Pflegeversicherung: Neue Vorschläge und alte Probleme

Die Eigenanteile in der Pflege steigen. Daran wird wohl auch die jüngste Pflegereform nichts ändern. Nun legt CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet nach. Eine Umfrage des PKV-Verbands offenbart derweil großes Unwissen.

Author_image
10:09 Uhr | 14. September | 2021
Armin Laschet Bild: CDU/Laurence Chaperon

Möchte die Eigenanteile in der Pflege deckeln: CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet Bild: CDU/Laurence Chaperon

Gelingt CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet im Wahlkampf trotz eher dümpelnder Umfragewerte noch die Wende? Dass der nordrhein-westfälische Ministerpräsident alles Denkbare versucht, kann man ihm nun wirklich nicht zum Vorwurf machen – nur fruchten seine Bemühungen bislang noch nicht wirklich.

Jüngstes Beispiel: Das am Montag vorgestellte Sofortprogramm, mit dem Kanzler Laschet – sofern er eine Mehrheit der Wähler für sich gewinnen kann – gleich nach der Regierungsbildung loslegen möchte. Nicht zaudern, anpacken, lautet offenbar die Devise, mit der sich Laschet kurz vor der Wahl noch als Mann der Tat inszenieren möchte.

Eigenanteile sollen auf 700 Euro gedeckelt werden

Wer nun ein Füllhorn neuer Ideen erwartet hat, wird nach der Lektüre aber eher enttäuscht sein. Vieles findet sich in ähnlicher Form auch im Wahlprogramm der CDU wieder. Ein Punkt lässt jedoch aufhorchen. So verspricht Laschet mehr Hilfe für pflegende Angehörige. Konkret heißt es im Sofortprogramm: „Wir werden den pflegebedingten Eigenanteil von Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen bei stationärer Pflege und im Pflegeheim auf 700 Euro deckeln.“  

Anzeige

Damit reagiert Laschet nicht nur auf die stetig steigenden Eigenanteile in der Pflege, die mittlerweile im bundesweiten Schnitt bei über 2.100 Euro liegen. Er gesteht auch ein, dass die noch kurz vor der Bundestagwahl von seinem Parteikollegen Jens Spahn durchgedrückte Pflege-Reform zu kurz gegriffen hat. Auch diese hatte die Beschränkung der Eigenanteile zum Ziel – wurde jedoch von Verbraucherschützern, Krankenkassen und Verbänden als unzureichend und „Tropfen auf den heißen Stein“ tituliert.  

Statt die Eigenanteile wie in der jetzigen Form prozentual zu deckeln, will Laschet nun eine starre Grenze ziehen. 700 Euro Maximum aus eigener Tasche – alles darüber zahlt der Staat. Wie diese Maßnahme angesichts der steigenden Pflegekosten gegenfinanziert werden soll, verrät Laschet indes nicht.  

Große Unwissenheit über die Pflege

Auch das Thema Eigenvorsorge scheint beim CDU-Kanzlerkandidaten – aber fairerweise auch bei den meisten anderen Politikern – indes kaum eine Rolle zu spielen. Dabei besteht hier enormes Potential, wie eine aktuelle Umfrage im Auftrag des PKV-Verbands verdeutlicht. Dieser zufolge hat die überwältigende Mehrheit (69 Prozent) der Anfang September rund 2.000 Befragten nämlich keine private Pflegezusatzversicherung abgeschlossen. Lediglich 14 Prozent der Befragten verfügen indes über eine entsprechende Vorsorge – Männer (17 Prozent) ein wenig häufiger als Frauen (11 Prozent). Dennoch überrascht diese Zahl: Nach Angaben des PKV-Verbandes haben 3,8 Millionen Menschen eine Pflegezusatzversicherung abgeschlossen – das entspricht lediglich fünf Prozent der Bevölkerung.    

An diesem Bild dürfte sich auch in naher Zukunft wenig ändern – 79 Prozent erklärten, auch zukünftig keine Pflegezusatzversicherung abschließen zu wollen, lediglich fünf Prozent äußerten einen solchen Plan. Die private Pflegevorsorge bleibt also auch weiterhin nur schwer verkäuflich.  

Das liegt zumindest zu einem Teil auch an einer weit verbreiteten Ahnungslosigkeit seitens vieler Bundesbürger. Zwar sind die hohen Pflegekosten medial durchaus häufiger ein Thema, dennoch reagierten viele Umfrageteilnehmer überrascht, als sie auf hohen Kosten im Alter angesprochen wurden. Nur 57 Prozent wissen, dass sie im Fall der Pflegebedürftigkeit durchschnittlich über 2.000 Euro aus eigener Tasche aufbringen müssen. Die übrigen verneinten diese Frage beziehungsweise gaben sich ahnungslos.

Vor allem bei jüngeren Zielgruppen scheint das Thema Pflege gedanklich weit weg: In der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen erklärten nur 41 Prozent, über die hohen Pflegekosten Bescheid zu wissen. 30 Prozent hatten hiervon hingegen noch überhaupt nichts gehört, ein weiteres Fünftel reagierte ratlos.  

Diese Zahlen sind ein böses Omen für die Zukunft und verdeutlichen den hohen Informationsbedarf der Menschen. Dass die 1995 eingeführte staatliche Pflegeversicherung keinen Rundum-Schutz bietet, sondern nur als eine Art Teilkasko fungiert, scheint vielerorts noch nicht verstanden worden zu sein. Hier könnte die Politik sofort ansetzen – auch schon vor der Wahl.

Wenn Ihnen dieser Artikel gefällt, abonnieren Sie unseren täglichen kostenlosen Newsletter für weitere relevante Meldungen aus der Versicherungs- und Finanzbranche!