D&O-Versicherung: Inflation erhöht Risiken für Geschäftsführer

Die horrenden Rohstoffpreise und gestörten Lieferketten erhöhen, laut Plattformbetreiber Finlex, auch die Haftungsrisiken für Manager. Sie sollten deshalb ihre Policen überprüfen. Zudem stellt die Inflation auch bestehende Cyber-Versicherungen auf den Prüfstand.

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11:07 Uhr | 27. Juli | 2022

Die hohe Inflation macht sowohl Privathaushalten als auch Unternehmen zu schaffen. Dass sich durch die stark gestiegenen Preise, insbesondere für Rohstoffe, auch die privaten Haftungsrisiken für Manager erhöhen, betont man nun bei der Financial-Lines-Plattform Finlex aus Frankfurt am Main. Bei dem Online-Marktplatz für unter anderem Cyber-, D&O- und VSH-Policen seien in den vergangenen Monaten deutlich mehr Anfragen von Unternehmen und Unternehmensleitern zu haftungsrelevanten Themen eingegangen, berichtet Dr. Marcel Straub, Head of Legal und Leiter der Schadenabteilung bei Finlex. Jetzt, in Krisenzeiten, gebe es für die Unternehmenslenker mögliche Risiken zu identifizieren.

Geschäftsführer und Vorstände als Top-Entscheider ihrer Unternehmen haften für Fehler mit ihrem Privatvermögen, sofern sie nicht die Sorgfalt eines ordentlichen und gewissenhaften Geschäftsleiters angewendet haben. Schutz für solche Fälle bietet die D&O (Managerhaftpflicht-Versicherung). Doch vor den jüngst geänderten Rahmenbedingungen auf den Märkten können sich bislang ungeahnte Risiken auftun oder die Schadenfälle gegebenenfalls die vereinbarten Versicherungssummen überschreiten, warnt man bei Finlex.

„Es sind unzählige Konstellationen denkbar, in denen Manager in der momentanen Krisensituation Fehler begehen können, aus denen Vermögensschäden für ihr Unternehmen entstehen. Dazu gehört der mögliche Vorwurf, ein Vorstand oder ein Geschäftsführer habe nicht adäquat auf die veränderten Marktgegebenheiten reagiert. Managern wird zum Beispiel vorgeworfen, Rohstoffe zu spät oder zu teuer eingekauft, keine alternativen Lieferketten erschlossen oder Materialien nicht rechtzeitig bestellt zu haben und deshalb die Produktion stillsteht. Dass Manager anschließend von ihren Unternehmen persönlich in Regress genommen werden, ist keine Seltenheit“, sagt Straub. Er empfiehlt allen Entscheidungsträgern deshalb einen möglichst umfassenden D&O-Schutz abzuschließen, darüber hinaus aber auch sämtliche Entscheidungen abzuwägen und Prozesse zu dokumentieren.

Steigende Risiken auch in Cyber

Aus Finlex-Sicht erhöht die Inflation aber nicht nur die Risiken und Kosten in der D&O, sondern auch in der gewerblichen Cyber-Versicherung. Denn mangels Rohstoffen und Lieferproblemen, etwa bei Computerchips, würden die Wiederherstellung der Systeme und gegebenenfalls die Wiederaufnahme des Betriebs derzeit länger dauern als üblich. Mit jedem Tag Stillstand erhöht sich aber der Schaden für das betroffenen Unternehmen.

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Zudem ist auch hier mit höheren kosten zu rechnen. „Wir beobachten momentan, dass die für die Bewältigung eines Cyber-Angriffes dringend benötigten IT-Dienstleister und Forensiker ihre Stundensätze vereinzelt bereits angehoben haben“, sagt Elke Seiz, Claims Counsel bei Finlex. Sie rät zur Prüfung, ob die vereinbarten Versicherungssummen und Sublimits noch ausreichend sind.