Kolumne

Mit der Taxonomie den Klimaschutz pushen? Bei Gebäuden geht da noch viel mehr!

Beim Klimaschutz im Gebäudesektor hat Energieeffizienz Priorität. Um den CO2-Ausstoß maßgeblich zu senken, sollte das Augenmerk verstärkt auf den Bestand gerichtet werden, rät ZIA-Vize-Präsident Jochen Schenk.

10:11 Uhr | 02. November | 2023
ZIA-Vize-Präsident Jochen Schenk

Durch die kürzliche ELTIF-Reform könnten Infrastruktur-Investments zum Renner bei Kleinanlegern werden. Doch das muss auch im Vertrieb ankommen, findet ZIA-Vize-Präsident Jochen Schenk.

| Quelle: Laurence Chaperon

Wer beim Klimaschutz im Gebäudesektor spürbar etwas bewegen will, kann große Erfolge erzielen, wenn er zunächst vor allem die am schlechtesten sanierten Gebäude in den Blick nimmt. Genau diesen „Worst-first“-Ansatz verfolgt die EPBD, die EU-Gebäudeeffizienzrichtlinie, die ab 2024 starten könnte. Und eben diese Grundphilosophie wäre auch bestens geeignet, um der Taxonomie in Europa einen klimapolitischen Push zu verpassen, rät der ZIA den Entscheiderinnen und Entscheidern in Brüssel.

Die Lage bisher: Die Taxonomie lenkt Kapitalströme in Gebäude, die aufgrund der Bauanforderungen besonders energiesparend und emissionsarm sind. Investorinnen und Investoren ziehen also genau die Projekte vor, die ohnehin klimafreundlich sind. Logisch. Nur: Da ginge mehr, viel mehr. Um den CO2-Ausstoß maßgeblich zu senken, sollte nach unserer Analyse auch bei der Taxonomie das Augenmerk verstärkt auf den Bestand gerichtet werden.

Rechnerisch ist die Sache klar: Die Verbesserung eines Gebäudes von der Energieklasse G auf F bringt etwa doppelt so viel wie von B auf A. Mit vergleichsweise geringem Aufwand lassen sich also ineffiziente Gebäude energetisch deutlich upgraden – zum Beispiel auf ein C. So betrachtet ist die Taxonomie, wie sie bisher angelegt ist, eine echte Fehllenkung. Denn es mangelt an Anreizen für privates Kapital, in das Renovieren im Bestand zu investieren.

Wenn hingegen die EU bei der Taxonomie zügig Anreize für diesen Renovierungs-Schub setzt, kann Europa die ehrgeizigen Ziele der Immobilienwirtschaft zur Primärenergie-Einsparung wie zum Erhalt von bezahlbarem Wohnraum erreichen.

Der ZIA schlägt vor, Gebäude, die durch Renovierungen eine 50-prozentige Senkung ihres Primärenergiebedarfs erreichen, übergangsweise als taxonomiekonform zu klassifizieren.

Wir stehen dazu seit vielen Wochen in engem Dialog mit der EU-Kommission. Die Reaktionen? Große Aufgeschlossenheit.

Diese Grundstimmung erzeugt Hoffnung bei Investorinnen und Investoren, die ihr Kapital zielgenau einsetzen wollen. Aber eben auch bei all jenen, denen schnelle Fortschritte beim Klimaschutz wirklich am Herzen liegen.