HDI: „Das BU-Scoring bietet Kunden einen echten Mehrwert“

Nun hat auch die HDI Lebensversicherung ihre BU grundlegend überarbeitet und ein Scoring eingeführt. Welche Vorteile man sich davon verspricht, erklärt Thomas Lüer, Vorstand Makler- und Kooperationsvertrieb, HDI Vertriebs AG, im Interview.

08:08 Uhr | 05. August | 2021

procontra: Warum hat sich die HDI für die Einführung des Scoring-Modells entschieden?

Thomas Lüer: Die Digitalisierung verändert die Berufswelt stetig. Als BU-Anbieter müssen wir am Puls der Zeit bleiben, um unseren Kunden angemessenen Schutz zu bieten. Durch unser Scoring wird der Kunde heute differenzierter und individueller in eine Risikogruppe eingestuft, die optimal zu seinem Berufsbild passt. Das ermöglicht uns eine passgenaue Kalkulation der Prämien.

procontra: Ist das Scoring-Modell in Bezug auf die Einstufung der Antragsteller gerechter als die klassische Einteilung in Berufsgruppen?

Lüer: Davon sind wir überzeugt. Die Arbeitswelt befindet sich in einem fundamentalen Wandel. Sie wird agiler und flexibler und damit verändern sich sowohl die beruflichen Tätigkeiten als auch die damit einhergehenden BU-Risiken. Das Scoring, also die Preisfindung anhand konkreter Tätigkeitsmerkmale, ergänzt sogar zwingend die klassischen Berufskategorien, denn das Risiko hängt signifikant auch von diesen Merkmalen ab. Wir berücksichtigen dabei neben den klassischen Scoring-Merkmalen zum Beispiel auch Berufsausbildung, Bildungsabschluss sowie Leitungs- und Projektverantwortung.

procontra: Wie groß ist die Gefahr von bewussten oder unbewussten falschen Angaben der Antragsteller, beispielsweise durch eine nicht korrekte Tätigkeitsbeschreibung?

Lüer: Eine konkrete Berufs- beziehungsweise Aufgabenbeschreibung ist im Sinne des Kunden, denn sie hat unmittelbaren Einfluss auf seine Prämiengestaltung. Der technologische Fortschritt zum Beispiel hat in vielen handwerklichen Berufen die Gewichtung von überwiegend körperlicher hin zu mehr geistiger beziehungsweise digitaler Arbeit verändert. Für viele Kunden führt das zu gerechteren Beiträgen. Kunden haben einen sehr klaren Blick auf ihr Tätigkeitsprofil und können dieses in der Regel sehr gut beschreiben. Zudem sind sie bei dieser Frage nicht allein auf sich gestellt. Ihr Vermittler steht ihnen beratend zur Seite und in Zweifelsfällen kann ihr Berater Rücksprache mit uns halten.

procontra: Hat das Scoring die Antragsbearbeitung erleichtert?

Lüer: Definitiv. Die realistische Einordnung der beruflichen Tätigkeit ist eine Herausforderung in vielen Beratungsgesprächen. Das Scoring bietet Vertriebspartnern und Kunden einen echten Mehrwert. Durch die kundenindividuelle Einstufung ist die Prämienkalkulation feiner justierbar und das ist für Vermittlern und Vertriebspartnern von Vorteil.

procontra: Ist es richtig, dass es bei der bisherigen Einteilung in Berufsgruppen gleiche Berufe mit unterschiedlichen Bezeichnungen (beispielsweise Metzger/Fleischer oder Maschinenschlosser/Industriemechaniker) bei einzelnen Versicherern zum Teil unterschiedlich eingestuft wurden?

Lüer: Bei der Vielzahl der vorhandenen Berufsbezeichnungen kann es durchaus vorkommen, dass ein Beruf versehentlich übersehen und damit anders eingestuft wird als seine verwandten Berufe - dies sollte jedoch die Ausnahme sein. In der Regel fällt dies in der Praxis schnell auf und wird sehr zeitnah korrigiert. Ein intelligentes Scoring reduziert diese Gefahr deutlich: Durch die Einführung des Kriteriums zum Bildungsabschluss sowie die Berücksichtigung der Berufsstellung „Student“ konnten wir die Anzahl der Berufe deutlich reduzieren. Heute können wir mit einer einzigen Berufsbezeichnung alle dafür relevanten Einstufungen gleichzeitig tätigen.

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