Investments in Luxusuhren: Am Puls der Zeit?!

Marktpreise weit oberhalb des Listenpreises und Modelle, die innerhalb kurzer Zeit ihren Wert verdoppeln: Wie lukrativ ist es, in Zeiten hoher Inflation und negativer Realverzinsung in das Sachwerte-Segment Luxusuhren zu investieren?

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09:10 Uhr | 05. Oktober | 2022

„Materiell ist keine Luxusuhr auch nur ansatzweise ihr Geld wert.“ Zu diesem Fazit kommt Uhrenexperte und YouTube-Bekanntheit Marcus Finger in einem Videobeitrag, in dem er seine Follower über das Wertsteigerungspotenzial von Luxusuhren aufklärt. Der Wert der hochwertigen Zeitmesser – so seine weitere Ausführung – sei ideeller Natur und speise sich aus einer subjektiven Einschätzung. Der Hype um Klassiker wie Rolex entstehe durch hohe Nachfrage und künstliche Verknappung. Bei etlichen Uhrenmodellen schießen so die Preise durch die Decke und Käufer können mit hohen Renditen rechnen.

Eine aktuelle Statistik des Luxusuhren-Händlers Horando zeigt ebenfalls: Bei einigen Uhrenmodellen, wie der Patek Philippe Nautilus, ist in einem Zeitraum von rund acht Jahren eine Wertsteigerung von mehreren 100 Prozent drin. Im Vergleich mit den Börsennotierungen international agierender Großunternehmen werde die Spanne der Rendite noch deutlicher, heißt es in der dazugehörigen Pressemitteilung. So habe Apple zwischen 2014 und 2022 eine Wertsteigerung von 112 Prozent verzeichnet – im selben Zeitraum stieg der Wert der Pattek Philippe um 718 Prozent. Ist es demnach lukrativ, in Zeiten hoher Inflation und negativer Realverzinsung in das Sachwerte-Segment Luxusuhren zu investieren?

Anleger brauchen eine persönliche Affinität

Mit Blick auf die Marktpreise kann die Frage eindeutig mit einem Ja beantwortet werden. Auch der Uhrenexperte und Fachjournalist Michael Brückner unterstreicht die Beobachtung von Horando. In den vergangenen Jahren hätten die Uhrenpreise tatsächlich „exorbitant zugelegt“, sagt er, schränkt aber gleichzeitig ein: Nicht jede hochwertige Uhr beschere dem Anleger auch eine saftige Rendite. „Rund 80 Prozent der Uhren besitzen kein Wertsteigerungspotenzial und sind als Kapitalanlage vollkommen ungeeignet“, erklärt Brückner. Die übrigen 20 Prozent seien bestimmte Marken und Modelle, die einem Großteil der Uhrenliebhaber gefallen. Rolex, Omega, Seiko, Breitling – es sind Markennamen, die in dem Zusammenhang nicht überraschend klingen.  

Dabei ist ein Investment in Luxusuhren nicht per se für jeden Anleger geeignet. „Wer in Luxusuhren investieren will, braucht eine persönliche Affinität“, sagt Brückner. Es bringe wenig, die Uhr im Tresor zu lagern und dann die Wertsteigerung abzuwarten. „Luxusuhren werfen eben nicht nur eine normale Rendite ab. Auf die normale Rendite kommt die emotionale Rendite obendrauf.“

Sechs oder sieben Jahre – so lange dauere es im Schnitt, bis eine Uhr langsam im Wert steigt. Hinzu kommt der Nutzwert. Anders als andere Sachwerte kann der Anleger sein Investment am Handgelenk tragen – und es zeigt die Zeit an. „Luxusuhren sind ein langfristiges Investment“, erklärt Brückner. Oft sei es so, dass erst die Kinder oder Enkelkinder finanziell profitieren. Denn bis eine Uhr zum begehrten Sammlerobjekt wird, könnten Jahre oder Jahrzehnte vergehen. Bei international gefragten Luxusuhren, wie der Rolex Daytona, seien Renditen von bis zu sechs Prozent im Jahr möglich. Zudem müssten Anleger beachten: Nach rund acht Jahren ist die erste Revision der Uhr fällig; und diese Verbindlichkeit drückt die Rendite. Das professionelle Überholen könne schnell vierstellige Beträge verschlingen, fügt der Fachmann hinzu.  

Vintage – ein Garant für hohe Renditen?

Anders als bei Gold-Investments müssen Anleger bei Luxusuhren auch den vorgeschriebenen Umsatzsteuersatz in Höhe von 19 Prozent mit in ihre Rechnung einbeziehen. Nach der ein Jahr dauernden Spekulationsfrist sind die Renditen schließlich steuerfrei.  

Henri von Laufenberg hat für Anleger mit einem Faible für Luxusuhren eine weitere Empfehlung: Aus Sicht des für den Händler Colognewatch tätigen Uhrenexperten sind Vintage-Uhren ein Garant für hohe Renditen. Die Modelle seien in der Regel rar, dadurch steige der Wert. Wer sich eine Uhr mit dem Ziel einer Wertanlage anschaffe, landet laut von Laufenberg in der Regel bei sieben bis acht Mainstream-Modellen – Uhren, die in den vergangenen 20 Jahren die höchsten Wertzuwächse verzeichneten. Die Preise seien meistens fünfstellig.

Markt ist eher von Sammlern geprägt

„Früher war das Investment Luxusuhr ein exotisches. Heute hat es einen traditionellen Charakter bekommen“, sagt von Laufenberg. Dafür spricht eben auch die große Nachfrage nach Luxusuhren, die die Preise zuletzt immer weiter in die Höhe trieb. Laut von Laufenberg habe es jüngst jedoch einen Schwenk gegeben, die Preise gingen runter. „Uhren, die sich Sammler noch vor einem halben Jahr nicht leisten konnten, sind plötzlich erschwinglich“, sagt er. Zuletzt habe der Preisrückgang bei rund 15 Prozent gelegen. Über die Gründe lasse sich nur spekulieren: Die Sommerflaute könne eine Ursache sein oder der Corona-Lockdown in China. Da hätten viele Anleger die Entscheidung getroffen, zu verkaufen, statt ihr Investment zu halten. „Aktuell haben wir ein Level der Stagnation erreicht“, ist der Experte überzeugt. Dem Markt, der eher von Sammlern als von Händlern geprägt sei, tue das gut.

Wer mit dem Gedanken spielt, sein Geld in dekorative Zeitmesser anzulegen, könnte diese Anschaffung jetzt womöglich zu moderaten Preisen realisieren. Dabei sollte allerdings eine Maxime vor Augen bleiben: Wenn am Ende fünf Prozent weniger auf dem Konto verbleiben, sollten sich dies mit der Freude an dem Investment aufwiegen lassen.