Edelmetalle

Trotz Rekordhoch: „Gold ist kein Ersatz für renditestärkere Investments“

Der Preis für das gelbe Metall eilt von Rekord zu Rekord. Angesichts wachsender Schuldenberge und geopolitischer Krisen ist ein Ende nicht in Sicht, meint Rainer Beckmann, Partner der Vermögensverwaltung ficon Vermögensmanagement.

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16:05 Uhr | 07. Mai | 2025
Rainer Beckmann, Partner der Vermögensverwaltung ficon Vermögensmanagement

Rainer Beckmann, Partner der Vermögensverwaltung ficon Vermögensmanagement, ist ein Verfechter von Gold-Investments.

| Quelle: Ficon

procontra: Vor zwei Jahren kostete eine Feinunze Gold rund 2.000 Dollar, heute sind es 3.300 Dollar. Hätten Sie so eine Entwicklung für möglich gehalten? 

Rainer Beckmann: Ich war schon immer ein Verfechter von Gold-Investments. Gold gilt seit jeher als wertbeständiger Vermögensbaustein und spielt in einem ausgewogenen Portfolio eine wichtige Rolle zur Risikodiversifikation. Daher war der massive Anstieg vielleicht nicht vorherzusehen, aber an das mittel- bis langfristige Potenzial habe ich immer geglaubt. 

procontra: Was sind die Treiber? 

Beckmann: Die allgemeinen geopolitischen und ökonomischen Risiken sorgen für eine verstärkte Flucht in sichere Häfen wie Gold. Es korreliert nur schwach mit Aktien oder Anleihen und kann in Phasen geopolitischer Spannungen, hoher Inflation oder wirtschaftlicher Unsicherheit als Stabilitätsanker dienen. Vor allem die Unsicherheit durch Donald Trumps Zollpolitik und die Zinsentwicklung in den USA lässt mehr Anleger in Gold investieren, weil die Aussichten zunächst volatil bleiben. 

procontra: Wie gefährlich ist denn die Politik von Trump für die Finanzmärkte? 

Beckmann: Trumps Zollpolitik hat die Weltwirtschaft bereits spürbar belastet. Nun sorgen seine jüngsten Angriffe auf die US-Notenbank Federal Reserve Bank, kurz Fed, erneut für Turbulenzen an den Finanzmärkten. Nachdem Fed-Chef Jerome Powell vor negativen Folgen der Zölle für Konjunktur und Inflation gewarnt hatte, forderte Trump öffentlich dessen Entlassung – obwohl ihm dies rechtlich nicht zusteht. Mit seinem konfrontativen Stil untergräbt Trump das Vertrauen in die Stabilität des US-Finanzsystems. Die Märkte reagierten sofort: Der Dow Jones fiel, US-Staatsanleihen verloren, der Dollar erreichte ein Drei-Jahres-Tief. Die Angst vor einer neuen Finanzkrise wächst – zumal die globalen Konjunkturaussichten sich ohnehin eintrüben. 

procontra: Vorher würden die Märkte Trump und seine Leute doch stoppen … 

Beckmann: Bis dahin kann aber viel Porzellan zerschlagen worden sein. Man sieht ja, wie zaghaft Wall Street und Tech-Konzerne auf die Wirtschaftspolitik Trumps reagieren. Wir sollten also nicht davon ausgehen, dass der Markt schnell Fakten schaffen und sich dann wieder stabil nach oben entwickeln wird. Eine rasche Beruhigung und Rückkehr in die Wohlfühlphase der Jahre 2023 und 2024 scheint aus unserer Sicht aktuell aber auch wenig wahrscheinlich, denn dafür fehlt nun auch das Vertrauen in einen glaubwürdigen Put für die Märkte durch die US-Notenbank. 

procontra: Wer genau kauft seit rund zwei Jahren Gold? 

Beckmann: Viele Länder erhöhen wegen der geopolitisch unsicheren Lage ihre Goldbestände. Das macht ihre Währungsreserven unabhängiger vom US-Dollar. Allein im ersten Halbjahr 2024 kauften die Zentralbanken weltweit mit 483 Tonnen eine Rekordmenge Gold. Polen, Türkei, Indien, China und Tschechien haben 2024 das meiste Gold erworben, zusammen fast 290 Tonnen.   

procontra: Sollten Privatanleger jetzt noch Gold kaufen? Oder aussteigen, wer Gold seit längerem besitzt? 

Beckmann: Auch nach einer dynamischen Kursrally stellt sich der Goldmarkt nicht zwangsläufig als überhitzt dar – insbesondere dann nicht, wenn man Gold strategisch als langfristiges Sicherungsinstrument einsetzt. Kurzfristig mag es nach einer Rekordrally auf über 3.500 US-Dollar pro Feinunze zu Gewinnmitnahmen oder Konsolidierungen kommen, doch die fundamentalen Treiber wie geopolitische Unsicherheiten, eine immer höhere Staatsverschuldung diverser Staaten und strukturelle Inflationsrisiken bleiben weiterhin bestehen. Der Goldkauf bleibt daher unbedingt empfehlenswert: Experten sehen auch mittelfristig weitere Zugewinne, und bis 2030 könnte sogar ein Preis pro Feinunze von 4.500 US-Dollar möglich sein.   

Bei den Investments steht weniger die laufende Rendite im Vordergrund, sondern vielmehr der Schutz der Kaufkraft und der Ausgleich von Verlusten anderer Anlageklassen. Gold eignet sich daher nicht als Ersatz für renditestärkere Investments, sondern als strategische Ergänzung, die hilft, Schwankungen im Gesamtportfolio zu reduzieren und langfristig eine robustere Vermögensstruktur zu schaffen.  

procontra: Wie hoch sollte der Goldanteil im Portfolio sein?  

Beckmann: Es ist empfehlenswert, etwa fünf bis zehn Prozent des Gesamtvermögens in Gold zu investieren, um eine Balance zwischen Risiko und Rendite zu gewährleisten. Generell gilt: Sachwertanlagen werden auch in den kommenden Jahren der Garant zur Steigerung und Erhalt des Vermögens sein. 

procontra: Es gibt mehrere Möglichkeiten, in Gold zu investieren. Welche würden Sie Privatanlegern empfehlen? 

Beckmann: Die Wahl des passenden Anlagevehikels richtet sich nach dem gewünschten Zugang zum Goldmarkt und dem persönlichen Sicherheitsbedürfnis. Physisches Gold in Form von Münzen oder Barren bietet den Vorteil der greifbaren Sicherheit und direkten Kontrolle, ist jedoch mit Lager- und Versicherungskosten verbunden. Diese Form eignet sich besonders für langfristige Vermögenssicherung.

Wer hingegen flexibel bleiben möchte und auf Liquidität Wert legt, greift häufig zu börsengehandelten Gold-ETCs. Sie bilden den Goldpreis nahezu eins zu eins ab und ermöglichen eine einfache Integration ins Depot. Gold-ETCs sind in der Regel mit physischem Gold hinterlegt und ermöglichen es Anlegern, an der Preisentwicklung teilzuhaben, ohne das Metall selbst zu lagern. Beispiele hierfür sind Xetra-Gold und EUWAX Gold II, deren Gewinne nach einer Haltedauer von einem Jahr steuerfrei sind. Der Kauf von Xetra-Gold ist mit geringen Depotgebühren verbunden und jederzeit auslieferbar.