Aktienfonds: Mit 61 Euro monatlich die Rentenlücke schließen?

Das deutsche Vermögen wächst nur noch durch die eigene Sparleistung, nicht mehr durch Zinsen, besagt eine Studie. Rendite sei aber dringend nötig, um die Rentenlücke im Alter zu schließen. Laut der Erhebung reichen dafür 61 Euro im Monat.

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14:02 Uhr | 08. Februar | 2021
Mit Aktienfonds die Rentenlücke schließen: Reichen 61 Euro monatlich für die Altersvorsorge? Bild: Pixabay/Alexas_Fotos

Mit Aktienfonds die Rentenlücke schließen: Reichen 61 Euro monatlich für die Altersvorsorge? Bild: Pixabay/Alexas_Fotos

Die Deutschen sind ein Volk von Sparern. Allerdings hat das vergangene Jahrzehnt ihre Welt auf den Kopf gestellt. Wer monatlich etwas aufs Tagesgeldkonto oder gar aufs Sparbuch legte, konnte bei hoher Liquidität und maximaler Sicherheit auch auf eine attraktive Verzinsung bauen. Heute verlieren die deutschen Sparer auf diesem Wege im Schnitt 380 Euro im Jahr. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung von Union Investment. Andere Studien hatten zuvor ähnliche Minus-Renditen ausgerechnet.

Die Ursache ist simpel: Die Bundesbürger parken etwa 1,9 Billionen Euro auf Konten, die quasi null Zinsen bringen. Gleichzeitig nagt die Inflation jährlich mit ein bis zwei Prozent an diesen Geldern. Seit 2010 haben die Deutschen auf diese Weise in Summe einen Wertverlust von etwa 130 Milliarden Euro erlitten, heißt es in der Union-Investment-Studie. „Wenn die Menschen mit dem Girokonto sparen, dann kann man eigentlich nicht von Geldanlage, sondern nur von Geldablage reden“, kommentiert Giovanni Gay, Geschäftsführer bei Union Investment.

In solche Erhebungen fließen auch immer Milliardenbeträge ein, die beispielsweise Mieter oder Hauseigentümer als Notgroschen oder Rücklagen für die plötzlich kaputte Waschmaschine oder Reparaturen am Eigenheim ansparen. Wer aber seine Altersvorsorge über Spareinlagen auf dem Girokonto betreibt, dem legt Union Investment die kontinuierliche Geldanlage in Aktienfonds nahe.

Reicht es aus, nur jeden vierten Euro zu sparen?

In einer Beispielrechnung geht die Bank von einer angestellten 35-jährigen Person aus, deren Nettorente im Alter von 67 Jahren einer heutigen Kaufkraft von 1.200 Euro betragen wird. Nimmt man an, dass 80 Prozent des letzten Nettogehalts für die Versorgung im Alter ausreichen, beträgt die Rentenlücke jeden Monat rund 400 Euro. Bei einem erwarteten Rentenbezug von 15 Jahren entsteht also ein Fehlbetrag von 72.000 Euro.

Wer versucht, diese Lücke mit Girokontosparen auszugleichen, würde dafür in 32 Jahren monatlich 237 Euro zurücklegen müssen. Das entspricht aufgrund des Verlusts durch die Inflation 126 Prozent des Zielbetrags, also gut 90.000 Euro. Wer sein Geld hingegen in Aktienfonds steckt – die langjährige reale Durchschnittsrendite aller in Deutschland erhältlichen Aktienfonds beträgt laut Union Investment 6,2 Prozent vor Kosten und Steuern – müsse im selben Zeitraum nur 61 Euro monatlich sparen. Die eigenen Einlagen würden somit nur etwa ein Drittel des Zielbetrags ausmachen, der Rest entstünde durch Rendite, rechnet die Bank vor.

Eine Alternative zum Nullzinsland scheint also vorhanden. Doch hierzulande mangelt es weiterhin an der Bereitschaft, Geld in Aktien und Fonds zu investieren. Dazu tragen Meldungen über betrügerische Anlageberater genauso bei wie Kursverluste in Krisenzeiten. Mit den gezielten Kursveränderungen durch Crowd-Aktienkäufe, wie kürzlich im Gamestop-Fall, könnte ein neues Szenario entstanden sein, dass Anleger eher von der Börse abhält, als sie an sie heranzuführen.