BaFin-Studie

Finanzwissen: Wo und bei wem es besonders hapert

Wie ist es um die Finanzbildung der Deutschen bestellt? Dieser Frage ging die BaFin nun nach und fand heraus, wo die größten Wissenslücken liegen. Diese variieren dabei stark nach Alter, Geschlecht und Bildungsabschluss.

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14:04 Uhr | 20. April | 2023
Finanzbildung

Insbesondere bei den Fragen zum Thema Zins und Zinseszins offenbarten viele Befragte Wissenslücken.

| Quelle: FabrikaCr

Wenn es um das Thema Finanzbildung der Deutschen geht, wird schnell auf das folgende Zitat einer Twitter-Userin aus dem Jahr 2015 verwiesen: „Ich bin fast 18 und hab keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen. Aber ich kann 'ne Gedichtsanalyse schreiben. In 4 Sprachen."

Um die Finanzbildung der Deutschen ist es folglich gruselig bestellt, auch weil das Thema Wirtschaft in den Lehrplänen der meisten Bundesländer keine Beachtung findet. Doch aufgrund einer Twitter-Nutzerin sollte man nicht automatisch auf alle Deutschen rückschließen. Die deutsche Finanzaufsicht BaFin hat sich mit dem Thema Finanzwissen nun ein wenig differenzierter auseinandergesetzt und geschaut, bei welchen Gruppen und bei welchen Themen große Wissenslücken bestehen.

10 Finanzfragen und eine Selbsteinschätzung

Hierfür wurden insgesamt 1.000 Erwachsenen zwischen 18 und 79 zehn Fragen gestellt. Darunter:  einfache Rechenaufgaben, Einzelfragen aus den Gebieten Zinsen, Inflation und zur Risikoeinschätzung von Finanzprodukten sowie der Digitalisierung. Zusätzlich sollten die Befragten ihre Finanzkompetenz selbst einschätzen. Überprüft wurde unter anderem, ob die Befragten das Prinzip des Zinseszinses verstehen oder ob sie wissen, dass Kryptowährungen kein gesetzliches Zahlungsmittel sind.

Ein Fünftel (21 Prozent) gab sich keinerlei Blöße, im Durchschnitt beantworteten die Befragten acht Fragen richtig. Knapp ein Drittel (31 Prozent) beantwortete weniger als acht Fragen korrekt. Vor allem Jüngere und Männer wussten durchschnittlich etwas mehr – zudem stellte die BaFin einen Zusammenhang zwischen der finanziellen Bildung und dem jeweiligen Bildungsabschluss fest. Menschen mit Abitur, Meistertitel oder Hochschulabschluss konnten durchschnittlich mehr Fragen richtig beantworten als diejenigen mit mittlerem Schulabschluss.

Das Finanzwissen variiert zudem von Thema zu Thema: Während die meisten (91 Prozent) zum Thema Inflation Bescheid wissen, sorgt das Thema Zinsen doch für mehr Schwierigkeiten. Eine Rechenaufgabe zum einfachen Zins am Beispiel eines festverzinslichen, gebührenfreien Sparkontos konnten 24 Prozent der Frauen und 12 Prozent der Männer nicht beantworten. Die Folgefrage nach dem Zinseszins beantworteten noch mehr Befragte falsch – auch hier waren Frauen in der Mehrheit. 

Insbesondere beim Thema Geldanlage schnitten Frauen schlechter ab als die männlichen Befragten. Ein Grund hierfür könnte sein, dass sich mehr Frauen (32 Prozent) als Männer (21 Prozent) bei der Altersvorsorge unter anderem auch auf ihren Partner verlassen.

Ergebnis zeigt Nachholbedarf

Insgesamt zeigt die Untersuchung nach Meinung der BaFin weiter Nachholbedarf. Schließlich sei Wissen der beste Schutz für Verbraucherinnen und Verbraucher, heißt es im aktuellen BaFin-Journal. Erfreulich ist somit, dass das Ergebnis gegenüber der letzten Befragung aus dem Jahr 2019 deutlich besser ausfiel.

Wie aussagekräftig die Studie ist, sei einmal dahingestellt, da nur sporadisch einzelne Fragen aus verschiedenen Themengebieten behandelt wurden. Das Thema Versicherungen findet sich zudem explizit nicht im Fragenkatalog wieder.

Auch die Bundesregierung sieht beim Thema Finanzbildung Handlungsbedarf und hat im März die Eckpunkte einer Finanzbildungsstrategie veröffentlicht. Auch die BaFin wirkt an dieser mit.