Schadenfall der Woche

„Arroganter Arsch“ sorgt für Geldsegen

Wie man aus einer Beleidigung, die ungewollt an die Öffentlichkeit kommt, das Beste macht, zeigt aktuell Jacinda Ardern, Neuseeland Regierungschefin. Sie hat ihren Faux-Pas zu Geld gemacht, das nun einer Stiftung zugutekommt.

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09:12 Uhr | 22. Dezember | 2022
Schadenfall der Woche

Jacinda Ardern, Neuseelands Regierungschefin, beleidigt einen Kollegen und macht am Ende das Beste daraus.

| Quelle: procontra

Beleidigungen unter Politikern sind ein beliebter Freizeitsport, so scheint es. Unvergessen, wie 2011 Ronald Pofalla seinem Parteikollegen Wolfgang Bosbach an den Kopf warf: „Ich kann deine Fresse nicht mehr sehen!“. Doch eine der wohl bekanntesten Entgleisungen leistete sich der Grünen-Politiker Joschka Fischer als er vor mittlerweile fast 40 Jahren den damaligen Bundestagsvizepräsidenten Richard Stücklen anpflaumte: „Mit Verlaub, Herr Präsident, Sie sind ein Arschloch!“. Zwei Tage lang dürfte Fischer daraufhin nicht mehr den Plenarsaal betreten.

Doch nicht nur deutsche Politiker können sich untereinander herabwürdigen. Dass sich allerdings ausgerechnet die neuseeländische Regierungschefin Jacinda Ardern zu einer Verbalinjurie hinreißen lässt, hätten wohl nur wenige vermutet. Schließlich ist die Politikerin für ihre besonnene Diskursfähigkeit bekannt.

Doch als die 42-Jährige bei einer Fragerunde im Parlament von dem Vorsitzenden der rechtsliberalen ACT-Partei, David Seymour, aufgefordert wurde, einen Fehler zu benennen, den sie in ihrer Amtszeit gemacht hatte, platze ihr anschließend offenbar der Kragen: Nachdem sie ihre Antwort gegeben hatte, raunte sich ihrem Stellvertreter Grant Robertson in dem Glauben, das Mikrofon sei stumm geschaltet, zu: „Er ist so ein arroganter Arsch.“

Kleines Problem dabei: Das Mikrofon war noch eingeschaltet. Und so bekam auch die Kammer über das Parlamentsfernsehen die Aussage mit. Und da jede Äußerung im Plenum festgehalten werden musste, fand die Beleidigung Eingang ins offizielle Protokoll des Parlaments.

Der Oppositionspolitiker Seymour zeigte sich anschließend sichtlich überrascht von der Äußerung. „Ich bin absolut schockiert und erstaunt über ihre Wortwahl“, wird er von der Nachrichtenagentur AP zitiert. „Es ist sehr untypisch für Jacinda, und ich kenne sie persönlich seit elf Jahren.“ Ardern entschuldigte sich daraufhin bei Seymour.

Anschließend verkündeten die beiden, dass sie einen Ausdruck des Protokolls für einen guten Zweck versteigern werden. Letztlich erzielte die Online-Versteigerung des von Ardern und Seymour handsignierten Papiers 100.100 Dollar. Das Geld geht nun an eine Stiftung, die sich um Patienten mit Prostatakrebs kümmert. „Ich kann nicht sagen, dass ich das erwartet habe“, schreibt die neuseeländische Regierungschefin in einem Facebook-Post. „Mein Dank gilt David dafür, dass er kein Spielverderber ist, und allen, die ein Gebot abgegeben haben. Und an alle, Frohe Weihnachten!“