Geld für Kohleausbau: Umweltschützer enttäuscht von Allianz

Unter der Federführung von Urgewald haben mehrere Umweltschutzorganisationen heute Zahlen zu den immer noch hohen Kohle-Investitionen von Banken und Versicherern veröffentlicht. Die Allianz wurde dabei explizit kritisiert und bezog auf procontra-Nachfrage Stellung.

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14:02 Uhr | 15. Februar | 2022
Bild: Allianz

Die Allianz hofft auf einen noch größeren Absatz ihrer Versicherungsprodukte über die Commerzbank. Diese will bis Ende des Jahres allerdings knapp 100 ihrer 550 Filialen geschlossen haben. Bild: Allianz

Die deutsche Umweltorganisation Urgewald e.V. sieht die weltweiten Investitionen von Banken und Versicherern in die Kohleindustrie kritisch und nennt dabei explizit auch die Allianz-Gruppe. Allein in den vergangenen drei Jahren seien 1,5 Billionen US-Dollar in Form von Krediten und Underwriting (Kapitalbeschaffung durch Banken im Namen der Kohlefirmen) in den Kohlesektor geflossen. Dazu kämen noch, gemessen zum Zeitpunkt der Klimakonferenz in Glasgow im November 2021, Kohle-Aktien und -Anleihen institutioneller Investoren von über 1,2 Billionen US-Dollar. Diese Zahlen hat Urgewald heute zusammen mit 26 internationalen Partnerorganisationen veröffentlicht. Sie stammen aus der globalen Kohlefirmendatenbank „Global Coal Exit List“ (GCEL), die von Urgewald gepflegt wird.

In den Bereichen Kredite und Underwriting spielen Versicherer keine und deutsche Unternehmen insgesamt eine untergeordnete Rolle. Im Bereich der Investoren liegt die Allianz SE aber mit einem Gesamtvolumen von 9,4 Milliarden US-Dollar weltweit auf Rang 20 (Platz 1 und 2 sind die Vermögensverwalter Blackrock mit 109 und Vanguard mit 101 Milliarden). Das Geld stammt dabei hauptsächlich von den beiden Vermögensverwaltern der Gruppe, den Unternehmen Pimco und Allianz Global Investors (AGI).

Allianz steckt noch Geld in den Kohleausbau

Besonders kritisch betrachten die Umweltschützer, dass laut ihren Daten die Allianz-Gruppe mit 1,5 Milliarden US-Dollar in Expansionisten investiert ist – also in Unternehmen, welche die Kohleindustrie weiter ausbauen, beispielsweise durch neue Kohlekraftwerke. Insgesamt fließen 38 Prozent der 1,2 Billionen US-Dollar in diesen Bereich. Und das, obwohl die Allianz SE seit letztem Jahr Mitglied der Net-Zero Insurance Alliance ist. Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss von großen Erst- und Rückversicherern, die bis 2050 sowohl ihr Versicherungs- als auch ihr Investmentgeschäft klimaneutral gestalten möchten.

Die Studienautoren betonen, dass es keine weitere Expansion der fossilen Energiebranche geben dürfe, um das Ziel einer maximalen menschengemachten globalen Erwärmung von 1,5 Grad bis zum Jahr 2100 nicht zu verfehlen. Julia Dubslaff, Finanzresearcherin bei Urgewald: „Die hohen Kohleinvestitionen bei der Allianz enttäuschen. Ihre Vermögensverwalter Pimco und AGI verhageln der Allianz die klimafreundliche Bilanz – höchste Zeit, gerade bei Pimco aufzuräumen!“

Allianz sieht Klimaziele nicht in Gefahr

Die Allianz-Gruppe sieht sich hingegen auf einem guten Weg. „Entscheidend für den Klimaschutz ist der Wandel der globalen Wirtschaft hin zu emissionsarmen Geschäftsmodellen. Dies wird in den nächsten zwei Jahrzehnten über den Zuwachs an erneuerbaren Energien bei gleichzeitigem Auslaufen von kohlebasiertem Strom im globalen Energiemix angetrieben“, erklärte eine Unternehmenssprecherin heute auf procontra-Nachfrage. Diesen Wandel würde die Allianz durch die Umsetzung des 1,5-Grad-Klimaziels in ihrem Kerngeschäft unterstützen.

Mit konkretem Blick auf die Schaden- und Unfallversicherung sowie die Anlage der Versichertengelder sei man dabei, die Treibhausgasemissionen in 5-Jahres-Schritten bis spätestens 2050 auf Netto-Null zu reduzieren, so die Sprecherin. Kohlebasierte Risiken in diesen Portfolien würden bereits bis 2040 schrittweise auslaufen. Bereits Ende 2029 soll der Schwellenwert des Jahresumsatzes aus dem Abbau von Kohle beziehungsweise dem Anteil der Stromerzeugung aus Kohle von aktuell 30 auf dann noch 5 Prozent gruppenweit (mit Ausnahme von Asien: 10 Prozent) gesunken sein. Dies gelte auch für Gelder, die die Asset Manager Pimco und AGI im Auftrag von Allianz-Versicherungsgesellschaften verwalten.

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