Wegen Inflation und Schadenkosten

Erste Versicherer senken ihre Gewinnerwartung

Die hohe Inflation und zunehmende Unwetterschäden machen den Versicherern zu schaffen. Zwei Unternehmen mussten nun sogar ihre Gewinnerwartung für 2023 drosseln. Steigende Prämien sind quasi sicher.

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17:11 Uhr | 07. November | 2023
Erste Versicherer senken ihre Gewinnerwartung

Vor allem die stark gestiegenen Schadenkosten in der Kfz- und Wohngebäudeversicherung machen den Versicherern zu schaffen.

| Quelle: fizkes

Die hohe Inflation macht den Versicherungsunternehmen in Deutschland offenbar stärker zu schaffen als zunächst angenommen. So hat die Nürnberger Versicherung ihre Gewinnerwartung für das Jahr 2023 von 60 auf 45 Millionen Euro reduziert. Das hat die Nürnberger Beteiligungs-AG, die Dachgesellschaft der fränkischen Versicherungsgruppe, am Montagabend in Form einer ad-hoc-Mitteilung öffentlich gemacht. Dabei war ein Konzernergebnis von 60 Millionen Euro erst kürzlich im eigenen Halbjahresfinanzbericht bestätigt worden. Diesem kam nun aber offenbar der unwetterreiche Sommer in die Quere.

„Im August gab es eine massive Häufung von einzelnen Starkwetterereignissen über ganz Deutschland verteilt“, äußert sich dazu der Nürnberger Finanzvorstand Jürgen Voß in einem Statement an seine Mitarbeiter, das procontra einsehen konnte. Die Jahresprognose in der Halbjahresberichterstattung habe man nur deshalb bestätigen können, da die Nürnberger im ersten Halbjahr deutlich weniger Groß- und Elementarschäden zu verzeichnen hatte als im Vorjahr. Nun aber hätten höhere Schadenaufkommen, speziell in der Kfz-Versicherung sowie eine Zunahme von Elementarschadenereignissen zu einer Korrektur der Zahlen geführt.

Kfz- und Wohngebäude-Prämien werden steigen

Viel drastischer als die 25-prozentige Senkung der Gewinnerwartung fällt Voß‘ Prognose für die Zukunft der Versicherungsbranche aus. Die Inflation treibe die Preise massiv in die Höhe und auch die Häufigkeit der Schäden habe nach Corona wieder zugenommen. „Die Prämien decken hier die Schäden bei weitem nicht mehr und an einer Anpassung wird kein Weg vorbeiführen“, so der Nürnberger Finanz-Chef. Auf Nachfrage bestätigte der Versicherer, dass davon vor allem die Wohngebäude- und die Kfz-Versicherung betroffen sein werden. Die Berechnung der künftigen Prämien haben die Franken aber noch nicht abgeschlossen. Hinzukomme, dass von der Schadenwelle im August nur sehr wenige Vorgänge die Schwelle zur Rückversicherungsdeckung überstiegen haben, so Voß. Die Nürnberger müsse somit fast die gesamte Schadensumme selbst tragen.

Der fränkische Versicherer ist nicht der einzige, der in diesen Zeiten eine Korrektur bei der Gewinnerwartung vornehmen muss. Bereits am 25. Oktober hatte die Wüstenrot & Württembergische AG (W&W) die Erwartung für ihr Konzernergebnis angepasst. Statt des anvisierten Zielkorridors von 220 bis 250 Millionen Euro werde man in 2023 voraussichtlich zwischen 130 und 160 Millionen Euro landen. Auch die Baden-Württemberger machen dafür die Zunahme an Unwetterereignissen und höhere Schadenaufwendungen insbesondere in der Kraftfahrtversicherung verantwortlich.

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Durch die zuletzt stark gestiegenen Kosten für Material und Arbeitsstunden geht der GDV mittlerweile von drei Milliarden Euro Verlust für die Kfz-Versicherer in 2023 aus. Obwohl es im November aufgrund der Kfz-Wechselsaison normalerweise besonders günstig ist, liegen die Prämien aktuell im Durchschnitt um zwölf Prozent über dem Vorjahr. Auch in der Wohngebäudeversicherung dürften die Prämienerhöhungen zum zweiten Mal in Folge über zehn Prozent steigen.