Psychische Erkrankungen: Arbeitsausfälle auf Rekordhoch

Nach dem aktuellen Psychreport der DAK-Gesundheit kletterten die psychisch bedingten Fehltage im vergangenen Jahr auf einen neuen Höchststand: Fast 40 Tage lang waren Versicherte im Schnitt deswegen krankgeschrieben.

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09:03 Uhr | 04. März | 2022

Erst kürzlich förderte der Gesundheitsreport der DAK für die Bundesländer Berlin und Brandenburg zutage: Mit Beginn der Corona-Pandemie erkrankten mehr Kinder und Jugendliche als zuvor an Depressionen und Adipositas, auch die Fälle von Alkoholmissbrauch nahmen zu. Nun zeigt der aktuelle Psychreport der DAK-Gesundheit: Bei den Erwachsenen ist die Situation offenbar ähnlich. Im vergangenen Jahr summierten sich die durch psychische Erkrankungen bedingten Arbeitsausfälle auf einen neuen Höchststand. Mit 276 Fehltagen je 100 Versicherten lag das Niveau 41 Prozent über dem vor zehn Jahren. Dabei dauerte eine Krankschreibung wegen psychischer Leiden 2021 im Schnitt 39,2 Tage – solange wie noch nie. Für den Report wertete die DAK die Daten von 2,4 Millionen erwerbstätigen Versicherten aus.

Frauen ab 55 fehlten am häufigsten

Als eine Ursache für den eklatanten Anstieg machte der Krankenversicherer die Pandemie verantwortlich. DAK-Vorstandschef Andreas Storm erklärte: „Unser Report zeigt, dass viele Menschen mit psychischen Erkrankungen extrem unter den anhaltenden Belastungen der Pandemie leiden.“ Aktuell würden die Betroffenen auch schwerer wieder in ihren Berufsalltag zurückfinden. Laut Storm habe dies mit den besonderen Arbeitsbedingungen unter Corona zu tun, doch auch Stigmatisierung spiele eine Rolle. So würde zwar in der Familie wie in der Arztpraxis mittlerweile offener über Depressionen und Ängste gesprochen als früher, aber: „In vielen Firmen sind psychische Probleme weiter ein Tabu.“ Arbeitgeber sollten daher Stress und mögliche Belastungen stärker in den Fokus rücken. „Wir begrüßen die Pläne der Ampelkoalition und unterstützen ausdrücklich die Aufklärungskampagne zur Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen“, sagte Storm.   

Am stärksten stieg die Erkrankungsrate bei Frauen ab 55 Jahren: Sie bekamen besonders häufig Diagnosen wie Burn-out, Depressionen oder Angststörungen gestellt. Bei den 55- bis 59-jährigen weiblichen Versicherten verzeichnete die DAK 511 Fehltage auf 100 Versicherte – 14 Prozent mehr als vor der Pandemie. Bei den über-60-jährigen Frauen erhöhte sich die Anzahl der Fehltage sogar um 20 Prozent. Ein weiteres Ergebnis des Reports: Frauen leiden offenbar stärker unter Ängsten, Männer waren hingegen häufiger wegen Störungen durch Alkoholmissbrauch oder Drogenkonsum krankgeschrieben.

Bei beiden Geschlechtern waren Depressionen für die meisten Ausfalltage verantwortlich. In diesem Punkt verzeichnete die DAK 2021 mit 108 Fehltagen auf 100 Versicherte aber nur einen leichten Anstieg von 2,7 Prozent gegenüber 2019. Im Vergleich dazu stieg die Anzahl der Fehltage wegen Anpassungsstörungen hingegen erheblich – um fast ein Sechstel. Auch Angststörungen hätten unter Corona zugenommen. Letztere verursachten im vergangenen Jahr 21 Ausfalltage je 100 Versicherte, 77 Prozent mehr als vor zehn Jahren.

Beschäftigte im Gesundheitswesen waren oft krank

Die Häufigkeit der Krankschreibungen war allerdings auch vom jeweiligen Arbeitsumfeld abhängig. Am stärksten waren Beschäftigte im Gesundheitswesen von psychischen Leiden betroffen. Hier verzeichnete die DAK rund 44 Prozent mehr Fehltage als im Durchschnitt der anderen untersuchten Branchen (397 Fehltage je 100 Versicherten). Wer im Einzelhandel oder bei Banken arbeitete, musste sich deutlich seltener aus psychischen Gründen krankmelden. Am wenigsten waren Beschäftigte im Baugewerbe sowie in der Nahrungs- und Genussmittelindustrie von Depressionen und Co. betroffen (161 beziehungsweise 180 Fehltage je 100 Versicherte).  

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