Schadenfall der Woche

Paket-Odyssee versetzt Berliner in Endlos-Warteschleife

Tagelang wird ein verschollen geglaubtes Päckchen von einem Liefer-Fahrzeug ins andere verladen – bis der Empfänger schließlich selbst zur Tat schreitet und sich auf die Suche begibt.

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11:12 Uhr | 08. Dezember | 2022
Schadenfall der Woche

Ein Tag um den anderen Tag wartete ein Berliner vergebens auf sein Paket – bis er schließlich dem überforderten Zustelldienst eigenhändig unter die Arme griff.

| Quelle: procontra

Auch in diesem Jahr beschert die vorweihnachtliche Konsumlaune der Deutschen den Paketzustelldiensten hierzulande Hochkonjunktur – doch offenbar sorgt die florierende Auftragslage in dem einen oder anderen Mitarbeiterkonsortium auch für reichlich Überforderung, wie folgender Fall zeigt. Fünf ganze Tage dauerte die Odyssee eines scheinbar in der Hauptstadt verschollen gegangenen Pakets. Ein Ende fand die lange Reise der ersehnten Postsendung erst, nachdem sich der vergeblich wartende Empfänger auf die Suche nach dem Päckchen begeben hatte.

Jeden Tag in ein neues Fahrzeug verladen

Doch von Anfang an. Wie der „Stern“ unter Berufung auf die Tweets des Paket-Empfängers Joachim Hesse berichtet, wurde das Päckchen an einem Dienstag im November um 11.11 Uhr zum ersten Mal ins Lieferfahrzeug geladen. Wie sich peu à peu herausstellte, war das der Beginn einer langen Warteschleife: Um 20.17 Uhr desselben Tages wurde Joachim Hesse schließlich vertröstet. Eine Zustellung der Sendung sei heute nicht möglich gewesen, teilte die DHL mit und nannte als mögliche Gründe einen „Abbruch der Zustelltour aufgrund von Krankheit, Unfall, Überschreitung der Arbeitszeit“. Der Schlusssatz des Zustellers stimmte jedoch hoffnungsvoll: „Wir versuchen es am nächsten Werktag.“

Tweet von @JoachimHesse

Bei dem Versuch sollte es bleiben. Am darauffolgenden Mittwoch schipperte das Paket in einem neuen Zustellfahrzeug über die Berliner Straßen. Es sei um 10:47 Uhr verladen worden, hieß es – und: Das Paket werde noch am selben Tag zugestellt. Tatsächlich klingelte weder ein Paketbote an der Tür noch gab es weitere Status-Neuigkeiten des Zustelldienstes. 24 Stunden später dasselbe Prozedere: Um 10 Uhr wird das Päckchen erneut in ein neues Fahrzeug verladen, und wieder: Nach Updates in der Sendungsverfolgung hält der Empfänger auch an diesem Tag vergebens Ausschau.

Am Freitag schließlich scheint das, was anfangs wie ein Fauxpas anmutete, zum Dauerzustand zu werden. Um 18.10 Uhr folgt die bereits bekannte Meldung: „Die Sendung wird für die Verladung ins Zustellfahrzeug vorbereitet.“ Dass dieses Fahrzeug an diesem Tag sein avisiertes Ziel erreicht, glaubt Joachim Hesse da schon nicht mehr. Auf Twitter schreibt er: „Post in Berlin bleibt ein Glücksspiel. Mal sehen, was der Samstag bringt (oder nicht bringt). Auf was tippt ihr bei meiner DHL-Lotterie – kommt das Paket morgen an oder nicht?“ Eine Userin reagiert darauf mit folgenden Zeilen: „Vielleicht gibt es ja morgen diesen einen auserwählten Lieferboten, der den Loop durchbrechen kann und dir ein Happy End beschert!“

Dazu sollte es nicht kommen, vielmehr fasste sich der wartende Berliner ein Herz und nahm die Paketzustellung selbst in die Hand – Live-Tracking sei Dank. Er nutzte den Abendspaziergang für die Paketsuche und spürte den DHL-Lieferwagen schließlich auf. Er habe Mitleid mit dem Paketboten, twitterte er anschließend und fügte als Erklärung hinzu: „Um 16:30 Uhr war er noch 'mehr als 20 Zustellstopps' von mir entfernt – das wäre niemals angekommen.“ Das Problem liege aus seiner Sicht nicht am Zusteller, sondern an den Vorgesetzten, „die solche Endlostouren planen.“ Sein Vorschlag: „Wenn wenigstens am Folgetag mal von der anderen Seite angefangen würde, damit mal was ankommt ...“ Ob diese Variante dem Lieferchaos tatsächlich ein Ende bereitet hätte?