Finfluencer abgemahnt

Teaching Finance verschleierte Maklerstatus

Teaching Finance vermittelt Versicherungen und Finanzprodukte, hatte seine User darüber aber offenbar in die Irre geführt. Die Finfluencer stehen eigentlich für Finanzbildung und beraten sogar die Politik.

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12:02 Uhr | 21. Februar | 2024
Teachin finance

Die Zentrale zur Bekämpfung unlauteren Wettbewerbs (Wettbewerbszentrale) hat eine Finanzcoaching-Plattform wegen irreführender Werbung abgemahnt. Laut procontra-Informationen handelt es sich dabei um die bekannte Finfluencer-Firma Teaching Finance aus Mannheim. Das Unternehmen hat bereits eine, wie es gegenüber procontra mitteilte, modifizierte Unterlassungserklärung in der Sache abgegeben und seinen beanstandeten Internetauftritt entsprechend geändert.

Zuvor hatte Teaching Finance in seinen dortigen FAQ auf die Frage „Verkauft Ihr Finanzprodukte in Euren Strategiegesprächen?“ folgende Antwort geliefert: „Nein, wir sind eine Finanzbildungs-Plattform, die Dich darauf vorbereitet, Deine Finanzen eigenständig zu managen und keine Finanzberater oder Versicherungsmakler.“

Verschleierung des Vermittlerstatus

Diese Aussage war jedoch falsch und verschleierte den Vermittlerstatus der Finfluencer. Denn Betreiber der Internetseite teachingfinance.de ist die Teaching Finance GmbH & Co. KG, die sowohl als Versicherungsmakler (§ 34d GewO) sowie als Finanzanlagenvermittler (§ 34f GewO) registriert ist – auch wenn Teaching Finance nach Veröffentlichung dieses Artikels gegenüber procontra in Abrede stellte, auf teachingfinance.de Finanz- oder Versicherungsprodukte anzubieten bzw. zu vermitteln. Zudem war auf der Internetseite der Hinweis „Wir sind keine Finanzberater und verkaufen keine Finanzprodukte – Du lernst, wie Du Deine Finanzen unabhängig von uns oder Dritten in die eigene Hand nimmst“ platziert.

Diese Werbung beanstandete die Wettbewerbszentrale als irrführend, weil sie schlicht unzutreffend ist, heißt es dazu in einer Mitteilung – und weiter: „Unwahre Angaben über die Eigenschaften oder Rechte eines Unternehmens stellen jedoch grundsätzlich eine irreführende geschäftliche Handlung dar.“

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Als weiterer abgemahnter Punkt wurden fehlende Hinweise zu den auf der Internetseite präsentierten Kundenbewertungen genannt. Gemäß des am 28.05.2022 in Kraft getretenen § 5b Abs. 3 UWG muss bei solchen Bewertungen transparent darüber informiert werden, ob und wie die Unternehmen die abgegebenen Bewertungen auf Echtheit geprüft haben. Dies war bei Teaching Finance nicht erfolgt.

Auf einer Bühne mit Lindner, Branson und Stark-Watzinger

Die Mannheimer Firma um die beiden Geschäftsführer Kamiar Bar Bar und Maurice Impraim hat sich in den letzten zwei Jahren als Finanz-Influencer, kurz Finfluencer, einen Namen gemacht. Dabei setzen sie vor allem auf kurze, unterhaltsame Erklärvideos zu Finanzthemen, fast immer umgesetzt von Bar Bar und Impraim selbst. Allein auf Tiktok haben sie mittlerweile 1,1 Millionen Follower und auf Instagram und Youtube zusammen rund eine weitere halbe Million. Dabei stellen die beiden Unternehmer stets heraus, dass sie Finanzwissen an ihre überwiegend junge Zielgruppe vermitteln möchten, was auch grundsätzlich aus verschiedensten Richtungen der Gesellschaft gefordert wird. Dieses Wissen kann man über die kostenpflichtigen Seminare ihres Growth-Campus intensivieren, dessen Betreiber ebenfalls die Vermittlerfirma ist.

Ihr Konzept hat Bar Bar und Impraim zu beliebten Ansprechpartnern für Medien und offizielle Stellen gemacht. So traten sie im vergangenen Jahr beispielsweise im „Cäshflow“-Podcast des Baden-Württembergischen Finanzministeriums auf. Zum Auftakt der Initiative Finanzielle Bildung im Frühjahr 2023 diskutierte Bar Bar in Berlin unter anderem mit Bundesfinanzminister Christian Lindner, Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger und BaFin-Präsident Mark Branson darüber, wie man junge Menschen für Finanzthemen begeistern kann und hatte einige praktische Tipps für die Initiative parat.

procontra wollte von Teaching Finance wissen, wie die Zielsetzung finanzieller Bildung mit der Verschleierung des Maklerstatus zusammenpasst, ob das Unternehmen sich dadurch bessere Abschlussmöglichkeiten für Verträge erhofft hat und ob es für den Follower-Zuwachs schädlich sei, sich als Vermittler zu erkennen zu geben. Das von unserer Redaktion dafür gesetzte Antwortfenster ließ Teaching Finance zunächst ohne Rückmeldung verstreichen. Nach Veröffentlichung dieses Artikels äußerte sich das Unternehmen jedoch wie folgt:

„Die Teaching Finance GmbH & Co. KG geht sehr offen mit ihrer Vita um. Insbesondere werden weiterhin bestehende Kunden aus der Versicherungsbranche betreut, sodass die Zulassung als Vermittler notwendig ist. Wir haben die Kritik der Wettbewerbszentrale jedoch ernst genommen und die Seite entsprechend angepasst, da uns bewusst wurde, dass diese Formulierung unglücklich gewählt war. Eine bewusste Verschleierung lag jedoch nicht vor, da wir klarstellen wollten, dass auf der Webseite keine eigenen oder fremden Finanz- oder Versicherungsprodukte beworben werden und wir dort gerade nicht als Versicherungsmakler auftreten. Eine rechtliche Verpflichtung hierzu bestand nicht.“