Assekurata-Analyse: Lebensversicherer müssen auf Garantien verzichten, um erfolgreich zu bleiben
Corona zementiert das Niedrigzinsumfeld – eine Situation, die offenbar mittelfristig Garantieabbau in der LV auf den Plan ruft. In ihrer aktuellen Studie beleuchtet die Rating-Agentur Assekurata den Einfluss der Nullzinspolitik auf die Ertragskraft sowie die Puffer der Lebensversicherer.

Corona zementiert das Niedrigzinsumfeld. Mittelfristig ruft die Situation Garantieabbau in der LV auf den Plan, so Assekurata. Bild: Adobe Stock/ronstik
Seit nunmehr zehn Jahren sind Versicherer dazu verpflichtet, eine zusätzliche Rückstellung zu bilden, um auch in Niedrigzinszeiten die höheren Garantien aus früheren Jahren erfüllen zu können. Diese Zinszusatzreserve (ZZR) ist vor allem aus Verbrauchersicht also durchaus löblich und sinnvoll. Die jährliche Finanzierung solcher Reserven belastet die Anbieter allerdings immer stärker. Vor allem in der Neuanlage läuft der Auftrag, Garantieansprüche erfüllen zu müssen, dem Wunsch zuwider, chancenorientierter anzulegen.
Die Aussichten auf Besserung sind dabei mehr als trüb: Die Corona-Pandemie wird das Zinsniveau für weitere Jahre auf dem Nullpunkt zementieren – das hat die Deutsche Aktuarvereinigung kürzlich erneut bestätigt. Die Absicherung durch die Zinszusatzreserve wird also noch viele Jahre Milliarden erfordern, Ende 2019 waren es schon insgesamt rund 71 Milliarden Euro der Lebensversicherer, wie der procontra LV-Check 2020 ergeben hat.
Trotz Nullzins erleichterte ZZR-Finanzierung
Der neue Ertragskraft-Garantie-Check (EKG-Check), eine Studie der Rating-Agentur Assekurata, stellt nun ein scheinbares Paradoxon heraus: Denn die miserablen Zinsbedingungen und -aussichten verschaffen den Lebensversicherern zumindest kurzfristig sogar mehr Spielraum bei der Ausfinanzierung ihrer Zinszusatzreserve. Denn während die Zinsen in den Keller rauschen, steigen die Bewertungsreserven in den Handelsbilanzen an. Lebensversicherer können ihre ZZR-Zuführungspflicht bedienen, indem sie ihre Bewertungsreserven auflösen, also vorhandene festverzinsliche Anlagen aus ihren Kapitalanlagebeständen zu aktuell höheren Anleihepreisen verkaufen.
Grafik: Assekurata
Der von Assekurata berechnete EKG-Wert offenbart, inwieweit Anbieter insgesamt in der Lage sind, die Garantien inklusive der ZZR zu finanzieren. Dafür werden die wesentlichen Ertragskomponenten mit den Rechnungszinsen abgeglichen. Die Quote von 100-Prozent zeichnet dabei die untere Schwelle aus. Der aktuelle Marktdurchschnitt von 512,49 drückt damit eine fünffache Überdeckung der Rechnungszinsen dar – im vergangenen Jahr waren es rund hundert Prozentpunkte weniger.
Basis der Assekurata-Analyse sind Kennzahlen zu Ertrag, Sicherheit und Beständen von 70 Lebensversicherern auf Grundlage der Geschäfts- und Solvenzberichte sowie der Mindestzuführungsverordnungs-Veröffentlichungen der Unternehmen.
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