. Das sind unter anderem Fälle, die beim Pfotendoctor, einer tierärztlichen Spezialpraxis für Telemedizin mit Sitz in Berlin, landen. Weil es Wochenende oder schon nach Feierabend der Tierarztpraxis vor Ort ist oder die Familie mit ihrem Tier weit weg im Urlaub.
„Bei Kaninchen und Wellensittichen könnte es bei dieser Symptomatik etwas Ernsthaftes sein. Das heißt: zügig zum Notdienst. Bei der paarungsbereiten Katze hat es bis zur nächsten regulären Sprechstunde Zeit mit der Empfehlung, eine Kastration zu prüfen. Beim Hund mit der Zecke am Bauch kann man selber Hand anlegen“, schildert Tierärztin Juliane Langnau, Geschäftsführerin Pfotendoctor, die Vorgehensweise beim Videochat in Form einer Triage.
Die Vorteile liegen nach ihren Worten auf der Hand: Weniger Stress für Besitzer und Tier, das tatsächlich nur im echten Notfall transportiert werden muss. Und die Video-Sprechstunde bietet mehr Sicherheit, weil entweder nichts Akutes vorliegt – bei ca. zwei Dritteln der Tierpatienten sei das so – oder weil man im anderen Fall auch über einen Notarzt- und Klinikfinder weitergeleitet wird. Zudem trägt der Service zur Entlastung der tierärztlichen Notfallpraxen von Bagatellfällen bei. Und last, but least: Notdienstgebühr entfällt.
Bei der Tierkrankenversicherung von DA Direkt rechnet man in diesem Zusammenhang vor: Allgemeine Untersuchungen für Hunde und Katzen kosten laut tierärztlicher Gebührenordnung (GOT) mindestens 23,62 Euro. Je nach Untersuchungsaufwand und Praxisstandort können Tierärzte aber auch den zwei- oder dreifachen Satz, also bis zu 70,86 Euro zuzüglich Umsatzsteuer, verlangen. Demgegenüber schlage die Online-Sprechstunde lediglich mit knapp 20 Euro zu Buche.
Testen und wissen
Von ähnlichen Überlegungen dürften sich auch andere Gesellschaften leiten lassen, die mit diesem Angebot am Markt sind. „Mit unseren Partnern Pfotendoctor und HorseVet24 testen wir die Akzeptanz von Telemedizin“, erklärt dazu Emanuel Holle, Key Account Manager im Partnervertrieb der Uelzener Versicherungen. Der Wissensstand der Kunden dazu sei noch sehr gering und das Angebot daher ein sehr guter Türöffner. „Mehr Innovation, mehr Service und mehr Hilfe in Notsituationen.“ Das werde sich positiv auf die Beratungs- und Problemlösungskompetenz der Makler auswirken.
Für den Videochat selbst sind keine besonderen Voraussetzungen oder Technikkenntnisse nötig, lediglich eine stabile Internetverbindung und im besten Fall Handy oder Tablet. Ein PC mit mobiler Webcam tut es gegebenenfalls auch. Zur Dienstleistung rund um die Uhr gelangt man je nach dem über eine Buchungsapp, direkt übers Internet oder auch übers Telefon.
Der Wissensstand der Kunden zur Telemedizin ist noch sehr gering.Emanuel Holle, Key Account Manager im Partnervertrieb der Uelzener Versicherungen
Makler können Unterschiede aufzeigen
Die Schwierigkeit und damit insbesondere die Anforderung an den Makler besteht eher darin, auch bei diesem, als kostenfrei beworbenen Service die Unterschiede im Detail herauszufinden. Bei der Gothaer zum Beispiel gibt es die Telemedizin nur für Katzen über den Zusatz Heilbehandlung, begrenzt auf fünf Konsultationen pro Versicherungsjahr bzw. maximal 100 Euro; bei der Barmenia in allen Tier-KV-Tarifen für Hund und Katze – bis zur Grenze der Heilbehandlungskosten; ausgenommen die Kooperationspartner FirstVet und Pfotendoctor. Dort werden die Kosten immer komplett übernommen.
Bei der Agila, die ausschließlich Hunde und Katzen versichert, gibt es kein Limit hinsichtlich der Anzahl der Konsultationen, allerdings eine Verrechnung mit dem jährlichen Behandlungsbudget je nach Tarif.
Bei der ARAG ist die Online-Sprechstunde mit einem Tierarzt für Hund und Katze Bestandteil aller Leistungsvarianten, unlimitiert. Mit dem Premiumprodukt kann man auch Kleintiere wie Hamster, Meerschweinchen, Kaninchen, Hasen, Vögel, und Fische sowie Reptilien und Amphibien dort vorstellen. Viele Auswahlkriterien also allein für diesen kleinen Baustein.
Etwa die Hälfte der Tierbesitzer, die sich online an uns wenden, sind auch entsprechend versichert“, sagt Juliane Langnau. Dass mit der internetaffinen jüngeren Generation das Potenzial dafür ausgeschöpft ist, glaubt sie nicht. Ein solcher Baustein lohne sich für alle, insbesondere auch für diejenigen, die sich zum ersten Mal ein Tier anschaffen, so die Tierärztin und gelernte Kauffrau für Versicherungen und Finanzen. „Wir können Handlungsempfehlungen geben, allerdings nicht behandeln, Diagnosen stellen oder Medikamente verschreiben“, zeigt sie dabei auch Grenzen auf.
Long Story short
Testphase von Telemedizin in der Tier-KV
Neues Serviceangebot sehr differenziert
Makler sollten auch hier sehr genau vergleichen