Repräsentative Befragung

Studie zeigt: Berufsunfähigkeit bleibt unterschätztes Risiko

Das eigene Berufsunfähigkeitsrisiko wird in der Bevölkerung noch immer massiv unterschätzt. Das zeigt eine Studie der LV 1871. Für viele Menschen kann das im Ernstfall existenzbedrohend sein.

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13:10 Uhr | 22. Oktober | 2025
Wirtschaftspsychologin Prof. Julia Pitters und LV 1871 Vorstand Hermann Schrögenauer

Wirtschaftspsychologin Prof. Julia Pitters und LV 1871 Vorstand Hermann Schrögenauer

| Quelle: LV 1871

Finanzielle Unabhängigkeit steht in Deutschland so stark im Fokus wie nie zuvor: 67,8 Prozent der Bevölkerung zählen sie zu den wichtigsten Dimensionen von Freiheit, wie der Financial Freedom Report 2025 der LV 1871 zeigt. Gleichzeitig unterschätzen viele Menschen weiterhin gesundheitliche Risiken und machen sich zu wenig Gedanken um ihre finanzielle Absicherung.

Krankheit bedroht Unabhängigkeit

Laut dem Report, der in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftspsychologin Prof. Dr. Julia Pitters und dem Marktforschungsinstitut Civey erstellt wurde, gehen mehr Menschen davon aus, während ihres Arbeitslebens nicht berufsunfähig zu werden (45,2 Prozent) als umgekehrt (37,1 Prozent). „Viele unterschätzen nach wie vor das Risiko einer Berufsunfähigkeit“, so LV 1871-Vorstand Hermann Schrögenauer. „Dabei stellt Krankheit eine reale Bedrohung für die finanzielle Unabhängigkeit dar.“

Fast 44 Prozent der Deutschen gaben für die Studie an, im Ernstfall auf eigene Ersparnisse zurückgreifen zu wollen. Dabei könnten nur 52,4 Prozent maximal sechs Monate ohne Einkommen überbrücken. Knapp ein Fünftel weiß gar nicht, wie lange die eigenen Mittel reichen würden. Angesichts einer durchschnittlichen Berufsunfähigkeit von sieben Jahren, kann das für die meisten schnell existenzbedrohend sein. Statistisch gesehen wird jeder Vierte im Laufe seines Arbeitslebens mindestens einmal berufsunfähig.

„Menschen zum Handeln bewegen"

„Wir sehen hier ein klares Wahrnehmungsparadox: Finanzielle Unabhängigkeit gewinnt an Bedeutung, doch persönliche Risiken wie Krankheit oder Berufsunfähigkeit werden systematisch unterschätzt“, so Prof. Dr. Julia Pitters zu den Ergebnissen.

Stattdessen prägten Themen wie Inflation das Risikobewusstsein – weil sie in den Medien stärker präsent seien und so überbewertet würden. „So wird das reale Risiko einer Berufsunfähigkeit verdrängt und notwendige Entscheidungen werden vertagt. Umso wichtiger ist es, Mythen aufzubrechen, Risiken transparent zu machen und Menschen zum Handeln zu bewegen.“

Für den Financial Freedom Report 2025 wurden im August diesen Jahres 2.500 Bundesbürgerinnen und Bundesbürger ab 18 Jahren befragt. Die LV 1871 untersucht mit der repräsentativen Umfrage zum fünften Mal in Folge das Verhältnis der Menschen zu Freiheit und Finanzen allgemein und insbesondere die Auswirkungen auf finanzielle Vorsorge und Absicherung.

Long Story short

  • Berufsunfähigkeit wird stark unterschätzt: Laut LV 1871 glauben 45,2 Prozent der Deutschen, im Laufe ihres Lebens nicht berufsunfähig zu werden – ein gefährlicher Irrtum angesichts steigender psychischer und körperlicher Erkrankungen.

  • Fehlende Absicherung gefährdet finanzielle Unabhängigkeit: Über die Hälfte der Befragten könnte höchstens sechs Monate ohne Einkommen auskommen – bei einer durchschnittlichen BU-Dauer von sieben Jahren ist das existenzbedrohend.